Kommt ein Handwerkerwinkel neben den Friedhof?
Flächen für Gewerbeansiedlungen sind in Peißenberg rar. Eines der wenigen Areale, die für eine Erschließung in Frage kommen, ist die ehemalige Friedhofserweiterungsfläche zwischen Holzer- und Weilheimer-Straße. Der Marktrat hat nun den Startschuss für die Bauleitplanung gegeben. Doch ganz unumstritten ist das Thema nicht.
Peißenberg – Die Bestattungskultur befindet sich im Wandel. Immer häufiger wird auf die klassische Erdbestattung verzichtet oder es werden Grabstellen nicht verlängert. Für Friedhofsbetreiber wie die Marktgemeinde hat das zur Folge, dass sie keine Probleme mehr beim Raumbedarf hat. Für den Friedhof von St. Johann soll östlich des Bestattungsgeländes zwar noch ein kleiner Puffer vorgehalten werden. Doch die Fläche im Zwickel zwischen Holzer- und Weilheimer-Straße wird – anders als vor vielen Jahren noch gedacht – nicht mehr für Friedhofszwecke benötigt. Deshalb gibt es von Seiten des Grundstückseigentümers, dem Markt, schon seit geraumer Zeit Überlegungen, das rund 13 000 Quadratmeter große Flurstück für Gewerbezwecke zur Verfügung zu stellen.
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In der jüngsten Marktratssitzung wurde mit breiter Mehrheit beschlossen, einen Bebauungsplan mit dem Titel „Östlich des Gemeindefriedhofs zwischen Holzerstraße und Weilheimer Straße“ aufzustellen. Entschieden ist damit freilich noch nichts. Ob auf dem Gelände eine Erschließung für Gewerbe möglich ist, wird sich erst im Bauleitverfahren zeigen. Die Festlegung des Geltungsbereichs für die Aufstellung eines Bebauungsplans ist aber ein erster Schritt und Fingerzeig. Gebietsaufteilung und Zufahrten müssen nun detailliert geplant werden.
Areal liegt an exponierter Stelle
Ein Prüfungspunkt im Bauleitverfahren werden unter anderem die örtlichen Sichtachsen sein. Das Areal liegt an exponierter Stelle am östlichen Ortseingang und in der Nähe der denkmalgeschützten Maria-Aich-Kirche. Im vorberatenden Bauausschuss wurden diesbezüglich Bedenken geäußert – unter anderem von Bernd Schewe (SPD; „den ortsbildprägenden Blick auf die Maria-Aich-Kirche wird man so nicht mehr haben“) und von Matthias Bichlmayr (Grüne): „Wir haben nicht so viele schöne Ortsansichten.“ Eine Gewerbeansiedlung müsse deshalb „optisch verträglich und mit geringer Flächenversiegelung“ geplant werden.
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Im Marktrat stimmte lediglich Michele D`Amico (Grüne) gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans. Kritisch äußerte sich jedoch auch dessen Fraktionskollege Matthias Reichhart – allerdings mehr auf allgemeiner Ebene. Nach wie vor sei in der Gewerbeflächenpolitik der Gemeinde „keine Strategie zu erkennen“: „Ich bin nicht gegen ein Gewerbegebiet an der Stelle. Aber es muss Hand und Fuß haben.“ Derzeit werde nur „gestückelt“ geplant – unter anderem am ehemaligen Grillo-Parkplatz. Auch dürfe man die „großen Probleme im Peißenberger Einkaufspark“ (dem Vernehmen nach will REWE den dortigen Filialstandort verlassen; Anm. d. Red.) nicht vergessen. Zudem sei es ratsam, eine Analyse anzustellen, ob und wie viel Bedarf es für Gewerbeflächen geben würde. Kein Geheimnis ist, dass ein örtlicher Elektrobetrieb an den östlichen Ortsrand neben den Friedhof aussiedeln möchte. Doch das, so hieß es im Marktrat, sei nicht die einzige Anfrage.
Räte sind geteilter Meinung
Ein klares Plädoyer für eine Gewerbeansiedlung im Zwickel zwischen Holzer- und Weilheimer-Straße und der Aufstellung eines Bebauungsplans kam von Cornelia Wutz (Bürgervereinigung; „alles andere wäre ein falsches Zeichen an die Unternehmer“) und von Robert Halbritter (SPD). Der Vize-Bürgermeister sprach von einem „Handwerkerwinkel“, der in relativ kurzer Zeit auf der ehemaligen Friedhofserweiterungsfläche entstehen könnte. Beim geplanten Gewerbegebiet-Ost werde sich indes auch in den nächsten zehn Jahren vermutlich nichts tun.
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„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass – das geht in der Frage nicht.“
„Ein klares Ja“ kam auch von Jürgen Forstner (Freie Wähler). Der Vorteil der Fläche östlich des Friedhofs sei, dass die Gemeinde der Eigentümer sei: „Dadurch sind wir handlungsfähig.“ Und man könne ein Gewerbegebiet ja auch schöner gestalten als das Gewerbegebiet in Achalaich, das in den zurückliegenden Jahren zwischen Polling und Weilheim entstanden ist.
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