Weil Kassen nicht mehr zahlen: Immer mehr Operationen nur noch ambulant

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Das neue Team: (v.l.) Der stellvertretende Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH, Claus Rauschmeier, sowie Gerda Hutter und Dr. Rolland Rosniatowski, kaufmännische Leiterin und ärztlicher Leiter des ambulanten OP-Zentrums. © Sebastian Tauchnitz

Dr. Rolland Rosniatowski ist neuer ärztlicher Leiter des ambulanten OP-Zentrums im „SOGesund“ in Schongau. „Qualität, Sicherheit und Ruhe“ sollen dem neuen Angebot zum Erfolg verhelfen.

Landkreis - Die Zeiten ändern sich. Operationen, für die man früher zwei, drei Tage stationär im Krankenhaus verbringen musste, werden heute ambulant durchgeführt. Die Gründe dafür sind verschieden. Auf der einen Seite ist da der Fortschritt in der Medizin, der dafür sorgt, dass immer mehr Eingriffe mittlerweile minimalinvasiv erfolgen, weit weniger geschnitten wird als früher. Und da ist auch der finanzielle Druck der Krankenversicherungen, die bei immer mehr Operationen nur noch die Kosten für den ambulanten Eingriff, aber nicht mehr für den stationären Aufenthalt bezahlen.

Es gebe eine Liste mit derartigen Operationen, sagt Gerda Hutter, kaufmännische Leiterin des ambulanten OP-Zentrums am „SOGesund“ in Schongau. Allein zum Jahreswechsel würden 200 weitere Eingriffe auf dieser Liste landen. Das sei die neue Realität und damit müsse man sich arrangieren, setzt Claus Rauschmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, hinzu.

„Kunden“ sind die Ärzte, die die OPs nutzen

„Wenn wir Eingriffe, die ambulant erfolgen sollen, dennoch wie früher stationär durchführen, beginnen wir, bereits an der OP-Schleuse Geld zu verlieren“, erklärt er. Die GmbH habe im Zuge ihres Transformationsprozesses auf die neue Situation reagiert. Das Schongauer Krankenhaus wurde geschlossen. An ihrer Stelle betreibt die GmbH seit März das „SOGesund“ mit einem Medizinischen Versorgungszentrum, einer Notfallambulanz und dem ambulanten OP-Zentrum.

Letzteres hat mit Dr. Rolland Rosniatowski seit Anfang November einen ärztlichen Leiter. Er soll dafür sorgen, dass die Kunden sich wohlfühlen. Mit „Kunden“ seien aber nicht die Patienten gemeint, sondern die Ärzte, die die OPs nutzen, führt Rosniatowski aus. „Sind die Ärzte zufrieden, leisten sie gute Arbeit und die Patienten profitieren.“

In den vergangenen Monaten wurde hart gearbeitet. Denn ein ambulanter OP unterscheide sich deutlich von einem Krankenhaus-OP. Nicht im medizinischen Bereich oder bei der Ausstattung, sondern bei den Strukturen und Abläufen. Alles habe überdacht, angepasst oder erneuert werden müssen – von der Organisation über die Software bis zur Abrechnung.

Auslastung soll stetig gesteigert werden

Die ambulanten OPs können sich niedergelassene Ärzte, die Chirurgen, die beim MVZ fest angestellt sind, und Krankenhausärzte aus Weilheim für eine bestimmte Zeit buchen. Wenn sie dann kommen, um ihre Eingriffe durchzuführen, müssen sie sich um nichts mehr kümmern. Der OP ist steril und einsatzbereit, der Anästhesist und das OP-Personal stehen bereit. Wenn der Eingriff vorbei ist, wird mit großer Sorgfalt, aber sehr zügig der OP für den nächsten Eingriff vorbereitet.

Ziel sei es, die beiden OPs möglichst gut auszulasten, so Rauschmeier. Derzeit werde ein OP montags bis freitags, einer zusätzlich an zwei Wochentagen genutzt. Ziel sei es, beide OPs an allen Wochentagen auszulasten. Pro Saal und Tag rechnet das „SOGesund“ mit acht bis zehn Eingriffen.

Dr. Rolland Rosniatowski, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und ärztlicher Leiter des ambulanten OP-Zentrums in Schongau.
Dr. Rolland Rosniatowski, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und ärztlicher Leiter des ambulanten OP-Zentrums in Schongau. © Sebastian Tauchnitz

Auch für die Patienten habe das neue Konzept viele Vorteile, wirbt Rosniatowski. Der Ablauf sei für sie sehr gut nachzuvollziehen. Ein ambulanter Eingriff gliedere sich in drei Phasen: Vorbereitung, Eingriff und Nachbereitung. Der Patient meldet sich beim niedergelassenen Chirurgen, dort wird der Eingriff genau besprochen. Im Anschluss bucht der Chirurg einen Termin für einen OP im Ambulanzzentrum und überweist den Patienten zum Anästhesisten am MVZ in Schongau. Dort wird das Vorgespräch geführt.

Am Tag des Eingriffs meldet sich der Patient im MVZ, zieht sich um und wird in den OP gebracht. Danach wird er im Aufwachraum genau beobachtet und untersucht, bekommt, falls nötig, gleich Schmerzmittel und ein Rezept ausgehändigt und kann, wenn keine Komplikationen auftreten, den Heimweg antreten.

Das alles unterscheide sich deutlich von den bisher üblichen stationären Eingriffen, so Rosniatowski. Die Patienten könnten sich ihren Arzt aussuchen, viele würden auch gar nicht mehr lange im Krankenhaus bleiben wollen, sondern lieber nach Hause fahren. Auf der anderen Seite würden aber auch viele Sicherheitsmechanismen, die ein stationärer Aufenthalt hatte, fehlen. „Deswegen ist es immens wichtig, dass die Patienten im Aufwachraum genau untersucht und aufgeklärt werden, wohin sie sich wenden sollen, wenn doch daheim Komplikationen auftreten würden.“

Station mit 42 Betten als Alleinstellungsmerkmal

Das „SOGesund“ biete da aber noch eine zusätzliche Absicherung, die die meisten anderen Ambulanzzentren, die wie Pilze aus dem Boden schießen, nicht hätten, so der ärztliche Leiter: Im „SOGesund“ gibt es nach wie vor eine komplett ausgestattete Station mit 42 Betten. „Wenn der Arzt bei der Untersuchung im Aufwachraum das Gefühl hat, dass der Patient noch beobachtet werden sollte, dann kann er ihn sofort stationär einweisen.“

Auch wenn die Patienten selbst lieber noch eine Nacht auf Station bleiben würden, sei das kein Problem. Gegen eine Zahlung von 98,10 Euro wäre das möglich, so Rauschmeier weiter.

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