Auf den Spuren der Weihnachtskarte - Engländer soll sie vor über 150 Jahren erfunden haben

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Auch im Kriegsjahr 1917 wurden Weihnachtskarten verschickt. Hier nimmt der „feldgraue Weihnachtsmann“ Weihnachtsgrüße von der Front in die Heimat mit. © Herold

Ein kleines Stück Papier kreist dieser Tage wieder rund um die Welt. Weihnachtskarten werden seit weit über 150 Jahren verschickt – ein Engländer soll sie erfunden haben.

Landkreis – Es ist ein alter willkommener Brauch, zum Weihnachtsfest liebevoll und ideenreich gestaltete Grußkarten zu versenden. Egal ob an Freunde, Bekannte oder auch passend zu den Geschenken an Mitglieder der Familie. Doch seit wann gibt es diesen Brauch, Weihnachtskarten zu schreiben und zu versenden? Wir sind auf Spurensuche gegangen und haben in einem großen Fundus von Karten gestöbert.

Weihnachtskarten zum Fest der Liebe gibt es mit Tausenden verschiedenen Motiven. Geschmückte Tannenbäume, verschneite Landschaften, Rentierschlitten und jede Menge verschiedener Engelchen zieren die Vorderseite der Karten. Auch in der düsteren Zeit der Kriege wurden Karten verschickt. Da hocken Soldaten im Schützengraben, ein Tannenzweig mit Kerze ist der einzige Hinweis auf die heilige Nacht.

Zu einer Münchner Weihnachtskarte mit Münchner Kindl gehört die Mass Bier dazu.
Zu einer Münchner Weihnachtskarte mit Münchner Kindl gehört die Mass Bier dazu. © Herold

Erste Weihnachtskarte soll 1843 in England gestaltet und verschickt worden sein

Die erste Weihnachtskarte soll 1843 in England gestaltet und verschickt worden sein. Vorher wurden schmucklose handgeschriebene Briefe zum Fest verschickt. Dem Londoner Sir Henry Cole war die Schreiberei an seine Geschäftspartner irgendwie zu viel. Um sich diesen Aufwand zu ersparen, gab er dem Illustrator und Maler John Callcott Horsley den Auftrag, eine Weihnachtskarte zu entwerfen. Bedingung war, den Schriftzug „Merry Christmas and a Happy New Year to you“ mit einzudrucken.

Als Motiv auf der Vorderseite der Karte wählte Sir Henry Cole das Bild eines weihnachtlichen Familienfestes. Davon ließ Cole in einer Lithographieanstalt 1000 Karten drucken, die er dann von Hand kolorieren ließ. Er selbst verschickte einen Teil der Karten, übrige Exemplare verkaufte er für den stolzen Preis von 1000 Schilling damals der Tageslohn eines Fabrikarbeiters.

Über 120 Jahre alt ist diese mit Engeln verzierte Karte. Eines der wenigen kirchlichen Motive.
Über 120 Jahre alt ist diese mit Engeln verzierte Karte. Eines der wenigen kirchlichen Motive. © Herold

Die ersten Karten waren reine Schmuckkarten mit romantischen Szenen. Von religiösen oder kirchlichen Motiven keine Spur. Erst gute 25 Jahre später kamen die typischen Weihnachtsszenen dazu. Weihnachtsmänner, Krippen, mit Schnee bedeckte Winterlandschaften und natürlich jede Menge Engel auf Wolken mit vielen Glöckchen. Vor allem auch viel Lametta und Kugeln auf den Bäumchen.

Farbenfroh und mit viel Glitzer wurden die Karten in alle Herren Länder verschickt

Es war der deutsche Einwanderer Louis Prang, der die Weihnachtskarte in die Vereinigten Staaten exportierte. Er ließ 1874 in Boston zum ersten Mal, eine Karte drucken, die sich zum Massenprodukt entwickelte. Vor allem farbenfroh, mit viel Glitzer und dem „Merry Christmas“-Aufdruck wurden die Karten in alle Herren Länder verschickt. Schon sechs Jahre später konnte Prang mehr als fünf Millionen Karten verkaufen. Große faltbare Klappkarten wurden der Renner aus den USA. Deshalb gilt Prang auch als der Vater der amerikanischen Weihnachtskarten.

Eine amerikanische Weihnachtskarte, die im Dezember 1945 in Paris verteilt wurde.
Eine amerikanische Weihnachtskarte, die im Dezember 1945 in Paris verteilt wurde. © Herold

In Deutschland kamen die Weihnachtskarten relativ spät auf den Markt. Erst Ende des 19. Jahrhundert wurden die Karten mit den weihnachtlichen Motiven im damaligen Deutschen Reich produziert und versendet. Großteils mit Motiven, die mehr Werbeplakaten für „Militär & Vaterland“ ähnelten. Ein Weihnachtsbaum mit Schaukelpferd, darauf der kleine Junge in Matrosenuniform oder alternativ mit Pickelhaube. Die Grüße wurden per Hand auf das Motiv geschrieben, die Rückseite war nur für die Adresse vorgesehen.

Ebenfalls über 120 Jahre ist diese Karte als, der Text wurde noch handschriftlich auf die Vorderseite geschrieben und das Bild noch per Hand koloriert.
Ebenfalls über 120 Jahre ist diese Karte als, der Text wurde noch handschriftlich auf die Vorderseite geschrieben und das Bild noch per Hand koloriert. © Herold

Wer heute ganz persönliche Grüße versenden will, stellt seine Karte selbst her. Ein lustiges Foto, digital bearbeitet – und ab geht die Post. Frohe Weihnachten!

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