Bademeister konnte es kaum glauben: Eine Äußerung des Motz-Vaters änderte alles
Es war einer dieser Frühdienste. 6:12 Uhr, draußen noch kühl, vom Becken steigt leichter Dampf auf, ich stehe mit Kaffee in der Hand in der Technik. Aber die Uhr tickt schon, es sind nur noch zwei Stunden, bis geöffnet wird. Alles läuft wie immer – bis kurz nach 9 Uhr ein Vater kommt, den ich kenne. Oder besser: den ich noch von früher kenne.
Früher, das heißt: kritisch, laut, unzufrieden. Es gab Tage, da kam von ihm nur Gemecker. Das Wasser ist zu kalt. Die Rutsche ist zu. Die Pommes sidnd zu teuer. Ich kannte ihn nur so. Und habe ehrlich gesagt auch gedacht: „Der kommt eh nur zum Motzen.“
Ein Vater sagte einen einfachen Satz – dann kippte alles
Aber an diesem Morgen war er anders. „Guten Morgen“, sagte er. Einfach so, echt freundlich. Ganz ohne Unterton. Ich war fast irritiert. Aber ich erwiderte es, und wir kamen ins Gespräch. Es war kein großes Ding. Nur ein paar Worte über das Wetter, dass es jetzt wieder wärmer wird. Und dann sagte er:
„Weißt du, ich hab früher vieles anders gesehen. Aber irgendwie... ihr macht schon was Gutes hier.“ Ein Satz, der mehr bewirkt als tausend Plakate.
Aus Kritik wird Anerkennung
Wir sprachen noch ein bisschen. Er sagte, dass er früher oft gestresst gewesen sei, dass daheim viel los war, Arbeit, Familie, alles. Und dass er heute froh sei, dass es das Bad gebe. Dass es offen sei. Dass man herkommen könne, auch mal mit den Kindern, einfach so.
Ralf Großmann wuchs im Schwimmbad auf und lebt Bäderbetrieb seit Kindheitstagen. Auf H2ohero.de teilt er seine Erfahrung aus deutschen Bädern – authentisch, alltagsnah und mit Herz für Sicherheit und Qualität. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Ich hörte zu und sagte nichts Großes. Nur: „Freut mich.“ Seitdem sehe ich ihn öfter. Und seit ein paar Wochen kommt er nicht mehr allein.
Die Begegnung hat mir gezeigt: Menschen verändern sich
Sein Sohn ist jetzt auch dabei – mit seiner Clique. Jugendliche, die sich gut benehmen. Die lachen, spielen, manchmal ein bisschen laut sind – aber freundlich. Und ich weiß: Das sind die, bei denen wir mit gutem Beispiel Eindruck hinterlassen haben.
Und jedes Mal, wenn sie kommen, sagt der Vater: „Grüß dich, schön dass ihr da seid.“
Diese Begegnung hat mir wieder mal gezeigt: Menschen verändern sich. Und wir auch. Und manchmal sind es nicht die großen Diskussionen, die etwas bewirken – sondern ein einfaches „Guten Morgen“.
Der Vater, der früher geschimpft hat, ist heute wie ein anderer Mensch
Es sind die kleinen Geschichten, die im Alltag untergehen. Die man nicht auf Instagram postet. Die keinen Pokal bringen. Aber die zeigen, dass unser Beruf mehr ist als Chlor und Kontrolle.
Der Vater, der früher geschimpft hat, ist heute jemand, der anderen Gästen den Weg erklärt. Der mal hilft, wenn ein Kind sein Handtuch nicht findet. Der nicht mehr motzt – sondern mit anpackt.
Gut, dass ich damals nicht zurückgebellt habe
Und sein Sohn? Der hat sich neulich bedankt, dass es bei uns so „lässig“ sei.
Wir lachen oft drüber. Und ich denke mir dann: Gut, dass ich damals nicht zurückgebellt habe. Gut, dass ich zugehört hab.
Denn manchmal braucht es einfach Zeit. Und Raum. Und einen Menschen, der nicht sofort urteilt.
Wir sehen jeden Tag hunderte Menschen. Manche bleiben einem im Gedächtnis. Und einige verändern sich – und verändern uns.
Ich wünsche mir, dass wir im Freibad öfter hinschauen. Zuhören. Und auch bei den schwierigen Gästen nicht gleich dichtmachen. Denn hinter vielem steckt eine Geschichte. Und manchmal endet sie ganz anders, als man denkt.
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