Risiko für Herz-Erkrankungen: PMS-Symptome bei Frauen können entscheidende Rolle spielen

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen. Laut einer Studie ist eine Gruppe besonders gefährdet.

Stockholm – Millionen von Frauen kennen das monatliche Ritual: Gereiztheit, Bauchschmerzen, Brustspannen und eine Stimmung, die zwischen Tränen und Wut schwankt. Was viele als unvermeidlichen Teil des Frauseins abtun, könnte jedoch ein wichtiges Warnsignal für die Herzgesundheit sein. Eine bahnbrechende schwedische Studie zeigt erstmals einen beunruhigenden Zusammenhang zwischen prämenstruellen Beschwerden und späteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.

Frau liegt mit Bauchschmerzen im Bett
PMS erhöht das Risiko für Herzerkrankungen. © Dmitrii Marchenko/IMAGO

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) betrifft weit mehr Mädchen und Frauen, als viele annehmen: laut der offiziellen Website des Gesundheitsministeriums, gesund.bund.de, etwa 20 bis 40 Prozent. Sind die Beschwerden stark ausgeprägt, spricht man von der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Diese betreffe etwa drei bis acht Prozent.

Bis zu 40 Prozent der gebärfähigen Frauen leiden am prämenstruellen Syndrom

Die Symptome sind vielfältig und belasten sowohl Körper als auch Psyche:

Diese Beschwerden träten typischerweise vier Tage vor bis drei Tage nach Menstruationsbeginn auf und dauerten durchschnittlich sechs Tage pro Monat an. In manchen Fällen lassen sie sich durch Ausdauersport lindern.

Eine PMS-Diagnose werde pmds-hilfe.de zufolge dann gestellt, wenn mindestens 1-4 der genannten Symptome vorlägen sowie eines davon dem psychischen Bereich zuordenbar sei. Die Symptome müssten einen klaren zeitlichen Bezug zum Zyklus zeigen. Für die PMDS-Diagnose (nach DSM-5) müssten im Zeitraum der letzten zwölf Monate in den meisten Zyklen innerhalb der Woche vor der Menstruation mindestens fünf Symptome vorhanden und eine erhebliche Einschränkung in Alltag, Sozialleben und Beruf nachweisbar sein.

Herzerkrankungen-Risiko ist nach PMS-Diagnose bis zu 10 Prozent höher

Dr. Donghao Lu vom Karolinska Institut in Stockholm und Prof. Unnur A. Valdimarsdóttir von der Universität Island nahmen mit ihrem Team mehr als 99.000 Frauen mit PMS oder PMDS über bis zu 22 Jahre lang unter die Lupe. Um genetische Einflüsse auszuschließen, verglichen die Forscher die Frauen nicht nur mit einer Kontrollgruppe ohne PMS, sondern wenn möglich auch mit ihren gesunden Schwestern. Die Ergebnisse haben sie nun in der Fachzeitschrift Nature Cardiovascular Research veröffentlicht.

Dabei habe sich herausgestellt, dass Frauen mit PMS ein um rund zehn Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hätten: darunter Herzrhythmusstörungen (plus 31 Prozent), Schlaganfälle (plus 27 Prozent) und Bluthochdruck (plus 5 Prozent). Diese Zusammenhänge bestünden auch dann noch, wenn Faktoren wie Rauchen oder Übergewicht berücksichtigt würden. Selbst im Vergleich zu ihren eigenen Schwestern ohne prämenstruelle Störungen sei das Risiko der betroffenen Frauen um zehn Prozent erhöht – ein Beweis dafür, dass genetische Faktoren allein die Ergebnisse nicht erklären könnten.

Junge und depressive Frauen sind besonders gefährdet

Besonders gefährdet seien Frauen, bei denen PMS schon vor dem 25. Lebensjahr diagnostiziert worden sei. Dies deute darauf hin, dass früh einsetzende prämenstruelle Störungen ein besonders starker Warnhinweis für mögliche spätere Herzprobleme darstellten.

Zusätzlich habe sich ein weiterer Risikofaktor gezeigt: Frauen mit prämenstrueller Störung, die später auch unter postnataler Depression litten, hätten ein noch höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen als Frauen mit PMS ohne diese zusätzliche Belastung gehabt.

Forscher fordern: PMS muss bei Herzvorsorge berücksichtigt werden

Die genauen Ursachen für den Zusammenhang zwischen PMS und Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien laut den Verantwortlichen der Studie noch nicht abschließend geklärt. Vermutet würden laut T-Online eine Fehlregulation des Hormonsystems, das den Blutdruck und Flüssigkeitshaushalt steuert, chronisch erhöhte Entzündungsprozesse sowie Veränderungen im Stoffwechsel, etwa bei der Aufnahme und Verarbeitung von Zucker und Fett– alles bekannte Risikofaktoren für Gefäßkrankheiten.

Eine Frau fasst sich vor Schmerzenn ans Herz
Zu den wichtigsten Herzkrankheiten mit hoher Sterblichkeit zählen die koronare Herzkrankheit, der akute Herzinfarkt und die Herzinsuffizienz. © Veronika Korneva/IMAGO

Diese Erkenntnisse wiesen darauf hin, dass PMS nicht nur als kurzfristiges Leiden betrachtet werden sollte, sondern auch als ein langfristiger Gesundheitsmarker. Die Forscher fordern daher, PMS ernst zu nehmen und auch in der kardiovaskulären Vorsorge und Risikobewertung zu berücksichtigen – ähnlich wie man bei Männern typische Risikofaktoren prüft. Denn noch immer seien Herz-Kreislauf-Erkrankungen laut dem Robert Koch-Institut die häufigste Todesursache bei Frauen. (jaka)

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