Burggen ist Zweiter im Landkreis – bei der Pro-Kopf-Verschuldung

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Am Ende der Bürgerversammlung gab es für Burggens Bürgermeisterin Sandra Brendl-Wolf noch ein Dankeschön und einen Blumenstrauß von ihrem Stellvertreter Johann Welz. © Christine Wölfle

Wie es derzeit um die Gemeinde Burggen bestellt ist und was sie noch vorhat, das präsentierte Bürgermeisterin Sandra Brendl-Wolf den rund 70 interessierten Bürgern bei der Bürgerversammlung. Und danach hatten diese das Wort.

Burggen – Aktuell leben 1749 Menschen in Burggen. Das sind 24 mehr als noch im Jahr zuvor. Vieles läuft gut in der kleinen Gemeinde im Westen des Landkreises, wie beispielsweise die örtliche Bücherei, ein echtes Aushängeschild.

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Wären da nicht die Finanzen: „Unsere Steuerkraft liegt derzeit bei 811 Euro je Einwohner“, verkündete Bürgermeisterin Sandra Brendl-Wolf bei der Bürgerversammlung. Mit diesem Wert liegt Burggen auf dem drittletzten Platz (32) des Landkreises Weilheim-Schongau. Nur in Wildsteig und in Rottenbuch ist die Finanzkraft noch schwächer.

Rund 70 Burggener lauschten bei der Bürgerversammlung aufmerksam den Ausführungen ihrer Bürgermeisterin in der Turnhalle in Burggen.
Rund 70 Burggener lauschten bei der Bürgerversammlung aufmerksam den Ausführungen ihrer Bürgermeisterin in der Turnhalle in Burggen. © Christine Wölfle

Zum Vergleich: Auf Platz eins liegt Penzberg mit 2448 Euro je Einwohner. Deshalb sind die sogenannten Schlüsselzuweisungen, also die Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich, die zweitgrößte Einnahmequelle im Verwaltungshaushalt der Gemeinde Burggen, der heuer ein Gesamtvolumen von 3,8 Millionen Euro aufweist. Zwar sei die Einkommensteuerbeteiligung, die größte Einnahmequelle, im laufenden Jahr gestiegen (von rund 1,13 Millionen Euro auf rund 1,6 Millionen). „Doch alles, was wir mehr einnehmen, wird durch steigende Kosten aufgefressen“, musste Brendl-Wolf einräumen.

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Dazu zählen unter anderem steigende Personal- und Energiekosten. Und die Kreisumlage, der größte Posten bei den Ausgaben, wird auf Dauer nicht sinken. Auch die Umlage an die Verwaltungsgemeinschaft Bernbeuren schlägt heuer mit einem deutlichen Plus zu Buche: 327 000 Euro muss die Gemeinde dafür aufbringen. Vergangenes Jahr waren es noch 256 000 Euro. „Da wurde noch ein Teil aus den Rücklagen entnommen, um die Gemeinden zu entlasten. Aber das fällt heuer weg“, erklärte die Bürgermeisterin.

Unrühmliche Top-Platzierung

Die allgemeinen Rücklagen der Gemeinde Burggen schrumpfen ebenfalls, der Schuldenstand hingegen steigt auf knapp 3,2 Millionen Euro. Das ergibt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1842 Euro. Damit liegt Burggen auf Platz zwei im Landkreis. Eine Top-Platzierung, auf die man gerne verzichten würde.

Ein Faktor bei den Schulden ist und bleibt das Dorfgemeinschaftshaus. Bis jetzt wurden dafür 5,38 Millionen Euro ausgegeben, aber noch liegen nicht alle Rechnungen vor. „Wir hatten bis jetzt drei Bauinsolvenzen, aktuell vom Fliesenleger. Das ist bestimmt Rekord“, mutmaßte Brendl-Wolf und seufzte. Die Vereine sind trotzdem seit März drin, aber eine offizielle Eröffnung kann es erst geben, wenn der Bau in allen Bereichen abgeschlossen ist. Eben auch bei den Rechnungen.

Dennoch Planungen für die Zukunft

Nichtsdestotrotz plant die Gemeinde in die Zukunft – wenn auch vorsichtig: Bei der Wasserversorgung wird ein Sanierungs- und Strukturkonzept sowie eine Verbundlösung mit Schongau erarbeitet. Die Kläranlage braucht einen neuen Rechen, und der Kindergarten soll umgebaut werden. Auch die Bestuhlung für das Dorfgemeinschaftshaus steht noch aus. Doch da hatte ein Bürger die Idee, ein Spendenkonto einzurichten. Dem will die Gemeinde auf jeden Fall nachgehen und eine Umsetzung ausarbeiten.

Beim Thema erneuerbare Energien gab es nichts Neues von der Bürgermeisterin zu vermelden. Man habe zwei Suchräume für Windkraftanlagen ausgewiesen, wie von der Regierung gefordert. Beim Thema Freiflächen-Photovoltaik㈠anlagen sei man vorsichtig. Wohl auch aufgrund des Bürgerentscheids in der Nachbargemeinde Ingenried. „Mit der Stromerzeugung auf privaten Flächen und im Energiepark produzieren wir momentan mehr Strom, als wir verbrauchen“, rechnete Brendl-Wolf vor.

Erfolgreicher Rosstag

Mit einem positiven Thema beendete die Bürgermeisterin ihren Vortrag: „Der Rosstag hat heuer einmal mehr gezeigt, wie gut der Zusammenhalt bei uns funktioniert. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an diese schönen Tage denke.“ Und damit diese nicht bröckelt, hatten im Anschluss die Bürger das Wort, denn „nur durch Eure Anregungen und auch kritischen Gedanken können wir weiterarbeiten“, ermunterte Brendl-Wolf die Anwesenden.

Fragen und Antworten

Warum geht beim Thema Freiflächen PV-Anlagen nichts weiter seit dem Grundsatz-Beschluss vor zwei Jahren?

Brendl-Wolf: Wir tun uns schwer, geeignete Flächen zu finden. Die landwirtschaftliche Nutzung hat bei uns absoluten Vorrang. Manches braucht halt einfach seine Zeit.

Zum selben Thema: Dadurch könnte man aber auch Gewerbesteuern einnehmen, warum weigert sich die Gemeinde trotz der hohen Pro-Kopf-Verschuldung?

Wir weigern uns nicht, aber wir sehen die Potenziale eher erst einmal in der Stromproduktion auf privaten Flächen oder beispielsweise der Überbauung von bereits versiegelten Flächen wie Parkplätzen mit PV-Anlagen.

Stimmt es, dass die Gemeinde Bernbeuren unsere Weichberg-Quelle haben will?

Nein, da ist keiner an uns herangetreten. Und das würden wir auch nicht zulassen, die geben wir sicher nicht her.

Wie ist der Stand bei den Regenwasser-Kanälen? Die sollten doch seit Jahren ertüchtigt werden?

Die Kanäle werden nur Schritt für Schritt befilmt, weil das auch eine teure Angelegenheit ist. Bis jetzt sind sie aber in Ordnung.

Bei den beiden Bauplätzen in Tannenberg, die noch zu vergeben sind, gibt es eine Bewerbungsfrist bis 6. Dezember. Warum ist das jetzt so dringend?

Weil es bereits Bewerbungen gibt. Aber von außerhalb, die nicht ins Einheimischen-Modell fallen.

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