Bernbeuren hat seine Asylfrage geklärt: Ehemaliger Gasthof Schnitzer wird zur temporären Notunterkunft
Endlich ist es soweit: Bernbeuren hat eine vorübergehende Lösung für die Asylproblematik gefunden. Der denkmalgeschützte Gasthof Schnitzer soll zeitnah in eine temporäre Notunterkunft verwandelt werden.
Bernbeuren – Mit einer ganz persönlichen Jahresbilanz eröffnete Bürgermeister Karl Schleich die jüngste Gemeinderatssitzung. In Bernbeuren ziehe man „immer an einem Strang“, sagte er und bedankte sich bei den Ratsmitgliedern, seinem Stellvertreter Josef Köpf und allen anderen, die die Interessen der Gemeinde stets zielorientiert verfolgen und für eine „konstruktive Zusammenarbeit“ sorgen.
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„Bernbeuren ist ein sehr engagiertes Dorf“, in dem sich die Menschen einbringen, lobte er. Neben Vize-Rathauschef Köpf nutzte sogar Altbürgermeister Heimo Schmid die Gelegenheit und schloss sich dem allgemeinen Lob an. Das ehrenamtliche Engagement der Ratsmitglieder sei nicht selbstverständlich, machte Schmid klar.
Durchbruch ist gelungen
Im Anschluss kam Schleich auf den wohl polarisierendsten Punkt der Tagesordnung zu sprechen – die Asyldebatte. Eigentlich hatte er geplant, etwas mehr zum aktuellen Stand der Dinge vortragen zu können. Doch „das Landratsamt hat bis heute noch nichts geliefert“, bedauerte er.
In den vergangenen Wochen hatte die Gemeinde aufgrund des Fehlens einer kurzfristigen Asylunterkunft vermehrt für Schlagzeilen gesorgt, jetzt ist ihr aber der vorläufige Durchbruch gelungen. Das auserkorene Ziel: der alte Gasthof Schnitzer.
Übergangslösung von Januar bis Mai
Im kommenden Jahr soll das denkmalgeschützte Gebäude Flüchtlingen übergangsweise als Herberge dienen. Von Januar bis Ende Mai ist eine Belegung mit Asylsuchenden angedacht, erklärte Schleich. Dann stünden jedoch die von langer Hand geplanten Bauarbeiten am benachbarten Stadel an. Bis dahin könnte man die Geflüchteten aber – den Winter über – „für ein paar Monate unterbringen“, so der Bürgermeister. Auch ein Sanitär- sowie ein Küchencontainer sollen laut Schleich errichtet werden. „Die stellen wir hinter die Wirtschaft auf die grüne Wiese.“
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Im Inneren soll das Gebäude sein Gesicht weitestgehend behalten. Aufgrund des Denkmalschutzes würden die elektrischen Leitungen daher auch lediglich aufgeklebt und ein Bohren somit verhindert werden. Solange das Vorhaben im Einklang mit den Vorgaben der Denkmalschutzbehörde steht, hat die überwiegende Mehrheit des Rats nichts einzuwenden. Letztlich traf Schleichs Beschlussvorschlag nur auf eine einzige Gegenstimme.
Fotodokumentation soll Beweise sichern
„Ich weiß, das geht alles ein bissl schnell“, gestand der Bürgermeister. „Die Situation ist nun mal so, wie sie ist“, sagte er und ergänzte, dass man mit dem Gasthof den geforderten Beitrag leisten werde. Die Nutzung als Asylunterkunft werde sich Schleich zufolge wohl auf den Saal und das Nebenzimmer beschränken. Vermutlich würden dort Stockbetten aufgestellt, nahm er an. Küche und Stube sollen hingegen nicht genutzt werden.
Daneben hält man es für wichtig, das gesamte Konzept in einer Fotodokumentation festzuhalten. So könnten rückblickend Veränderungen oder gar Zerstörungen an dem Baudenkmal sichtbar gemacht werden. „Ich möchte da einfach keine Diskussionen haben“, sagte Schleich. Die fotografischen Beweismittel offiziell absegnen zu lassen, hielt im Anschluss nicht nur Oliver Sprenzel für eine gute Idee. Auch Markus Socher würde hierfür gerne einen Unabhängigen ins Boot holen. Der Bürgermeister gab an, sich darum kümmern zu wollen.
Security-Team und Bushaltestelle
Richard Weiher stellte anschließend die Frage, die wahrscheinlich vielen Bernbeurern unter den Nägeln brennt: Er wollte wissen, welche Geflüchteten man denn nun zu erwarten habe. Eine sichere Prognose konnte Schleich allerdings nicht geben. Etwa eine Million Ukrainer seien aktuell im Land, sagte er. Bei den übrigen 300 000 Asylsuchenden handele es sich hauptsächlich um Kurden, Syrer und Afghanen. Der Anteil an Afrikanern sei hingegen gering. Ohne die Ukrainer wäre der Flüchtlingsstrom ja eigentlich leicht zu stemmen, so Schleich. Doch nun „platzt alles aus den Nähten“, kommentierte der Rathauschef die globale Asylthematik.
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Eine letzte Frage widmete sich dem Security-Team: Ob dieses auch über Nacht anwesend sein wird, muss noch geklärt werden. Weiher gab abschließend zu Bedenken, dass sich in der unmittelbaren Nähe des Areals eine Bushaltestelle befindet, was „hoffentlich keine Konflikte“ zur Folge haben wird.
FLORIAN ZERHOCH
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