Schweiz fürchtet nach Trumps Zoll-Hammer Rolex-Krise: „Er mag doch Schweizer Uhren!“
Die von der US-Regierung unter Donald Trump angekündigten 39-Prozent-Zölle auf Schweizer Importe treffen die Eidgenossenschaft ins Mark – und besonders die Uhrenindustrie. Für die Branche ist der US-Markt mit Abstand der wichtigste Absatzkanal: Im ersten Halbjahr 2025 exportierte die Schweiz Uhren im Wert von 2,56 Milliarden Franken (2,74 Milliarden Euro) in die Vereinigten Staaten. Hochgerechnet sind das rund 5 Milliarden Franken pro Jahr – mehr als doppelt so viel wie nach Japan, China oder Hongkong.
Nach Trumps Zöllen droht Schweiz „Rolex-Krise“
Wirtschaftsexperten mehrerer namhafter Medien – darunter „Bloomberg“, „Business Insider“ und das „Wall Street Journal“ – warnen bereits vor einer möglichen „Rolex-Krise“, sollte der Zollschock voll auf die Preise durchschlagen und die Nachfrage einbrechen. Die Gefahr sei umso größer, da andere Absatzmärkte wie China derzeit schwächeln.
„Es ist ein weiterer Schlag, der zu vielen anderen dazukommt“, sagte der Schweizer Luxusuhren-Berater Oliver R. Müller gegenüber „Bloomberg“. Sollte der Zoll von gefragten Marken wie Rolex, Patek Philippe oder Omega vollständig an die Händler in den USA weitergegeben werden, rechnet Müller mit Preissteigerungen von 12 bis 14 Prozent. Eine Rolex Submariner aus Edelstahl würde dann statt 9500 US-Dollar rund 1000 Dollar mehr kosten.
Luxusuhren-Berater: „Er mag doch Schweizer Uhren!“
Besonders bizarr wirkt der Schritt für Branchenkenner, weil Trump selbst seit Jahren mit Luxusuhren aus der Schweiz in der Öffentlichkeit gesehen wurde. „Er mag doch Schweizer Uhren!“, wundert sich Müller im Gespräch mit „Bloomberg“. Auch Mitglieder von Trumps Familie und Kabinett – darunter FBI-Direktor Kash Patel mit einer Breitling – wurden regelmäßig mit Schweizer Modellen gesichtet.
Dennoch könnte der Zollhammer die amerikanische Nachfrage empfindlich dämpfen. Die Kette Watches of Switzerland kündigte laut „Bloomberg“ an, man werde „eng mit unseren Markenpartnern zusammenarbeiten, um mögliche Auswirkungen abzufedern“.
Secondhand-Markt als Profiteur
„Die Ankündigung war ein völliger Schock und wird sofortige Auswirkungen haben“, sagte Eugene Tutunikov, CEO des Uhrenmarktplatzes Swiss Watch Expo, im Interview mit „Business Insider“. Er erwartet eine starke Verschiebung der Nachfrage von Neu- zu Gebrauchtuhren, da auf Secondhand-Modelle von US-Händlern keine Zölle anfallen.
Auch Joshua Ganjei, CEO der European Watch Company, sieht diesen Trend: „Für viele amerikanische Sammler hat der 39-Prozent-Zoll neue Modelle aus der Schweiz schlagartig zu einem Luxus gemacht, den sich nur wenige noch leisten wollen.“ Laut „Business Insider“ könnten die Preise am Gebrauchtmarkt innerhalb eines Monats um bis zu 10 Prozent steigen – und in den nächsten sechs Monaten sogar um bis zu 35 Prozent.
Abhängigkeit von den USA wächst
Die US-Kundschaft hat sich in den vergangenen Jahren zur tragenden Säule der Schweizer Uhrenindustrie entwickelt, nachdem der einstige Absatzmotor China ins Stocken geraten ist. Das „Wall Street Journal“ betonte, dass die Nachfrage in den USA zuletzt sogar zweistellig gewachsen sei, während sie in anderen Ländern stagnierte oder zurückging.
Der Zollhammer könnte nun zum größten Stresstest für die Branche seit der Finanzkrise werden – in einem Jahrzehnt, das bereits von Pandemie, schwächelndem China-Geschäft und wachsender Konkurrenz aus dem Secondhand-Bereich geprägt war.