Recherche enthüllt: So viele mysteriöse Drohnen-Vorfälle gab es in Ihrem Bundesland

Nach mehreren Drohnensichtungen über Polen, Schweden, Dänemark und Schleswig-Holstein ist auch der Luftraum über Deutschland so stark betroffen wie nie zuvor. Laut einem Bericht der „Welt“ hat sich die Zahl der Drohnenüberflüge in einigen Bundesländern sogar verdreifacht.

"Wir stellen fest, dass es eine hybride Bedrohungslage gibt, die steigt", zitiert die Zeitung Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU). „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas Größeres passiert“, sagte ein Insider dem Blatt. Informationen über die Sicherheits- und Verteidigungspolitik und rüstungsrelevante Technologien stehen offenbar im Fokus der Drohnenflüge. 

Am Mittwoch wurde bekannt, dass die verdächtigen Drohnenflüge in Schleswig-Holstein offenbar gezielt kritische Infrastruktur wie ein Kraftwerk, das Universitätsklinikum Kiel und eine Thyssenkrupp-Werft ausspionieren sollten

Allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 wurden in Schleswig-Holstein 46 Drohnen gesichtet, wie die "Bild" berichtet.

So viele Drohnen wurden in Brandenburg und Niedersachsen gesichtet

Brandenburg beispielsweise meldet in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 schon 35 Sichtungen von Drohnen über militärischen Anlagen. Das ist laut den Medienberichten eine Verdreifachung im Vergleich zum gesamten Vorjahr.    

Auch rund um Industrieanlagen und Flughäfen registrierten die Sicherheitsbehörden Brandenburgs jeweils Drohnenvorfälle im mittleren einstelligen Bereich. Über der Bundeshauptstadt Berlin gab es in den ersten drei Monaten vier Drohnensichtungen. In den anderen Stadtstaaten gab es auch Vorfälle. Bremen meldet 19 Fälle, Hamburg 8.

So viele Drohnen-Vorfälle gab es in Bayern und NRW

Das Land Niedersachsen registrierte in diesem Jahr bisher „272 Vorfälle mit unbekannten Flugobjekten oder auffälligen Positionslichtern am Himmel“, wie die "Welt" weiter schreibt. Im Vergleich zum Vorjahr sollen es 131 Vorfälle im Zusammenhang mit kritischer Infrastruktur beziehungsweise militärischen Einrichtungen gewesen sein. „Die Polizei Niedersachsen verfügt gegenwärtig nicht über Technik zur Detektion und Abwehr von Drohnen, plant jedoch eine Beschaffung“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Die Drohnenabwehr ist eigentlich Aufgabe der Polizei der Länder. Innenminister Alexander Dobrindt will, dass das Aufspüren, Abwehren, Abfangen und Abschießen künftig an die Bundeswehr übertragen wird. Eine Gesetzesänderung dazu soll kommende Woche im Bundeskabinett beschlossen werden.

Drohnen: Darum ist Mecklenburg-Vorpommern als Ziel beliebt

Das Land Mecklenburg-Vorpommern lieferte der "Welt" detaillierte Angaben zu den genauen Orten der Drohnen-Sichtungen. In diesem Jahr verzeichneten die Behörden in dem Bundesland schon 68 Vorkommnisse rund um illegale Drohnen insgesamt. 

Mecklenburg-Vorpommern liegt an der Ostsee. Weil keine Nato-Länder überflogen werden müssen, ist das Land potenzielles Einfallstor für russische Ausspähaktionen. So gab es 2024 bereits Drohnenvorfälle. Eine Sichtung erfolgte beispielsweise rund um die Bundeswehrliegenschaft Putgarten und nahe einer nicht näher benannten Polizeiliegenschaft. Auch die kritische Infrastruktur an der Ostsee steht im Visier. 

In drei Fällen kreisten Drohnen über dem Industriehafen Lubmin. In Lubmin steht ein stillgelegtes Kernkraftwerk. In dem Ostseeort kam ebenso das Gas aus den inzwischen nicht mehr intakten Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 an. Behörden registrierten auch verdächtige Luft-Bewegungen nahe dem LNG-Terminal Mukran und eine Drohnen-Sichtung am Versorgungswerk für Nuklearanlagen in Rubenow.  

Die "Bild" berichtet über weitere Drohnensichtungen im ersten Quartal 2025 in alle 16 Bundesländern: Allein über dem in der Industrie starken Nordrhein-Westfalen gab es in den ersten drei Monaten 24 Sichtungen, über Rheinland-Pfalz 31 und über Bayern 30. In Sachsen kam es zu 14 Vorfällen. In Baden-Württemberg wurden in den Monaten Januar bis März 19 Mal Drohnen am Himmel gesehen.

Im Saarland (fünf), in Thüringen (eins), in Sachsen-Anhalt (2) und Hessen (drei) fielen die Drohnen-Sichtungen im ersten Quartal 2025 vergleichsweise überschaubar aus. 

Drohnenvorfälle in Deutschland: Besonders Flughäfen sind im Visier

Besonders im Visier stehen Flughäfen in ganz Deutschland. Die Deutsche Flugsicherung meldet in einem aktuellen Report, aus dem die "Welt" zitiert, 144 Behinderungen durch Drohnen in ganz Deutschland bis August dieses Jahres. 75 Prozent davon ereigneten sich im Großraum eines Flughafens. Diese Störungen werden in der Regel von Piloten startender oder landender Flugzeuge gemeldet, aber auch aus dem Tower des jeweiligen Flughafens beobachtet.

Am häufigsten traf es den größten Flughafen Frankfurt/Main mit 35 registrierten Drohnen-Behinderungen. Das war ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren, als es jeweils etwa 20 Drohnen-Vorfälle gab. 

Es folgen die Flughäfen Köln/Bonn (zwölf), Düsseldorf (neun), Hamburg (sechs) und Stuttgart (sechs). Drohnenflüge sind in Flughafennähe in einem Radius von 1,5 Kilometern verboten, weil sie Starts und Landungen gefährden können. 

Wer die Drohnen jeweils steuerte, geht aus dem Report der Flugsicherung nicht hervor. In einigen Fällen dürften Hobby-Piloten die Ursache gewesen sein. Doch in vielen Fällen bleiben die Herkunft und Motivation unklar.