Schülerforschungszentrum: Start in Miesbach besiegelt
Diese Unterschrift ist Schlussstrich und Startschuss zugleich: Mit dem Abschluss ihres Kooperationsvertrags starten der Landkreis und die Technische Universität München ihre Zusammenarbeit beim Schülerforschungszentrum in Miesbach. Nach neun Jahren wird eine Idee nun Realität.
Nach jahrelangem Werben und Planen ist es nun soweit: Das Schülerforschungszentrum in Miesbach startet im September. Gestern unterzeichneten Landrat Olaf von Löwis und Prof. Dr. Thomas F. Hofmann, Präsident der Technischen Universität München (TUM), dazu den Kooperationsvertrag zwischen Landkreis und Uni.
Dieses Abkommen ist Schlussstrich und Startschuss zugleich. Nach neun Jahren wird die Idee, die der damalige Leiter des Miesbacher Gymnasiums, Rainer Dlugosch, hatte, in die Tat umgesetzt. Sein Ansatz war, Schüler außerhalb von Unterricht und Notendruck für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – die sogenannten Mint-Fächer – zu begeistern und so langfristig die Zahl der Fachkräfte in diesem Bereich zu erhöhen. Damit beginnt nun ein neues Kapitel – nicht nur für den Landkreis als Sachaufwandsträger und die Schulstadt Miesbach, sondern auch für die Schulen im Landkreis. Denn der Standort in Miesbach soll offen sein für alle: von der Grundschule bis zum Gymnasium.
„Herausragend für die ganze Region“
Entsprechend begeistert zeigte sich Landrat Olaf von Löwis: „Das ist herausragend für die ganze Region.“ Seit 2015 sei das Schülerforschungszentrum ein Thema. Dlugosch habe die Idee „mit Vollgas vorangetrieben“, aber das Problem sei immer wieder das Geld gewesen. Bis 2021 Landtagspräsidentin und Stimmkreisabgeordnete Ilse Aigner (CSU) gekommen sei mit der Botschaft: „Wir haben einen Spender.“ Wie berichtet, geben Thomas und Cornelia Strüngmann 500 000 Euro. „Das war der Durchbruch“, sagte Löwis, „und das hat uns enorm motiviert.“ Auch die Hubertus Altgelt Stiftung engagierte sich finanziell, und der Konzern Sandoz beteiligte sich mit Sachspenden für die Laborausstattung. Hinzu kamen noch 240 000 Euro aus Landkreismitteln.
Aigner freute sich, dass man „einen deutlichen Schritt weiter gekommen“ sei. „Wahnsinnig viele Leute haben sich eingesetzt.“ Das Problem sei aber stets die Unterstützung für den ersten Anschub gewesen. Fachlich freute sich Aigner, „dass wir die TUM an unserer Seite haben“. Vielleicht könne man etwas von deren „großer Strahlkraft nach Miesbach umleiten“. Schüler für die Mint-Fächer zu begeistern sei auf jeden Fall wichtig für den Landkreis – auch um Fachkräfte für die Wirtschaft der Zukunft generieren zu können.
„Wir sind hier sehr gerne dabei“
TUM-Präsident Thomas F. Hofmann versicherte im Gegenzug: „Wir sind hier sehr gerne dabei.“ Aigner habe „mit viel Herzblut“ um die TUM geworben, weil ihr das Thema wichtig sei, und auch beim Wissenschaftsministerium sich für das nötige Personal eingesetzt. In vielen digitalen Runden habe man dann das Schülerforschungszentrum auf den Weg gebracht. Sehr positiv bewertete Hofmann: „Die Chemie zwischen den Beteiligten stimmt.“
Der TUM-Präsident wehrte sich auch gegen die negative Stimmung, gerade gegenüber Nachwuchskräften: „Ich habe viele tolle junge Leute kennengelernt. Wir müssen sie frühzeitig entdecken und motivieren.“ Auch ihn selbst habe Chemie im Unterricht nicht interessiert, dennoch habe er später Lebensmittelchemie studiert. „Es geht ums Ausprobieren.“
Biotechnologie und KI
Für die inhaltliche Umsetzung ist Prof. Dr. Claudia Nerdel als Projektleiterin zuständig. Sie vermittelte bereits jede Menge Tatendrang. So soll das Schülerforschungszentrum im kommenden Schuljahr mobil umgesetzt werden, bis es dann in die fertigen Räumen einziehen kann. „Dazu schwärmen wir aus an die Gymnasien“, sagte sie mit Blick auf Werner Oberholzner (Tegernsee) und Thomas Hofmann (Schulleitungsmitglied in Holzkirchen) im Publikum. Man sei offen für alle leistungsbereiten Schüler, nicht nur Gymnasiasten. Als Themenschwerpunkte hätten sich Biotechnologie und Künstliche Intelligenz (KI) herauskristallisiert.
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Laut Bürgermeister Gerhard Braunmiller wird die 250 Quadratmeter große Fläche im zweiten Obergeschoss des Alten Krankenhauses zum 1. Januar 2025 an den Landkreis übergeben. Bis dahin laufen die Bauarbeiten. „Der Wille bei allen ist da, daraus etwas Besonderes zu machen.“ Warum gerade Miesbach so überzeugend gewirkt habe, erklärte TUM-Kanzler Albert Berger: „Wir gehen nicht dort hin, wo es schön ist, sondern wo das Engagement und die Überzeugung passen.“ Man habe seit zehn Jahren in Berchtesgaden ein Schülerforschungszentrum, und das laufe wunderbar. „Und hier in Miesbach ist dieselbe positive Energie und Stimmungslage.“
ddy