„Wollen mitreden“: Weidel pocht auf „Regierungsanspruch“ der AfD

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Von der Fundamentalopposition zur Kanzlerkandidatur: Die AfD will bei der Bundestagswahl Alice Weidel ins Rennen schicken.

Berlin – Zum ersten Mal stellt die AfD bei einer Bundestagswahl eine Kanzlerkandidatin auf: Parteichefin Alice Weidel. Sie hatte die Idee selbst ins Spiel gebracht – und spricht jetzt gleichzeitig von Demut und Machtanspruch. „Wir wollen mitreden, was in diesem Land passiert, und die Kanzlerkandidatur repräsentiert eben diesen Regierungsanspruch, den wir haben“, sagte Weidel der Nachrichtenagentur dpa.

Bundestagswahl-Umfragen: AfD auf Platz zwei hinter der Union mit Merz

Die AfD liegt in den aktuellen Umfragen zur Bundestagswahl zwischen 18 und 19 Prozent und damit auf dem zweiten Platz hinter der Union. Die Union führt mit 32 bis 33 Prozent. Ihre Kandidatur begründete Weidel dann auch mit dem AfD-Umfragehoch. Sie gab jedoch keine klare Antwort auf die Frage, mit welcher Partei die AfD eine Koalition eingehen könnte. „Mit der Friedrich-Merz-CDU haben wir recht wenig gemeinsam, weil Friedrich Merz einen Krieg will und wir nicht“, sagte sie laut Welt.

Läutet die Kanzlerkandidatur von Weidel eine neue Phase in der AfD ein?

Die Nominierung von Weidel als Kanzlerkandidatin könnte den Beginn einer neuen Ära in der AfD markieren. Bisher sah sich die Partei eher in der Rolle der Fundamentalopposition. Da im Bundestag keine Mehrheiten für eine AfD-Kanzlerin absehbar sind, da keine andere Partei für die AfD stimmen würde, hat Weidels Kandidatur wohl vor allem symbolischen Wert.

Die 45-jährige Weidel soll am kommenden Samstag (7. Dezember) von der Parteiführung nominiert werden. Eine Bestätigung auf einem Parteitag im Januar ist geplant.

Alice Weidel von der AfD im Wahlkampf, Archivbild von 2021
Sieht ihre AfD-Kanzlerkandidatur bei der Bundestagswahl nach eigenen Worten „realistisch“: Alice Weidel © onw-images/Imago

Alice Weidel wird AfD-Kanzlerkandidatin: „Sehe das realistisch“

Fragen nach ihren persönlichen Ambitionen auf das Kanzleramt beantwortete Weidel im Gespräch mit der dpa zurückhaltend. „Ich sehe die Sachen eher realistisch. Ich gehe einen Schritt nach dem anderen. Jetzt ruft die Partei erstmalig einen Kanzlerkandidaten aus. Das soll ich jetzt werden. Und damit gehe ich recht demütig um und versuche, das Beste aus dem Wahlkampf zu machen.“

Weidel, eine promovierte Volkswirtin, trat 2013 in die AfD ein, da sie die Euro-Rettungspolitik der damaligen Bundesregierung ablehnte. Sie hatte zuvor als Mitarbeiterin eines Vermögensverwalters und einer Investmentbank Karriere gemacht und lebte mehrere Jahre in China.

AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel: Ihre Themen vor der Bundestagswahl

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 vertritt die Weidel-AfD eine nationalistische Linie: Sie fordert den Austritt aus EU und Eurozone, eine strikte Anti-Migrationspolitik, eine Einschränkung des Rechts auf Abtreibung und die Stärkung traditioneller Familienmodelle.

Weidels Hauptthema ist der angebliche Zerfall der inneren Sicherheit als Folge der Zuwanderung. In ihren Bundestagsreden polemisiert Weidel regelmäßig gegen Migranten und verwendet dabei abfällige Begriffe wie „Messermänner“ und „Kopftuchmädchen“.

Queer-Beauftragter sieht Widersprüchlichkeit bei AfD-Kandidatin Weidel

Sven Lehmann, der Queer-Beauftragte der Bundesregierung und Abgeordneter der Grünen, wies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf „Hass und Häme“ aus der AfD hin, insbesondere gegenüber nicht-traditionellen Familienmodellen. Er betonte dabei die Widersprüchlichkeit der Kandidatin Weidel. Dies bezog er auch auf ihre privaten Lebensumstände. Weidel lebt in einer lesbischen Beziehung mit einer in Sri Lanka geborenen Frau und zieht mit ihr zwei Kinder groß. (frs mit dpa und AFP)

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