Bürgerversammlung in Marzling: Trotz klammer Finanzen stören die Biber mehr als die „Mäuse“

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Deutlich besser besucht als in den Vorjahren war die Bürgerversammlung in Marzling, in der Bürgermeister Martin Ernst (r.) seinen Rechenschaftsbericht gab. Ein paar Zuschauerplätze wären aber durchaus noch frei gewesen. © lehmann

Obwohl das liebe Geld ein großes Thema in Marzling ist, kamen die Finanzen in der Bürgerversammlung nur am Rande zur Sprache. Dafür überraschten einige Zahlen.

Marzling – Das Thema Finanzen beschäftigt das Marzlinger Rathaus seit Jahren: Investitionen sind kaum mehr möglich, die Angst vor ungeplanten Ausgaben ist groß, und die Gefahr, dass freiwillige Leistungen demnächst zusammengestrichen werden, enorm.

Obwohl am kommenden Donnerstag der Haushalt 2024 in Marzling verabschiedet werden soll, scheint das Thema Geld die Einheimischen nicht sonderlich zu tangieren. Denn anstatt sich für die „Mäuse“ in der Rathauskasse zu interessieren, kamen in der jüngsten Bürgerversammlung am vergangenen Freitag ganz andere Tiere zur Sprache.

Was passiert mit der Isarbrücke?

Nachdem Bürgermeister Martin Ernst in der Bürgerversammlung, die deutlich besser besucht war als in den Vorjahren, das Thema Finanzen und Schulden abgehandelt hatte, ließ er bewusst eine kleine Kunstpause vor dem nächsten Thema – Fragen aus der Bürgerschaft, wie es in Marzling weitergehen soll, blieben allerdings aus. Was einen Besucher stattdessen interessierte: Was passiert mit der Isarbrücke, wenn sie aufgrund der klammen Gemeinde nicht saniert oder neu gebaut werden kann? Die Antwort vom Bürgermeister: „Wenn sie marode wird, sperren wir sie ab. Was anderes können wir uns nicht leisten.“

Überhaupt, so Ernst weiter, sei die Causa Isarbrücke per se keine gänzlich einfache, weil unter anderem gar nicht so recht bekannt sei, wie alt diese Brücke überhaupt ist. Der Grund: Die dazugehörigen Baupläne sind nicht mehr zu finden, weshalb auch Informationen über die Statik fehlen. Dennoch konnte er beruhigen: „Die Isarbrücke wird natürlich regelmäßig kontrolliert, ob man sie weiter befahren darf.“

Mehr Todesfälle, weniger Kirchenmitglieder

Ein ganz besonderes Thema machte ein anderer Marzlinger auf, der einen oder gar mehrere Biber im Angerbach vermutete. „Der Biber steht unter Naturschutz, da musst du mit dem Biber-Beauftragen im Landratsamt reden, was zu machen ist“, lautete die direkte Antwort des Bürgermeisters. „Das hab ich doch schon“, antwortete der vom Biber genervte Bürger – allerdings habe der zuständige Beauftragte ihm mitgeteilt, dass das Tier wohl nicht Schuld am Wasserstand im Angerbach sei. Hier wusste der Bürgermeister dann aber auch keinen Rat mehr, außer jenen pauschalen: „Mit dem Biber müssen wir uns anfreunden, da hilft nix.“

Auch die Gemeinde wächst, im vorigen Jahr wurden 3545 Einwohner gezählt. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es 2876 Einwohner. Was ersichtlich sei: In Marzling wird man gerne alt – die ältesten zwei Bürger konnten nämlich ihren 98. Geburtstag feiern. Was den Rathauschef erstaunte: Nur noch 46 Prozent der Marzlinger sind katholisch bei neun Prozent evangelischen Bürgern, 44 Prozent hingegen inzwischen konfessionslos. „Da ist der Trend halt so.“ Auch eine für ihn überraschende Zahl: 47 Marzlinger sind voriges Jahr gestorben, im Jahr 2022 waren es „nur“ 28 gewesen. „Das sind schon sehr viele, ich weiß aber auch nicht, warum.“

Kinderbetreuung klappt ganz gut

Was wiederum die Versammlungsgäste überraschte, war die hohe Zahl der ansässigen Gewerbebetriebe: 273. „Da sind freilich auch ganz, ganz kleine dabei“, so Ernsts Erklärung. Worauf er sehr stolz ist: „Die Gemeinde gibt jedes Jahr rund eine Million Euro für Kinderbetreuung aus, und da stehe ich auch voll dahinter.“ Trotz hoher finanzieller Widrigkeiten habe die Gemeinde die Kinderkrippe erweitert und einen Naturkindergarten auf die Beine stellen können.

Hier hakte ein Marzlinger ein: „Wie schaut es mit Personal aus? Freising hat ja auch Kindergärten, aber keine Leute dafür.“ Die Erfahrungen vom Bürgermeister: „Da haben wir keine Probleme, und auch da bin ich sehr stolz drauf: Wir haben sogar Initiativbewerbungen. Anscheinend spricht es sich rum, dass es bei uns schön ist.“

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