Schön oder günstig? Stadtrat will bei Außentreppe fürs Alte Krankenhaus sparen
Ansprechende Architektur oder kostengünstige Lösung – beim Brandschutz für das Alte Krankenhaus in Miesbach liegt der Fokus klar auf den Finanzen.
Miesbach – Um bei der Unterbringung des geplanten Schülerforschungszentrums den Vorschriften zu genügen, muss die Stadt einen zweiten Rettungsweg einrichten. Dieser soll idealerweise am Ostflügel des Gebäudes, der zur Haidmühlstraße weist, angelegt werden. Doch es gibt zwei Haken: die Optik und das Geld.
Derzeit laufen die Planungen und Ausschreibungen für den Ausbau der Räume sowie die Fortschreibung des Brandschutzkonzepts. Bei Letzterem wird laut Verwaltung die Betriebsbeschreibung mit den Gegebenheiten bewertet – eine detaillierte Beschreibung liegt allerdings noch nicht vor.
Bis zu 30 Personen im Schülerforschungszentrum
Klar ist jedoch, dass die Teilnehmerzahl bei bis zu 30 Personen im künftigen Schülerforschungszentrum liegen wird, und für deren Rettung reiche die Drehleiter der Feuerwehr allein nicht aus. Deshalb ist ein zweiter baulicher Rettungsweg vonnöten. Umso mehr, weil die Schüler dem besonderen Personenkreis zuzurechnen seien und ein Labor betrieben werde.
Nach Rücksprache mit Kreisbrandrat Anton Riblinger hat sich die Notwendigkeit eines weiteren baulichen Rettungswegs verfestigt. Der Ansatz seitens der Verwaltung, über einen festmonierten Schlauch – ähnlich wie bei Flugzeugen – eine Außentreppe zu ersetzen, wurde mit Verweis auf geltende Vorschriften ausgeschlossen. Als Vorlage könnte nun die Außentreppe an der Westseite dienen, die im Jahr 2000 gebaut wurde. Mit einer solchen könnten auch die Klassenzimmer der Altenpflegeschule angebunden werden.
Kreisbaumeister pro gemauertem Treppenturm
Die Kosten für eine Stahlkonstruktion liegen bei 130.000 Euro. Kreisbaumeister Christian Boiger bewertete eine Stahltreppe laut Verwaltung bei einem Ortstermin aber als kritisch mit Blick auf den Bestand und sprach sich eher für einen gemauerten Treppenturm aus. Eine Kostenschätzung dazu liegt noch nicht vor.
„Wir müssen den Landkreis ins Boot holen“
Im Stadtrat kam dieser Ausgabenposten am Donnerstagabend nicht gut an. So wertete Paul Fertl (SPD) das Schülerforschungszentrum als „Upgrade fürs Gymnasium“, und dafür sei als Sachaufwandsträger der Landkreis zuständig. Vor allem bei einer Einhausung, die das Zwei- bis Dreifache der Stahlvariante kosten dürfte. „Wir müssen den Landkreis ins Boot holen, weil wir selbst in schwierigen Fahrwassern sind.“
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Bürgermeister Gerhard Braunmiller (CSU) wies darauf hin, dass der sogenannte Vermieterausbau Sache der Stadt sei. Dabei müssten die Räume in einen allgemein vorausgesetzten Zustand gebracht werden, um vermietet werden zu können. Die speziellen Anforderungen seien dann Sache der Mieter. Braunmiller kündigte aber an, dass er mit dem Landkreis über eine Kostenteilung reden werde. Dazu merkte Inge Jooß (SPD) an, dass das Schülerforschungszentrum ja offen für alle Schularten ist – also auch für die Mittelschule, und dafür ist wiederum die Stadt zuständig.
Kosten sind ausschlaggebend
Da der zweite Rettungsweg nicht förderfähig ist, sind für Zweite Bürgermeisterin Astrid Güldner (Grüne) die Kosten ausschlaggebend – zumal man wisse, dass „unser Kreisbaumeister gern das Nobligste mag“. Dennoch sollte man auf die Kosten schauen. Während sich Markus Baumgartner (CSU) gegen Flickwerk und deshalb für eine Einhausung aussprach, erinnerte Markus Seemüller (Freie Liste) an den Vorsatz aus der vorherigen Sitzung: „Wir bauen den Haushalt 2024 um das Warmfreibad. Das haben wir so beschlossen, und einen Tod müssen wir sterben. Entweder steigt der Landkreis ein, oder wir nehmen das Billigste.“
Als Kompromiss bot Manfred Burger (Grüne) an, die Einhausung nachträglich zu errichten, „falls es wirklich so schlimm aussieht“. Dritter Bürgermeister Franz Mayer (CSU) wiederum brachte eine „Spindeltreppe“ in Modulbauweise ins Spiel – „wir müssen anfangen, mit einfachsten Mitteln zu arbeiten“.
Hadern mit den Kosten
Alfred Mittermaier (CSU) forderte indes eine detaillierte Begründung, warum die günstigere Schlauchlösung nicht gehe: „Im Flieger geht’s, aber bei uns nicht. Bei uns heißt es immer: Darf’s ein bisschen mehr sein?“ Planer Thomas Schneider stellte in Aussicht, dass vielleicht durch das Einrichten einer Brandmeldeanlage Abstriche beim zweiten Fluchtweg denkbar seien.
Der Stadtrat stimmte bei einer Gegenstimme einer Brandschutzlösung zu. Über die Kosten wird mit dem Landkreis verhandelt, und auch die Schlauchlösung wird geprüft.
ddy