Der Flugplatz Kempten/Durach feierte seinen 90. Geburtstag. Beim Festakt konnte man viel über die Geschichte des höchsten Landeplatzes in Deutschland erfahren.
Kempten/Durach – Für Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle ist die Erinnerung an seinen ersten Flug mit einem E-Flugzeug im vergangenen Jahr noch immer gegenwärtig und so lobte er in seiner Laudatio zu 90 Jahre Flugplatz Kempten-Durach das Bemühen der Verantwortlichen der Landeplatzgesellschaft mbH Kempten-Durach die Fliegerei im Allgäu mit dem Bau einer E-Tankstelle umweltschonender gestaltet zu haben. „Wir bauen keine Luftschlösser“, so Kiechle.
Die Landeplatzgesellschaft hatte zu dem Festakt in das Thomas-Dachser-Auditorium eingeladen. Viele Freunde und Weggefährten der letzten Jahrzehnte des Flugplatzes hatten sich eingefunden, um sich noch einmal an die Geschichte und die herausragenden Persönlichkeiten rund um den Flugplatz zu erinnern. Das Programm wurde durch einen Sketch der Kindertheatergruppe um Katharina Kempter eröffnet. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Sängerin Gertrud Hiemer-Haslach und der Pianist Franz Günthner.
Höchster Flugplatz in Deutschland
Mit 713 Meter über dem mittleren Meeresspiegel ist der Flugplatz Kempten-Durach der höchstgelegene Flugplatz in Deutschland. Bekannt ist er für sein einzigartiges Landschaftspanorama, sein Flugplatzcafé und seinen Tower, der zwar über kein Radar verfügt, wie der Moderator des Abends Peter Januschke zu berichten wusste, „…wohl aber über Ferngläser“.
Kempten-Durach hat einen Kreuzbahnverkehr mit den Graspisten 25/07 mit 850 Metern Länge und 34/16 mit 900 Metern Länge. Zugelassen ist der Flugplatz für Luftfahrzeuge bis 5,7 Tonnen, für Hubschrauber und Ballone. Die Hauptflugrichtung ist bei schwachem Wind Richtung Westen und Süden. Seit 2018 hat auch der Rettungshubschrauber „Christoph 17“ auf dem EDMK seine dauerhafte Heimstätte gefunden. EDMK ist der „International Civil Aviation Organization-Code“ für den Flugplatz Kempten-Durach.
Bewegte Geschichte
Ein Dokumentarfilm erzählte am Abend über die lange Geschichte des Flugplatzes. 1934 wurde auf Initiative des damaligen Kemptener Bürgermeisters Otto Merkt ein geeigneter Standort für den Flugplatz gefunden. Im selben Jahr fand zwischen dem Sulzberger Öschlesee und Durach der erste Schleppflug statt. Zudem wurde vor Ort die erste Halle errichtet und 1935 Kempten-Durach als Privatlandeplatz in München angemeldet. In der Zeit der Nationalsozialisten diente der Flugplatz als Landeplatz für Sportflieger und Schüler der Ordensburg Sonthofen.
1950 gründete sich die Luftsportgruppe Kempten und 1955 erhielt der Flugplatz erstmals die Genehmigung für Motorflugzeuge. Der prägnante Tower wurde 1959 errichtet. 1986 ereignete sich ein durch Brandstiftung verursachter Großbrand, bei dem ein Hangar mit 22 Maschinen in Flammen aufging. Die Brandstifter konnten bis heute nicht ermittelt werden. Den meisten Menschen aber dürfte der Flugplatz über den Schauspieler Heinz Rühmann bekannt sein. Der stand für die Ufa Filmreihe „Quax, der Bruchpilot“ Mitte der 40er-Jahre auf dem Flugplatz Kempten-Durach vor der Kamera.
Luftfahrt-Persönlichkeiten
Höhepunkt des Abends war ein Interview mit drei Persönlichkeiten, die an der Geschichte des Flugplatzes Kempten-Durach mitgeschrieben haben. Moderator Peter Januschke sprach mit dem Ausbildungskapitän der Lufthansa Alexander Wild, der sowohl den A 380 wie A 350 fliegt, mit dem Kunstpiloten und Red-Bull-Weltmeister Matthias Dolderer sowie dem Astronauten und Testpiloten Klaus Dietrich Flade. Flade flog für die Bundeswehr unter anderem den Starfighter und war Mitglied der russischen MIR’92-Mission. Mit den Gästen sprach Januschke über Begriffe wie Abenteuer, Ehrgeiz, Angst, Verantwortung und Leidenschaft. Alle drei Piloten hatten während ihrer Karriere Bezugspunkte zum Flugplatz Kempten-Durach. Für Freunde der Fliegerei wird es vom 4. bis 6. Juli ein großes Flugplatzfest geben.
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