„Hochwasser-Gipfel“ in Aich: Stromanbieter lehnen Kompromiss ab – aber kleiner Hoffnungsschimmer

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Unbefriedigend für die Aicher war die Diskussion mit den Vertretern von Uniper und den Stadtwerken München. Eine Lösung, um dem Grundwasser in den Kellern Herr zu werden, fand sich nicht. © Bauer

Weil im Moosburger Ortsteil Aich immer wieder Keller volllaufen, wurde dort nun eine Art „Hochwasser-Gipfel“ organisiert. Aber ein echter Lösungsansatz blieb aus. Nur einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es.

Aich – Vor allem das Juni-Hochwasser hat im Kreis Freising für gewaltige Überschwemmungen gesorgt. Doch im Moosburger Ortsteile Aich braucht es gar keine Starkregenereignisse, um Häuser volllaufen zu lassen. Auch ohne extreme Wetterlagen haben die Menschen dort immer wieder Wasser in ihren Kellern – teils bis zu 35 Zentimeter hoch. Deshalb organisierte der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Johannes Becher (Grüne) nun einen runden Tisch.

Viel Niederschlag in einem Jahr

Das Problem: Vielen Aichern drückt das Grundwasser in die Keller. Sie vermuten, dass der Mittlere-Isar-Kanal damit zu tun habe. Letzterer speist in der Region die Wasserkraftwerke Pfrombach (oberhalb von Aich, betrieben von Uniper) und Uppenborn 1 (unterhalb von Aich, betrieben von den Stadtwerken München). Daher waren auch Johannes Durner und Christian Orschler von Uniper sowie Christoph Rapp von den Stadtwerken München vor Ort.

Grundsätzlich erklärt das Wasserwirtschaftsamt die vollen Aicher Keller mit einem deutlich gestiegenen Grundwasserstand. In den vergangenen zwölf Monaten habe es viele Niederschläge gegeben; etwa das extrem schneereiche erste Dezemberwochenende sowie mehrere intensive Regenperioden. Nach Jahren der Trockenheit sei demnach der Grundwasserstand im gesamten südbayerischen Raum angestiegen. Die Folge: Das Wasser sei damit im Normalstand schon näher an den Kellern.

Betreiber gegen Begrenzung

Dann kommt das Unternehmen Uniper ins Spiel, von dem das fast 100 Jahre alte Wasserkraftwerk und der an Aich vorbeilaufende Kanal betrieben wird. Kraftwerksleiter Johannes Durner berichtete, dass man je nach Strombedarf das Kraftwerk mit 40 bis 120 Kubikmeter Wasser pro Sekunde speise. Das beeinflusse zwar den Wasserstand in dem Kanal, der direkt am Ortsteil Aich vorbeiläuft. Auffälligkeiten gibt es laut Johannes Durner allerdings nicht.

Er erklärte auch, dass man nach Wasserproblemen in Aich von 1994 bis 2010 im Jahr 2010 eine Schmaldichtwand zwischen dem Kanal und dem Moosburger Ortsteil errichtet habe. Das von Westen nach Osten fließende Grundwasser werde demnach vor den Häusern in den Kanal zum Stausee abgeleitet .

Diesen Stausee betreiben die Stadtwerke München, um eine konstante Wasserabgabe in die Isar zu gewährleisten. Christoph Rapp, Leiter des Sachgebiets Wasserkraft, machte deutlich, dass „sich in den letzten 14 Jahren nichts getan oder verändert hat“. Ein Hoffnungsschimmer für Aich war die Ankündigung von Sanierungsarbeiten an Kanal oder Stausee ab 2027. Je nach Verlauf des Planfeststellungsverfahrens könnte sich der Start aber verschieben.

Verweis auf 90 Jahre alten Bescheid

Den Bürgerinnen und Bürgern ist nach vielen Beobachtungen klar, dass immer dann Wasser in den Kellern ist, wenn der Kanal voll ist. Moderator Johannes Becher fragte nach einem Kompromiss, die Höchstlast freiwillig auf 110 oder 115 Kubikmeter pro Sekunde zu begrenzen. Auf dem Ohr waren die Gäste aber taub. Sie verwiesen auf gültige Bescheide aus den Jahren 1933 und 1950, an die man sich halte.

Ein Bürger nahm das ironisch und mit Galgenhumor auf: „Wenn die Bescheide von 1950 gelten, will ich auch das Baurecht von 1950.“ Der junge Mann hatte mit seiner Partnerin bewusst ohne Keller gebaut, aber dafür schwemmt es dem Paar die Kleinkläranlage auf. Ein anderer Bürger kritisierte, dass sich zwar die Stadt Moosburg um die Bachpflege kümmere, nicht aber die Nachbarkommunen im Landkreis Landshut. Und eine Einwohnerin von Aich legte der Firma Uniper den Sickergraben neben dem Kanal ans Herz: „Schaut euch den mal an. Da sickert nichts mehr.“

Unbefriedigende Aussage

Das Ergebnis der zeitweise hitzigen Diskussion zwischen Aichern und Verantwortlichen war ernüchternd. Die Vertreter von Uniper und Stadtwerke München verwiesen auf ihre Genehmigungsbescheide und sahen in ihrem Handeln keine Ursachen für die vollen Keller. In ihren Augen ist der hohe Grundwasserstand das Problem. Für die Aicher ist diese Antwort maximal unbefriedigend.

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