Deutscher Herzbericht 2024 - Vier Maßnahmen könnten Tausende Herz-Tote in Deutschland verhindern
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind hierzulande die führende Todesursache. Dazu zählen Herzinfarkte, Herzschwäche oder Vorhofflimmern. Die Todesfälle in Folge einer Herz-Kreislauf-Erkrankung nehmen sogar stetig zu. Diesen besorgniserregenden Trend zeigt der aktuelle Deutsche Herzbericht. Er liefert Einblicke in die Daten aus dem Jahr 2022: 358.219 Todesfälle wurden in diesem Jahr in Deutschland dokumentiert. Zum Vergleich: An Krebs starben im selben Jahr deutlich weniger Menschen, nämlich 231.500 Personen.
Damit zeigt der Herzbericht: Der Aufwärtstrend der letzten Jahre setzt sich fort. Es versterben immer mehr Menschen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung:
- 331.211 Menschen im Jahr 2019
- 338.001 Menschen im Jahr 2020
- 340.619 Menschen im Jahr 2021
- 358.219 Menschen im Jahr 2022
„Es tut sich nicht so richtig viel bei der Verbesserung der Sterbesituation“, kritisiert Thomas Voigtländer, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung, am Dienstag bei der Vorstellung des Herzberichts in Berlin. Die anwesenden Herzexperten werfen an diesem Tag auch die Frage auf, wie man dem Trend entgegenwirken kann - und nennen vier wichtige Maßnahmen.
1. Besser vorbeugen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind vorwiegend ein Problem des Alters. Je älter die Bevölkerung wird, desto höher werden die Fallzahlen. „Wir müssen darauf hinarbeiten, dass wir solche Krankheiten durch präventive Maßnahmen gar nicht erst aufkommen lassen“, betont Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, der per Video zugeschaltet ist.
Das neue Gesundes-Herz-Gesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sei dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, sagt Eike Langheim von der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Gesetz sieht vor, dass bereits Kinder und Jugendliche künftig einen Anspruch auf erweiterte Leistungen zur Früherkennung einer Fettstoffwechselerkrankung haben. Damit sollen insbesondere Kinder mit familiärer Hypercholesterinämie frühzeitig erkannt und behandelt werden. Diese angeborene Krankheit bedeutet ein sehr hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits im jungen Erwachsenenalter.
2. Alternativen zu Krankenhäusern schaffen
Die umstrittene Krankenhausreform von Gesundheitsminister Lauterbach dürfte die Zahl der Krankenhäuser verringern und für mehr große Kliniken sorgen. Das wird Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders hart treffen, fürchtet Thomas Voigtländer von der Deutschen Herzstiftung. Denn sie machen den größten Teil der Patienten aus.
Herzschwäche sei im Jahr 2022 der häufigste Grund für die Aufnahme in ein Krankenhaus gewesen. Betroffen von Herzschwäche, in Fachkreisen auch Herzinsuffizienz genannt, sind rund vier Millionen Bürger. 446.000 von ihnen waren 2022 vollstationär behandelt worden. In Zukunft stelle sich die Frage: „Wo werden diese Patienten aufgefangen? Können sie auch anders betreut werden?“
„Es ist wichtig, dass wir in den ambulanten Strukturen besser werden“, sagt Kardiologe Stephan Baldus. „Krankenhäuser, Kardiologen und Hausärzte müssen sich mehr vernetzen.“
Wichtig sei auch, den Patienten eine Reha nahezulegen, betont Eike Langheim. „Nur jeder achte bis zehnte Patient geht anschließend an seinen Krankenhausaufenthalt in eine Reha.“ Dabei sei sie ein entscheidender Faktor, um zukünftigen Krankenhausaufenthalten vorzubeugen.
3. EMAH-Patienten besser versorgen
Jedes Jahr kommen rund 8500 Babys mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Dank moderner OP-Methoden überleben immer mehr davon. Rund 90 Prozent dieser Kinder erreichen das Erwachsenenalter - deutlich mehr als früher. In der Folge wächst die Gruppe derer, die anfällig sind für diverse Herzprobleme. Etwa 40 Prozent der Betroffenen entwickelt 20 Jahre nach ihrer Herz-OP eine Herzschwäche. Die Experten sind sich am Dienstag in Berlin einig: Bislang werden diese sogenannten EMAH-Patienten (Erwachsene mit angeborenem Herzfehler) noch nicht optimal versorgt.
Wichtig seien hier sowie in allen anderen Bereichen der Herzmedizin weitere Studien. „Wir müssen Forschungsaktivitäten iniziieren, damit wir ähnlich wie es die Krebsmedizin schon erfolgreich tut, noch besser werden im Verständnis und in der Prävention der Krankheiten“, fordert Baldus.
4. Gesunden Lebensstil fördern
Darüber hinaus seien weitere Maßnahmen gefragt, die außerhalb von Kliniken und Arztpraxen stattfinden, meint Eike Langheim. Beispielsweise eine gestaffelte Mehrwertsteuer für Lebensmittel je nachdem, wie gesund oder ungesund sie sind, um gesündere Kaufentscheidungen zu unterstützen. So könnten etwa Energy Drinks, die nachweislich der Gesundheit schaden, höher besteuert werden als eine Gurke, schlägt Langheim vor.
Laut Deutscher Herzstiftung kann jeder dazu beitragen, sein Herz zu schützen. Dazu zählt die Stiftung folgende Maßnahmen auf:
- Reduzieren Sie Stress!
- Bewegen Sie sich ausreichend, am besten beim Wandern, Radfahren, Joggen oder Schwimmen!
- Ernähren Sie sich ausgewogen mit viel Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten und wenig Fleisch!
- Rauchen Sie nicht!
- Vermeiden Sie Alkohol!
- Achten Sie auf Ihren Blutdruck!
- Vermeiden beziehungsweise reduzieren Sie Übergewicht und Bauchfett!
- Nehmen Sie bei Ihrem Arzt Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wahr!