Traditionsbäcker gerettet: Ein Südtiroler übernimmt in Eglharting

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„Wir sind da Seelenverwandte“, sagt Markus Gmeinwieser (re.) über Egon Oberprantacher (li.), der die beliebte Bäckerei in Eglharting weiterführen wird. Die eigentlich schon leeren Regale im Bild sollen schon ab April wieder mit Brotduft die Kundschaft locken – dann auch mit Spezialitäten aus Südtirol im Sortiment. © Stefan Roßmann

Der Südtiroler Egon Oberprantacher (37) übernimmt Traditionsbäckerei Gmeinwieser in Eglharting. Seine Herkunft soll sich im Sortiment bemerkbar machen.

Eglharting – Es gibt noch Hoffnung für kleine und mittlere Betriebe, trotz aller Meldungen der Schließungswelle. Die Hoffnung kommt in einer Kombination daher, bei der Traditionen verbunden werden. Ein Südtiroler steigt als Nachfolger in die Bäckerei Gmeinwieser in Eglharting ein, die eigentlich schon geschlossen ist (wir berichteten). Wiedereröffnung ist Anfang April geplant.

Traditionsbäcker in Kirchseeon: Brot braucht Zeit und Ruhe

Es war ein gar nicht so geheimer Geheimtipp, für den nicht nur am Samstag die Kunden bis auf die Straße anstanden: Markus Gmeinwieser (61) setzte auf traditionelle Backkunst, ohne Zusatzstoffe, sowie auf Ruhe und Zeit. Das hat Egon Oberprantacher (37) schon länger fasziniert. In einem Artikel der Ebersberger Zeitung hatte er bereits früher über Gmeinwieser gelesen und Kontakt mit ihm aufgenommen. Eine Verbindung gab es auch über eine gemeinsame Bekannte. Es kam zu persönlichen Treffen. „Zunächst war es nur ein Erfahrungsaustausch“, sagt jetzt Oberprantacher im Gespräch mit der EZ an einem Tisch im Nebenzimmer des Ladens von Gmeinwieser in Eglharting. Der bisherige Chef nickt bei jedem Wort zustimmend.

Der 37-jährige Südtiroler kommt aus einer Bäckerfamilie in der Nähe der Seiseralm. Sein Bruder führt dort jetzt den Betrieb. „Ich habe viel von meinem Vater gelernt“, sagt Oberprantacher. „Wenn ich als kleiner Junge nachts nicht schlafen konnte, bin ich häufig in die warme Backstube meines Vaters geschlichen, habe es mir auf einem Sack Mehl gemütlich gemacht und ihm beim Kneten und Backen zugesehen“, erinnert er sich. Die Atmosphäre habe er schon damals genossen und seine Liebe zu dem Beruf rühre daher. „Ich bin mit Herz und Seele Bäcker.“

Der ehemalige Bäcker sagt: „Wir sind da Seelenverwandte“

Seine berufliche Stationen führten ihn unter anderem über München an die Nordseeküste. Die Landschaft und das Wetter faszinieren ihn noch heute. Dort machte er auch gerne Urlaub. Wie er genauso die Besuche in seiner Heimat genießt. Die dortige Backkultur will er nach Eglharting mitbringen. Er setzt auf einen kleineren Betrieb, ohne eine große Kette im Hintergrund, ohne Filialen und auf ganz viel Bäcker-Handarbeit. „Wir sind da Seelenverwandte“, sagt Gmeinwieser, für den dieser Ansatz ebenfalls Geschäftsprinzip war. Das liege auch an seiner eigenen alpenländischen Herkunft. Die Bäcker-Familie von Gmeinwieser stammt vom Tegernsee. In dieser Tradition hat er auch den Betrieb in Eglharting geführt mit dem kleinen Verkaufsraum im Stil des vorherigen Jahrhunderts. Und es waren vor allem die Backwaren, die die Stammkunden lockten, Backwaren, die sich vom üblichen Angebot der Supermarktketten abhoben.

Grund für das Aufhören war, dass Gmeinwieser, der selbst keine Kinder hat und damit keinen Nachfolger, zudem aus unterschiedlichen Gründen sein Team weggebrochen war. Und dann wollte auch noch ein potenzieller Nachfolger nicht einsteigen. Einen Neuanfang mit dem Aufbau eines neuen Teams wollte Gmeinwieser nicht mehr. Das vermeintliche Aus.

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Südtiroler Spezialitäten sollen das Sortiment ergänzen

Nun hat sich Egon Oberprachtacher gemeldet. Zuletzt führte er einen Betrieb in Hohenthann. Der sei erfolgreich gewesen, sowohl von der Ausstattung, den Angeboten als auch von den Räumlichkeiten. Dafür suche er einen Nachfolger.

Er will mit dem Geschäft in Eglharting und der Backstube in Riedering weitermachen, als neue Herausforderung, auch wegen der dortigen Tradition und den neuen Möglichkeiten.

Der neue Bäcker sicherte zu, einen Großteil des Angebotes von Gmeinwieser zu übernehmen. Dazu kommen aber neue Angebote, die absolut in das Konzept passen. Wie etwa das traditionelle Schüttelbrot. „Das kannst du nicht in einer Maschine machen, es ist reine Handarbeit“, sagt er. „Das ist eine Bereicherung“, sagt Gmeinwieser. Dazu kommen bei Oberprantacher zusätzliche Angebote wie Südtiroler Wein oder Speck aus seiner Heimatregion. Entscheiden würden über den Erfolg dieses Ansatzes letztendlich die Kunden, betont er.

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