Auszeichnung für Natalie Geisenberger: Eine Ehrenbank auf dem Spielplatz

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Eine Bank als Anerkennung für ein unvergleichliches sportliches Lebenswerk hat Natalie Geisenberger (vorne) bekommen. Bürgermeister Gerhard Braunmiller gratulierte ihr ebenso wie (hinten v.l.) Stefan Griesbeck, Erhard Pohl, Aline Brunner und Franz Mayer. © THOMAS PLETTENBERG

Möglichkeiten, eine verdiente Person zu ehren, gibt es viele. Die Stadt Miesbach hat sich für eine ungewöhnliche Form entschieden: Sie würdigt das sportliche Lebenswerk ihrer Rennrodlerin Natalie Geisenberger mit einer Bank auf dem neuen Abenteuer-Inklusionsspielplatz.

Es war gestern Vormittag eine Ehrung im kleinen erlauchten Kreis. Gerade mal Bürgermeister Gerhard Braunmiller war erschienen, dazu Sportreferentin Aline Brunner und drei Mitglieder des Arbeitskreises Abenteuer-Inklusionsspielplatz, nämlich die beiden Stadträte Erhard Pohl und Stefan Griesbeck, der auch Geisenbergers Vorsitzender beim SV Miesbach ist, sowie Dritter Bürgermeister Franz Mayer. Dazu Ehrenbürgerin Natalie Geisenberger. Auf eine offizielle Rede wollte Braunmiller daher umso weniger verzichten, auch wenn die 36-Jährige da eher bescheiden zur Kürze mahnte. Was der Rathauschef aber nicht zuließ.

Jetzt zum Karriereende – Geisenberger hatte im September 2023 den Schlussstrich gezogen – könne die Stadt ihr Geschenk überreichen, um die Erfolge zu würdigen, mit denen die Miesbacherin den Namen ihrer Heimatstadt immer wieder hinaus in die Welt getragen habe. Sechsmal Gold bei Olympia, einmal Bronze. Neunmal Gold bei Weltmeisterschaften, fünfmal Silber, zweimal Bronze. Siebenmal Gold bei Europameisterschaften, sechsmal Silber, einmal Bronze. Und acht Gesamt-Weltcup-Siege im Einzelrennen. „Du bist eine von uns“, stellte Braunmiller fest. „Und du bist etwas Besonderes.“ Nämlich die bekannteste Sportlerin von Miesbach und somit auch Vorbild für viele Kinder und Jugendliche. Und nebenbei noch Deutschlands erfolgreichste Wintersport-Olympionikin.

Frei entscheiden

Den Wunsch, mit einer Bank geehrt zu werden, habe Geisenberger selbst geäußert. Auch den neuen Abenteuer-Inklusionsspielplatz habe sie ins Spiel gebracht, ergänzte Braunmiller, der der Geehrten dazu noch einen Blumenstrauß überreichte. Die Ehrung im kleinen Kreis: Sie ist irgendwie bezeichnend für die neue Natalie Geisenberger, die ihr neues Leben fernab des Leistungssports genießt. Seit sie mit dem Rennrodeln begonnen hatte, sei ihr Leben nach dem Terminplan gelaufen, den der Leistungssport ihr vorgegeben habe. Jetzt könne sie frei entscheiden – und spontan auch mal etwas anderes machen.

Weiter bei der Bundespolizei?

Langweilig wird der 36-Jährigen jedenfalls nicht. Sie wolle auf jeden Fall bei der Bundespolizei in Bad Endorf bleiben. Aktuell laufen die Gespräche dazu, wie sie dort im Sport bleiben kann. „Da leben alle den Leistungssport“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. „Und es ist mittlerweile eine Familie für mich.“ Zu der sie seit nunmehr 18 Jahren – seit 2006 – gehöre.

„Nicht mehr aus dem Koffer leben“

Auch Einsätze als TV-Expertin könne sie sich vorstellen, aber nicht regelmäßig, stellt Geisenberger klar: „Eine ganze Saison will ich nicht machen. Ich will nicht schon wieder aus dem Koffer leben.“ Das sei auch der Grund, warum sie auch nicht als Trainerin einsteigen wolle. Ihren Platz sieht sie bei ihren Kindern und der Familie in Miesbach und ihrem Job in Bad Endorf, der mit 40 Minuten Fahrzeit gut machbar sei.

Elternzeit genießen

Vorerst ist aber noch Elternzeit angesagt. Und dazu gehört es, die Freiheit in der Tagesgestaltung – so dem keine Termine entgegenstehen – zu genießen. „Früher“, erzählt die ehemals weltbeste Rodlerin, „war jede Minute verplant. Heute schaue ich in der Früh einfach, wie es meinen beiden Kindern geht.“ Dabei gebe es viele neue Dinge zu entdecken, die im Leistungssport keinen Platz hatten: Plätzchenbacken zum Beispiel oder sich im Herbst einfach über das bunte Laub freuen. Mit ihren letzten olympischen Winterspielen in Peking, sagt Natalie Geisenberger, habe sich ihr Buch Leistungssport geschlossen. Nun beginne ein neues Buch mit dem Titel Familie. „Alles hat perfekt gepasst“, sagt sie zufrieden. Jetzt gebe es viele neue Kleinigkeiten zu entdecken. Gerne auch auf ihrer Bank auf dem Spielplatz.

ddy

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