Schweiz-Chefin will Trump-Zoll verhindern, dann bekommt sie eine SMS aus den USA

Die Schweiz ist schockiert über den Zollhammer aus den USA. US-Präsident Donald Trump hat 39 Prozent Abgaben auf Schweizer Exporte in die USA beschlossen. Das übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Im April hatte Trump noch 31 Prozent für die Schweiz vorgesehen. Die Regierung in Bern nehme dies mit großem Bedauern zur Kenntnis, teilte sie mit. Die erhoffte Einigung auf einen niedrigeren Satz blieb aus, wie Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter auf der Plattform X schrieb. 

Im Video: Schweiz nach Zollhammer unter Schock

Schweiz: Zoll-Gespräch mit Trump  

Aus einem Bericht des Schweizer „Tages-Anzeigers“ geht hervor, warum die Verhandlungen für die Schweiz so enttäuschend ausgefallen sind. Demnach telefonierte Bundespräsidentin Keller-Sutter am 31. Juli mit Trump. Der ließ die Schweizerin erst mal zehn Minuten warten. Dann tauschte man Höflichkeiten aus. Ein, dem Bericht zufolge, schlecht gelaunter Trump habe dann Klartext gesprochen. Das Handelsdefizit der USA gegenüber der Schweiz sei zu hoch für einen geringen Zollsatz von zehn Prozent. 

Sutter muss sich offenbar daran versucht haben, Trump dieses Defizit zu erklären und ihn so von einem geringeren Zollsatz zu überzeugen. Das ging ganz offensichtlich nach hinten los. Trump soll das als „oberlehrerhaft“ empfunden haben. Dass Trump nichts mehr hasst, als wenn ihn jemand belehren will und ihn dadurch so hinstellt, als wäre er nicht der Allwissende, sollte international hinlänglich bekannt sein. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj kann ein Lied davon singen, er wurde vor laufenden Kameras zurechtgewiesen. 

Bittere SMS aus den USA

Dies passierte der Schweizerin zwar nicht. Aber nach rund 30 Minuten soll ihre Wirtschafts-Staatssekretärin eine SMS aus dem Umfeld von Trump bekommen haben. Der Tenor: Es sei besser, das Gespräch zu beenden, sonst könnte das Ganze völlig eskalieren. Und so endete das Telefonat, ohne dass die Schweizer ihrem Ziel näher gekommen wären. Im Gegenteil: Zwei Stunden später habe man erfahren, dass künftig die genannten 39 Prozent gelten. 

Die Schweiz hofft aber weiter auf einen Deal. Die Regierung habe Trumps Ankündigung „mit großem Bedauern“ aufgenommen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag. Die Schweiz strebe weiterhin eine Verhandlungslösung mit den USA an. Der vom US-Präsidenten genannte Zusatzzoll von 39 Prozent weiche „deutlich“ vom Entwurf einer gemeinsamen Absichtserklärung ab. 

Kaffeekapseln, Käse und Schokolade

Trump, dessen Zölle für erste Länder wirklich bedrohlich werden,  hatte das ursprünglich für Freitag angesetzte Inkrafttreten der neuen Zollsätze für Dutzende Handelspartner, darunter die EU, um eine Woche verschoben. Für Kanada und die Schweiz verhängte er jedoch neue Zölle, die ebenfalls ab dem 7. August gelten sollen. 

Die Schweiz exportiert vor allem Medikamente in die USA, aber auch Uhren, Maschinen, Kaffeekapseln, Käse und Schokolade. Trump hatte Anfang April einen Zollkonflikt mit Handelspartnern in aller Welt entfacht. Er kündigte hohe Importaufschläge für zahlreiche Länder an, senkte diese dann aber auf zehn Prozent, um Verhandlungen zu führen. Für manche Produkte galten aber bereits höhere Zölle, etwa für Stahl- und Aluminiumprodukte, die bereits mit einem Importaufschlag von 50 Prozent belegt wurden. 

Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft 

Der Wirtschaftsverband Economiesuisse sprach von ungerechtfertigten Zöllen, die „eine sehr ernsthafte Belastung für die Schweizer Wirtschaft“ seien. Die Schweiz sei der sechstwichtigste ausländische Investor in den USA. Schweizer Firmen hätten dort rund 400.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Zölle gefährdeten den Werkplatz Schweiz, schrieb Swissmechanic, der Fachverband kleiner und mittelständischer Unternehmen in der Metall-, Elektro- und Maschinenindustrie. Die Wirtschaftsverbände fordern die Regierung auf, alles daranzusetzen, in den nächsten Tagen eine Reduzierung zu erreichen. 

Die USA sind für Schweizer Firmen mit Abstand der größte Absatzmarkt. Die Exporte machten im vergangenen Jahr 65,3 Milliarden Franken (70,2 Milliarden Euro) aus, knapp 17 Prozent der Gesamtausfuhren. Danach folgt Deutschland mit 45,2 Milliarden Franken.

mit Agenturmaterial