Endlich wiedereröffnet: Die Freisinger haben ihr Asam zurück – und das Gebäude seine alte Würde
Die Jahre des Wartens und Ausweichens sind vorbei: Die Freisinger haben ihr Asam wieder. Die Kultur und Geschichte der Domstadt lebt – jetzt endlich in würdigen Räumen. Die langersehente Eröffnung eines Juwels.
Freising – Die Stadt Freising hat in einem zweitägigen Festakt die Wiedereröffnung des Asam groß gefeiert: mit Sektempfang, geladenen Gästen, vielen Reden auf der neuen Bühne, mit noch mehr Gesprächen im Asamfoyer – und mit ganz viel Stolz, Erleichterung und großen Steinen, die dem einen oder der anderen vom Herzen fielen.
„Sieben magere Jahre“ sind vorbei
„Sieben magere Jahre der verschlossenen Türen“ nannte Stadtmuseumsleiterin Ulrike Götz die Zeit der Sanierung, Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sprach von einer langen Zeit voller wichtiger, nicht einfacher, aber oftmals weiser Entscheidungen, die nötig waren, um am Freitag endlich das Herzstück der Innenstadt seiner Bestimmung zurückzugeben: Pünktlich um 15 Uhr öffnete sich der königsblaue Vorhang des Asamsaals. Festakt Nummer 1 konnte beginnen.
Das Ballett der Musikschule Freising hatte die Ehre des ersten Programmpunkts mit einer Polonaise aus der Oper „Eugen Onegin“ von Tschaikowsky. Dann trat der Oberbürgermeister ans Mikrofon, sprach über die große Bedeutung des Asam für die Region, bedankte sich bei unzähligen Protagonisten des Mammutprojekts und allen, die die Sanierung auch von politischer Seite mitgetragen hatten. Freilich ließ er die Geschichte des altehrwürdigen Bauwerks nicht außen vor und zeichnete den oft nicht ganz einfachen Bauablauf ebenso nach wie so manchen Umweg, der am Ende ans Ziel geführt hat.
65 Millionen Euro kostete die Sanierung
„Über Geld spricht man nicht, man hat es – demnach spreche ich heute über Geld“, ging der Stadtchef mit einem Augenzwinkern auch auf die Kosten der millionenschweren Sanierung ein. Nach über 300 Jahren sei das die erste Generalsanierung des Asamgebäudes: „Ein vertretbarer Abschreibungszeitraum.“ Knapp 65 Millionen Euro hat sich die Stadt Freising die Sanierung kosten lassen – unterstützt durch Fördergelder der Regierung von Oberbayern, der Städtebauförderung und dem Landesamt für Denkmalpflege.
Staatsminister Florian Herrmann stimmte eine Lobeshymne auf „unser Asam“ an, jenen geliebten Raum, der Freising „so sehr gefehlt“ habe. Die Verantwortlichen hätten mit feinem Gespür für die Bewahrung dessen, was bewahrt werden muss, und einem Blick für das Moderne ein wahres Schmuckstück geschaffen. Das Asam sei neben dem Diözesanmuseum nun ein weiteres Highlight, bei dem sich langer Atem ausgezahlt habe.

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Beim Festakt am Freitag, durch den Kulturamtsleiter Markus Bader nur mit seiner Stimme führte, ließ ein Programmpunkt vor allem (aber nicht nur) das Herz des Musikschulleiters Odilo Zapf höher schlagen: Der neue Konzertflügel hatte seinen ersten Einsatz, die Gäste konnten sich vom wunderbaren Klang des Instruments und der Akustik im Saal im überzeugen.
„Ein Haus des Lebens“
Die Architekten Anton Mang, Christoph Wollmann und Michael Deppisch blickten im Detail auf die lange Zeit seit dem ersten Projektentwurf zurück (Mang: „Vor drei Tagen hat mein Sohn 18. Geburtstag gefeiert. Als das Projekt begann, war er drei“). Und sie zeigten die große Herausforderung auf, das Baudenkmal barocken Ursprungs architektonisch ins Jetzt zu führen. „Es soll ein Haus des Lebens werden“, war der Wunsch von Weihbischof Wolfgang Bischof und Regionalbischof Thomas Prieto Peral, die den ökumenischen Segen spendeten.
Am Samstag stand das Stadtmuseum im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die musikalische Begleitung übernahm die neue Freisinger Hofmusik und gab den Anwesenden einen Geschmack darauf, „wie es vielleicht zur Bauzeit des Gebäudes vor 300 Jahren geklungen haben mag“, wie Eschenbacher sagte.
„Sammeln, bewahren und präsentieren“ im Stadtmuseum
Eine kurze Reise durch die Geschichte des Stadtmuseums unternahm Günther Lehrmann, der Vorsitzende des Historischen Vereins. Der Verein als Eigentümer der Sammlung und die Stadt als Träger des Museums haben vor vielen Jahren eine Kooperationspartnerschaft unterzeichnet. 1965 sei das damalige Heimatmuseum von der Knabenschule ins Asamgebäude umgezogen. „Nun hat die Stadt mit der notwendigen Sanierung und Erweiterung dieser großen geschichtlichen Liegenschaft ihre alte Würde zurückgegeben. Sammeln, bewahren und präsentieren ist hier im besten Sinne möglich.“
Lehrmann dankte vor allem Freisings Stadtchef. „Ohne sein Bekenntnis zur Wichtigkeit der Geschichtspflege hätten wir das Ziel nicht erreicht.“ Ebenso wie sein Vorgänger Dieter Thalhammer sei er dem Verein immer wohlgesonnen gewesen. „Die verbindende Nahtstelle zwischen Stadt und Verein bildete und bildet Ulrike Götz“, das neue Stadtmuseum trage ihre Handschrift. „Hier steht ihr kreatives Potenzial, mit ihrer wissenschaftlichen Kompetenz hat sie unser neues Museum geformt.“
Freising noch besser kennenlernen
So stand am Ende des Festakts am Samstag auch der Appell von Götz: „Besuchen Sie dieses Museum und lernen Sie Ihre Stadt dabei noch besser kennen. Helfen Sie mit, dass aus dem beträchtlichen, nicht zuletzt finanziellen Einsatz für dieses Museum ein hoher ideeller Gewinn erwächst.“ Für Freising sei es wichtig – „in Zeiten wie diesen vielleicht besonders“ – dass Einheimische und Gäste ihre inneren Bande an diese Stadt fest knüpften. Und das taten sie schon am Eröffnungswochenende beim Tag der offenen Tür.