Trump kündigt neue Zoll-Sätze für EU-Importe in USA an – aber manche Produkte sind ausgenommen

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Die EU bekommt von Donald Trump mitgeteilt, in welcher Höhe er künftig Zölle auf ihre Produkte verhängen will. Dies gilt aber nicht für alle Sparten.

Brüssel – Donald Trump hatte mal wieder etwas zu verkünden. Diesmal ging es um die Höhe der künftigen Zölle auf Einfuhren aus der EU. Wie üblich verbreitete der US-Präsident die Neuigkeit über seinen Social-Media-Dienst Truth Social. Demnach verlangt er für Importe aus dem europäischen Staatenbund ab dem 1. August einen Aufschlag von 30 Prozent.

Den entsprechenden und auf den 11. Juli datierten Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen veröffentlichte Trump ebenso auf seinem Account wie das Schreiben an Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum. Allerdings wird dieser Zinssatz nicht für alle EU-Produkte gelten. Was mit der jüngeren Vergangenheit zusammenhängt.

Neue Trump-Zölle für EU-Produkte: Autos, Stahl und Aluminium sind von Regelung ausgenommen

Im Rahmen seines „Liberation Day“ hatte Trump Anfang April noch Zölle von 20 Prozent auf Importe aus der EU angekündigt. Diese setzte er jedoch vorerst aus und verlängerte die Frist für eine Einigung dann noch einmal. Lediglich für bestimmte Sparten verhängte der Republikaner bereits Aufschläge auf Einfuhren. Importe von Autos und Autoteilen wurden so mit jeweils 25 Prozent belegt, bei Stahl- und Aluminiumprodukten waren es jeweils 50 Prozent.

Importe aus der EU im Anmarsch: US-Präsident Donald Trump hat eine Antwort auf das Handelsdefizit und die lautet Zölle. © IMAGO / Anadolu Agency, IMAGO / Wolfilser

Für eben jene Warengruppen greifen die nun verkündeten 30-Prozent-Zölle nicht, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Das Weiße Haus habe auf ihre Anfrage, ob Autos, Stahl und Aluminium von den Importaufschlägen ausgenommen seien, geantwortet: „Korrekt, sektorale Zölle werden separat behandelt und nicht kumuliert.“

Trump lockt deutsche Autobauer in die USA: Audi könnte BMW und Mercedes folgen

Folglich hätten Autos und Autoteile ab 1. August beim Export von der EU in die USA einen geringeren Zollsatz zu verkraften als so ziemlich alle anderen Produkte. Trump verfolgt mit seiner grundsätzlichen Zoll-Politik das Ziel, die US-Wirtschaft zu stärken und ausländische Unternehmen ins Land zu holen. Die deutsche Autobranche nimmt er dabei besonders ins Visier, betonte schon während des Wahlkampfes: „Ich will, dass deutsche Autokonzerne zu amerikanischen Autokonzernen werden. Ich will, dass sie ihre Fabriken hier bauen.“

Wie es aussieht, geht sein Plan in dieser Hinsicht auf. Audi soll über den Bau eines eigenen Werkes in den USA nachdenken. Bislang nutzen die Ingolstädter für den Markt in den Vereinigten Staaten eine Fabrik in Mexiko, doch auch der südliche Nachbar blieb nicht von Trumps Zöllen verschont. Noch kurz nach der Ankündigung der Zusatzzölle hatte die VW-Tochter Exporte ins Trump-Land auf Eis gelegt. Die Konkurrenz von BMW und Mercedes verfügt längst über Produktionsstätten vor Ort.

Deutschland und der Handel mit den USA: Wichtigste Partnerschaft für Bundesrepublik

Die deutsche Wirtschaft, die ohnehin kriselt, würde an diesen Entwicklungen schwer zu schlucken haben. Wie neueste Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, waren die USA im Jahr 2024 der wichtigste Außenhandels-Partner der Bundesrepublik. Den vorläufigen Ergebnissen zufolge wurden Waren im Wert von knapp 161,4 Milliarden Euro in die USA exportiert, der Außenhandelssaldo betrug fast 70 Milliarden Euro. Beides sind Topwerte für Deutschland.

Das Statistikamt Eurostat weist für die 27 Staaten der EU insgesamt Exporte in die USA in Höhe von 531,6 Milliarden Euro aus. Der Saldo wird mit 198,2 Milliarden Euro angeben. Kurzum: Deutschland und die EU profitieren vom Handel mit den USA finanziell deutlich mehr als es andersherum der Fall ist.

Trumps Zölle auf EU-Produkte

25 Prozent auf Autos und Autoteile

50 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte

30 Prozent auf andere EU-Waren (ab 1. August)

Trump legt neue EU-Zölle fest: US-Präsident betont „eines der größten Handelsdefizite“

Das ist auch Trump bewusst. Und es gefällt ihm gar nicht. In seinem Schreiben an von der Leyen kommt er direkt darauf zu sprechen, dass es zwischen den USA und der EU enge Handelsbeziehungen gebe, „obwohl wir gegenüber Ihnen eines der größten Handelsdefizite aufweisen. Trotzdem haben wir uns dazu entschlossen, weiterzumachen – aber nur mit einem ausgeglicheneren und fairen Handel.“ Das Handelsdefizit führt er unter anderem auf EU-Zölle und auch Handelsbarrieren zurück.

Trump stellt auch klar, dass seine neuen 30-Prozent-Zölle noch immer nicht ausreichen würden, um dieses Handelsdefizit auszugleichen. Zudem sendet er diese Warnung: „Sollten Waren umgeladen werden, um einen höheren Zoll zu umgehen, unterliegen sie einem höheren Zoll.“

Viele Autos auf einem großen Platz
Für sie gilt der neue Zoll-Satz von Donald Trump nicht: Autos werden wie Autoteile laut Weißem Haus weiterhin mit 25 Prozent verzollt. © IMAGO / imagebroker

Immerhin ließ Trump auch die Tür für Verhandlungen offen. Das weckt in der EU Hoffnungen, dass der 79-Jährige weiterhin gesprächsbereit ist und womöglich mit der Ankündigung lediglich den Druck erhöhen will.

EU reagiert auf Trump-Zölle: Von der Leyen und Macron drohen mit Gegenmaßnahmen

Erste Reaktionen aus Europa offenbarten jedenfalls sowohl Entschlossenheit als auch Offenheit, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, an der seit Wochen gearbeitet wird. Von der Leyen gab zu bedenken, die Zölle würden „entscheidende transatlantische Lieferketten durcheinanderbringen, zum Nachteil von Unternehmen, Verbrauchern und Patienten auf beiden Seiten des Atlantiks“. Die EU sei bereit, „weiter für eine Vereinbarung bis zum 1. August zu arbeiten“. Zugleich würde sie auch „alle notwendigen Schritte ergreifen, um EU-Interessen zu schützen, einschließlich der Ergreifung angemessener Gegenmaßnahmen“.

Von Emmanuel Macron erhielt die CDU-Politikerin Rückendeckung. Er teile „die gleiche sehr starke Missbilligung“, ließ Frankreichs Präsident auf X wissen. Nun sei es „mehr denn je die Aufgabe der Kommission, die Entschlossenheit der Union zur entschiedenen Verteidigung europäischer Interessen zu bekräftigen“.

Emmanuel Macron und Ursula von der Leyen gehen hinter einem Pult aufeinander zu
Sprechen im Zoll-Streit mit den USA dieselbe Sprache: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schließen Gegenmaßnahmen nicht aus. © IMAGO / ABACAPRESS

Für ihn bedeutet das, „die Vorbereitung glaubwürdiger Gegenmaßnahmen zu beschleunigen und alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente, einschließlich der Bekämpfung von Zwangsmaßnahmen zu mobilisieren“, sollte bis zum 1. August keine Einigung zustande gekommen sein. Macron fordert, die Verhandlungen müssten intensiviert werden, um „eine für beide Seiten akzeptable Einigung zu erzielen“.

Wie geht es zwischen EU und Trump weiter? Reiche hofft auf Lösung mit den USA

Ähnlich sieht es der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof, der auf X Einigkeit in der EU demonstrierte. Er nannte die Zölle „besorgniserregend“, sie seien „kein zukunftsfähiger Weg“. Auch er findet: „Als EU müssen wir weiterhin geschlossen und entschlossen eine für beide Seiten vorteilhafte Lösung mit den Vereinigten Staaten anstreben.“

Aus der Bundesregierung kommentierte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche den Trump-Plan. Das Ziel muss laut der CDU-Politikerin sein, „pragmatisch eine Lösung mit den USA zu verhandeln, die sich auf die wesentlichen großen Konfliktpunkte konzentriert“. (mg)

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