Trotz prominentem AfD-Anwalt: Poingerin muss für gefälschtes Impfzertifikat blechen
Eine Fußpflegerin aus Poing hatte sich 2021 ein gefälschtes Impfzertifikat besorgt und ihrem Arbeitgeber vorgelegt. Dafür musste sich die Frau nun vor Gericht verantworten.
Ebersberg – Damit sie sich nicht mehr testen lassen muss, legt eine Poingerin ihrem Arbeitgeber ein gefälschtes Impfzertifikat vor. Das war während der Corona-Pandemie. Nun musste sich die medizinische Fußpflegerin dafür vor dem Ebersberger Amtsgericht verantworten.
Um Testpflicht zu umgehen: Poingerin besorgt sich gefälschtes Impfzertifikat
Um die Testpflicht für Ungeimpfte zu umgehen, soll die Frau laut Anklage Ende 2021 für rund 250 Euro ein digitales Impfzertifikat besorgt und auf ihr Handy geladen haben. Dieses habe sie als Nachweis einer Impfung in der Praxis, in der sie angestellt ist, vorgezeigt – ohne gegen Covid-19 immunisiert gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft legte der Frau daher den Gebrauch einer „nicht richtigen Impfbescheinigung“ zur Last.
Und noch dazu Geldwäsche, ein Tatbestand, der bei illegalen Kaufgeschäften greifen kann. Wie in diesem Fall bei dem gefälschten Impfpass, den sich die Angeklagte laut der Aussage eines als Zeugen geladenen Polizisten von einer Münchner Fälscherbande besorgt hatte.
Angeklagte soll sich bei Kollegen ablehnend gegenüber Impfungen geäußert haben
Denn auf den Rechnern der Betrüger fand die Kripo ein persönlich auf die Angeklagte ausgestelltes Impfzertifikat. „Wir haben Unmengen an Daten und Bestellungen gefunden, über die wir Rückschlüsse auf die Kunden ziehen konnten“, berichtete der Polizist. So sei man auch auf die Poingerin aufmerksam geworden.
Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung sei kein gefälschtes Zertifikat auf dem Handy der Angeklagten gefunden worden – wohl aber ein gelber Impfpass, indem kein Nachweis für die Immunisierung gegen das Covid-19-Virus vermerkt war. Nachermittlungen beim Arbeitgeber ergaben, dass die Frau dennoch ein Zertifikat vorgezeigt habe. Und das, obwohl sich die Angeklagte gegenüber ihrer Kollegen des Öfteren ablehnend über Impfungen geäußert haben soll.
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Staatsanwalt unterstellt Frau „kriminelle Energie“
Vor Gericht zeigte die Poingerin keine Einsicht. Immer wieder blickte die Frau mit einem spöttisch Lächeln zu ihrem Rechtsanwalt, Dubravko Mandic, der auch rechte Szenegrößen verteidigt, wie den österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner und den Bayern-AfD-Abgeordneten Daniel Halemba, gegen den wegen Volksverhetzung ermittelt wird.
Selbst aussagen wollte die Poingerin nicht. Für den Staatsanwalt reichte die Beweislage dennoch aus. Er plädierte auf Schuldspruch. Angesichts „der Todeszahlen, mit denen wir hierzulande zu kämpfen hatten“, unterstellte der Anklagevertreter der Frau beim Umgang mit ihren Patienten „kriminelle Energie“. Als Strafmaß forderte er eine Geldstrafe in Höhe von 8000 Euro – zum Unverständnis der Verteidigung.
Richter verurteilt Angeklagte zu Geldstrafe – zum Ärger ihres prominenten AfD-Anwalts
Rechtsanwalt Mandic wies die Anschuldigungen zurück, schließlich sei nicht nachvollziehbar, von wem und woher seine Mandantin das gefälschte Impfzertifikat bekommen und ob sie etwas dafür bezahlt habe. „Der Staatsanwalt erweckt den Eindruck als wäre er in der alten Propaganda stecken geblieben“, sagte der bereits wegen gefährlicher Körperverletzung vorbestrafte ehemalige AfD-Funktionär. Und erwies sich als seiner Mandantin gleichgesinnt: Die Bürger seien in der Pandemie schließlich „genötigt“ worden, sich impfen zu lassen.
Richter Benjamin Lenhart ließ sich nicht auf politische Scharmützel ein, sondern verurteilte die Poingerin schließlich wegen des Gebrauchs eines gefälschten Impfzertifikates zu einer Geldstrafe in Höhe von 1200 Euro. Den Vorwurf der Geldwäsche sah er als nicht erwiesen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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