Verhältnis zum Bürgermeister „gestört“, Zusammenarbeit „ausgeschlossen“: Auer Marktrat Grünberger tritt zurück

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Stefan Grünberger nimmt künftig nicht mehr als Ratsmitglied im Auer Sitzungssaal Platz. © ft

Paukenschlag in Au: FWG-Marktrat Stefan Grünberger legt sein Mandat nieder. Der Grund: Differenzen mit dem Rathaus – und dem Bürgermeister.

Au/Hallertau – Es sind nur wenige Sätze, doch sie schlagen hohe Wellen: Per Mail gab Stefan Grünberger, FWG-Gemeinderat in Au, am Sonntagabend bekannt, seine politischen Mandate niederzulegen. Der 35-Jährige, der seit 2014 im Gremium sitzt, tritt sowohl als Gemeinderat und Mitglied des Bauausschusses als auch als Verbandsrat des Wasserzweckverbands Hallertau zurück.

Zu den Gründen hält er sich in dem Schreiben bedeckt: „Ich sehe das Verhältnis zu Bürgermeister Sailer und vor allem zu einigen wichtigen Mitarbeitern der Verwaltung als gestört und eine weitere Zusammenarbeit als nicht sinnvoll, ja eher ausgeschlossen.“ Details werde er öffentlich nicht nennen. Auf FT-Nachfrage berichtet der Osseltshauser jedoch, dass es nicht den einen Auslöser, sondern mehrere Vorfälle gegeben habe, die ihn letztlich zu diesem Schritt bewogen hätten: angefangen bei der Landtagswahl 2023 und den Diskussionen um ein eigenes Wahllokal für die Ortsteile Osterwaal und Osseltshausen über Straßenbaumaßnahmen bis hin zu einer privaten Angelegenheit. Diese war laut Grünberger „kein Baufall, sondern eine Lappalie“, die für Differenzen mit der Gemeinde gesorgt habe.

Eigentlich sollte erst 2026 Schluss sein

„2026 wollte ich ohnehin nicht mehr kandidieren, aber ich habe mir eigentlich fest vorgenommen, die Legislaturperiode fertigzumachen.“ Doch es habe „immer wieder was gegeben“, und letztlich sei das Fass übergelaufen. Für das frühzeitige Ende wolle er sich bei den Wählern entschuldigen. Mit seiner Entscheidung wolle er jedoch auch ein Zeichen setzen. „Es läuft nicht alles hundertprozentig rund, in den nichtöffentlichen Sitzungen geht es ab und zu schon heiß her.“

Mit der Freien Wählergemeinschaft selbst gebe es keine Differenzen. Das geht auch aus dem Schreiben hervor, in dem sich Grünberger für die „hervorragende Zusammenarbeit“ bedankt. Auf seine Mitgliedschaft habe der Rücktritt keine Auswirkungen, betont er.

Darauf hofft auch Fraktionskollegin, Vize-FWG-Vorsitzende und 3. Bürgermeisterin Beatrix Sebald. „Mir tut Stefans Entscheidung unfassbar leid. Mit seiner Expertise wird er nicht nur in der Fraktion, sondern auch im Rat sehr fehlen.“ Grünberger ist in dieser Legislaturperiode der zweite FWG-Rat, der zurücktritt. Im Mai 2022 legte Andreas Baumann sein Mandat nieder, ohne Gründe zu nennen. Hinzu kam im Juni 2023 der plötzliche Tod von René Forster, der ebenfalls für die FWG im Gremium saß.

Sebald habe Grünberger noch umzustimmen versucht, letztlich sei das nicht geglückt. „In die Entscheidung hat sehr viel hineingespielt“, sagt Sebald. Ihr ist es wichtig, beide Seiten zu betrachten. „Wie sagt man so schön in Bayern: Oana alloa is nia schuld.“ Sebald mutmaßt, dass zudem Grünbergers private Situation mit Beruf, Familie und Landwirtschaft in seine Entscheidung hineingespielt habe. „Wenn Stefan etwas macht, dann zu 100 Prozent. Vielleicht ist ihm alles ein bisschen zu viel geworden.“ Daher könne sie die Entscheidung persönlich nachvollziehen. „Das Wie und das Schreiben an sich kann ich aber nur in Teilen gutheißen und nachvollziehen.“

Rathauschef will den Vorfall aufarbeiten

Bürgermeister Hans Sailer befindet sich aktuell im Urlaub. Im FT-Gespräch am Montagmittag machte er deutlich, dass er offiziell noch gar nichts von der Personalie wisse und dementsprechend noch nicht mit Grünberger gesprochen habe. Demnach könne er sich „noch kein Urteil bilden“. Er wolle das Ganze aber aufarbeiten, sobald er aus dem Urlaub zurückkehrt. Unabhängig davon sei die sachliche Zusammenarbeit zwischen ihm und Grünberger „nie problematisch“ gewesen. Daher komme die Information über seinen Rücktritt nun „schon überraschend“.

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