Kritik am geplanten Fachmarktzentrum: Jetzt melden sich auch die Bürger zu Wort
Die Kritik am geplanten Fachmarktzentrum in Nandlstadt wird mehr: Nach der Gemeinde Attenkirchen melden sich nun Bürger aus Gründl und Kollersdorf zu Wort. Und auch offizielle Stellen haben Bedenken.
Nandlstadt – Vor den Toren Nandlstadts, im Gewerbegebiet Kitzberger Feld II, soll ein Fachmarktzentrum entstehen – mit einem Lebensmittelgeschäft, einem Drogeriemarkt, einem Discounter und einem Getränkemarkt. Die Pläne, die im Januar vergangenen Jahres vorgestellt wurden, werden seither kontrovers diskutiert (wir haben mehrfach berichtet). Nachdem sich kürzlich die Gemeinde Attenkirchen öffentlich gegen das Projekt ausgesprochen hatte, folgten in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats im Rahmen der Änderung des Flächennutzungsplans und damit einhergehend mit der Aufstellung des Bebauungsplans gleich mehrere Einwände – allen voran von Bürgern aus den Ortsteilen Gründl und Kollersdorf.
Bürger fordern einen Hochwasserschutz
In einer gemeinsamen Stellungnahme sehen die Bürger vor allem die Aufnahme und Versickerung von Niederschlagswasser sehr kritisch. Ihr Appell: „Aus unserer Sicht muss sich vor dem Genehmigungsverfahren um einen ausreichenden Hochwasserschutz für alle nachfolgenden Ortschaften gekümmert werden.“ Denn anders als ursprünglich geplant, kann das Regenwasser aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht auf dem Areal versickern, sondern soll, wie Architekt Peter Wacker erklärte, „gedrosselt“ in den Kühbach eingeleitet werden. Das gefiel Regina Schillinger (UWN) gar nicht, denn schon bei „geringen Niederschlagsmengen geht der Kühbach über“.

Der Punkte ärgerte vor allem Grünen-Marktrat Erhard Schönegge. „Warum ist das vorher nicht abgeklärt worden?“, fragte er in Richtung Wacker und machte klar: „Es ist keine Begründung zu sagen: ,Da haben wir Pech gehabt.’“ Laut Schönegge „kann es nicht sein, dass ein bestehender Mangel auf die Allgemeinheit abgewälzt wird“.

CSU-Marktrat Franz Mayer, der vor rund 20 Jahren bei der gegenüberliegenden Tankstelle drei Sickergruben errichten habe müssen, wie er ausführte, erklärte: „Das ist schon möglich, allerdings mit mehr Aufwand und Kosten.“ Auch wenn Wacker immer wieder betonte, dass Versickern die bevorzugte und auch günstigere Lösung sei, aber ein unabhängiges Bodengutachten bescheinige, dass dies an der Stelle nicht möglich sei, ist sich Martin Forster (CSU) sicher: „Versickern ist möglich, aber in diesem Fall halt die teuere Variante.“ Man dürfe nicht nur sechs Meter in die Tiefe graben, sondern falls notwendig zehn oder gar mehr Meter.
Ampel in der Kritik, Kreisverkehr denkbar
Ein weiteres strittiges Thema ist der Verkehr. Die Ortsteilbewohner sehen die geplante Ampel an der Kreisstraße kritisch, Franz Mayer macht sich um die Zufahrt zum Fachmarktzentrum Sorgen. Letztere würde nahe der vorhandenen Zufahrten zur Tankstelle und zum benachbarten Gewerbegebiet liegen – möglicherweise sei das zu viel Verkehr für diese kleine Straße, gab Mayer zu bedenken. Sein Appell: Man müsste über eine andere Lösung – eventuell in Form eines Kreisverkehrs – nachdenken.
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Lärm, Verkehr und Konkurrenz befürchtet
Kritik kam auch von einigen öffentlichen Stellen. So monierte etwa die Kreisgruppe Freising des Bund Naturschutz, dass die benötigte Ausgleichsfläche für das geplante Fachmarktzentrum „ungeeignet“ sei, „weil sie zu weit weg liegt“. Zudem „zieht der vorgesehene Einzelhandel motorisierten Individualverkehr in verhältnismäßig großem Maße an und erhöht das belastende Verkehrsaufkommen“. Auch sei das FMZ „ohne eine Beschränkung des Sortiments eine starke Konkurrenz zum noch lebendigen Innenbereich der Marktgemeinde“. Letzteres Argument griff auch die Handwerkskammer für München und Oberbayern auf, die das Projekt in seiner „geplanten Dimensionierung“ ablehnt.

Schillinger: Sorgen der Bürger ernstnehmen
Mit Blick auf die Einwände, allen voran von den Bürgern, betonte Regina Schillinger, dass man „die Sorgen der Bürger ernstnehmen“ sollte – vor allem, was den Hochwasserschutz betreffe. Das sieht auch 3. Bürgermeister Michael Schranner so: „Gründl hat ein Hochwasser-Problem“, weiß er. Hier gelte es, nach einer zufriedenstellenden Lösung für alle zu suchen.

Es geht erst weiter, wenn alles geklärt ist
„Wie geht es jetzt weiter?“, sollte 2. Bürgermeister Rainer Klier schließlich wissen, nachdem viele Markträte mit der Ableitung des Niederschlagswassers in den Kühbach nicht einverstanden waren. Peter Wacker erklärte: „Wir müssen das so lange klären, bis es gelöst ist – so lange geht es mit dem Flächennutzungsplan nicht weiter.“ Und damit auch nicht mit dem Bebauungsplan. Michael Schranner sagte zu dem Thema: „Wenn der Betreiber sagt, er versickert das Wasser, stimmen wir zu, wenn er das nicht tut, dann stimmen wir dagegen.“ Jetzt also ist der Architekt gefragt, nach einer Lösung zu suchen. Auch will er die „teuere“ Möglichkeit eines Kreisverkehrs prüfen.
Reaktionen der Nachbargemeinden
Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans für das Gewerbegebiet „Kitzberger Feld II“ und der Änderung des Flächennutzungsplans hatten auch die Nachbargemeinden die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben. Von den Gemeinden Au, Rudelzhausen, Zolling, Mauern, Wang und Hörgertshausen gab es keine Einwände gegen das Vorhaben.
Große Bedenken äußerte indes Attenkirchens Bürgermeister Mathias Kern. Er zweifelt etwa die Notwendigkeit eines Fachmarktzentrums in Nandlstadt an und monierte eine fehlende „umfassende Marktanalyse für den Bedarf bzw. die momentane Bedarfsabdeckung der Nahversorgung im Grundzentrum Nandlstadt“. Auch befürchtet er eine „erhöhte Verkehrsbelastung mit Lärm und Abgase“ und eine Konkurrenzsituation für den regionalen Einzelhandel und die Gastronomie, was diese unter „besonderen Preisdruck“ setzen würde. Davon abgesehen sieht Kern die Gemeinde Attenkirchen „mit ihrem regionalen Einzelhandel und ihren Gastronomiebetrieben gut aufgestellt bzw. gut versorgt“.