Hohenlinden goes Hollywood: Special-Effects-Künstler für „Filmtechnik-Oscar“ nominiert

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177 km von Kuba nach Florida: Szene aus dem Film „Nyad“, an dem auch der Hohenlindener Korbinian Meier mitwirkte. Er und sein Team sind nominiert für eine Art „Filmtechnik-Oscar“. Bald geht es nach Hollywood. © Liz Parkinson/netflix

Ein Jahr Arbeit steckte Korbinian Meier in eine gut zweiminütigen Filmsequenz. Der Aufwand hat sich gelohnt: Für eine spektakuläre Sturmszene in einem Netflix-Drama ist der Hohenlindener für einen Preis nominiert, der als „Filmtechnik-Oscar“ gilt. Der Flug nach Hollywood am 18. Februar ist gebucht.

Hohenlinden/Hollywood – Zurzeit scheint Korbinian Meier aus dem Hohenlindener Ortsteil Birkach nur ein Problem zu haben: Welchen Anzug, oder vielleicht doch Trachtenjanker und Lederhose, soll er nur anziehen, wenn er am 21. Februar im weltberühmten Beverly Hilton Hotel in Los Angeles im Rampenlicht stehen wird? Dort, wo jährlich auch die „Golden Globes“ an Weltstars vergeben werden. Meier (43) ist, mit einigen Kollegen seiner Grünwalder Firma „ScanlineVFX“, nominiert für einen Preis, der für Filmschaffende bestimmt ist, die die Spezialeffekte in Film- und Fernsehproduktionen kreieren – gut 3400 Spezialisten aus über 35 Ländern.

Spezialgebiet Wassereffekte: Dank Netflix bis nach Hollywood

Die „Oscars“, verliehen in Los Angeles, kennt jeder. Die „Golden Globes“ für herausragende Kinofilme und TV-Produktionen in Hollywood ebenso. Weniger im Fokus steht der „VES Award“: VES steht für Visual Effects Society – eine Gesellschaft für visuelle Effekte in Filmproduktionen. Bei der 22. Auflage ihres Filmpreises womöglich auch an einen Hohenlindener. An Korbi Meier, über dessen berufliches Wirken die EZ schon 2018 berichtete, unter dem Titel „Tsunami-Mann“. Weil Meiers Spezialgebiet Wassereffekte sind.

Hier geschieht die Magie: Korbinian Meier in seinem Arbeitszimmer daheim in Birkach.
Hier geschieht die Magie: Korbinian Meier in seinem Arbeitszimmer daheim in Birkach. © jödo

Ob der Preis an ihn und seine Kollegen geht, ist noch geheim. Immerhin musste er der Jury schon seinen Namen als WhatsApp-Sprachnachricht schicken, um die richtige Aussprache zu demonstrieren. Die Konkurrenz in seiner Kategorie „Outstanding effects simulations in a photoreal feature“ (25 Kategorien gibt es insgesamt) ist groß: Die jungen Filme „Napoleon“, „The Creator“ und „The Nun 2“ sind harte Mitbewerber. Meier und Co. sind mit dem Netflix-Streifen „Nyad: Stormy Waters“ am Start. Er handelt von der Langstreckenschwimmerin Diana Nyad (gespielt von Annette Bening), die sich mit 60 Jahren vornimmt, mit Hilfe ihrer Freundin und Trainerin (Jodie Foster) die 177 Kilometer lange Hochseestrecke zwischen Kuba und Florida zu durchschwimmen.

Die Sturmszene aus dem Becken war nicht echt genug: Der „Tsunami-Mann“ muss ran

Viele atemberaubende Szenen wurden, so Meier, in einem speziellen Außenschwimmbecken mit Wellengeneratoren, künstlichem Regen etc. gedreht. Auch eine nächtliche Sturmsequenz. Doch die Regie war mit dem Resultat nicht zufrieden. Also bekamen Meier und Co. den Auftrag, am PC eine am Ende zwischen zwei und drei Minuten lange Sequenz zu produzieren, die „nur“ zwei Ziele zu verfolgen hatte: Alles sollte so echt wie möglich ausschauen. Und die Wellen und das Drumherum sollten so spektakulär rüberkommen, wie es sich die Regie erträumt hatte.

Was folgte, war gut ein Jahr Arbeit, die Meier weitgehend von daheim erledigen konnte. Das kann schon mal bedeuten, tagelang an einer einzigen Welle oder Schaumkrone zu feilen. Auch wenn es in Birkach zurzeit noch eine eher unterdurchschnittliche Internetleitung gibt, hängte er sich jeden Tag von seinem Arbeitszimmer aus direkt an einen Hochleistungsrechner im kanadischen Vancouver. „Um die gewünschten Wassereffekte zu erzeugen, sind unvorstellbar hohe Datenmengen unerlässlich“, erklärt er. Die Verbindung sei immerhin so gut gewesen, dass es praktisch keine technisch bedingten Verzögerungen gegeben habe.

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Special Effects: Die KI könnte die Branche revolutionieren

Was filmische Spezialeffekte angeht, erklärt er, sei der Klassiker „Herr der Ringe“ einst ein erster Meilenstein gewesen, einen weiteren Entwicklungsschritt markiere für ihn der Film „Avatar“. Die Firma „ScanlineVFX“, der er seit 17 Jahren angehört, hat derweil insbesondere durch mehrere Bully-Herbig-Filme geglänzt. Aber auch der „Fluch der Karibik“ mit Johnny Depp gehört zu den Referenzen. Vielfach ist da kaum noch zu erkennen, dass etwa eine Seeschlacht ausschließlich am PC designt wurde.

Nächste Entwicklungsschritte aber stehen schon vor der Tür. Künstliche Intelligenz hatte unlängst ermöglicht, Harrison Ford im neuesten „Indiana Jones“ wieder so jung aussehen zu lassen wie früher. KI, sagt Meier, mache sicherlich vieles künftig einfacher und schneller, aber bedrohe, Nebeneffekt, auch Arbeitsplätze seiner Branche.

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