Donald Trump nominiert Scott Bessent und schreibt damit LGBTQ+-Geschichte
Die Nominierung des Hedgefonds-Managers sorgt für Jubel an der Wall Street – und für Sorgenfalten in der LGBTQ+-Community.
Washington – Als der designierte US-Präsident Donald Trump im vergangenen November seine Nominierung zum Finanzminister bekannt gab, kletterten die US-Börsen auf neue Höchststände. Denn Hedgefonds-Manager Scott Bessent ist ein alter Bekannter an der Wall Street. Ihm trauen die Börsianer zu, die Staatsverschuldung der USA zu reduzieren. Der in South Carolina geborene Geschäftsmann würde als erster offen Homosexueller in dem Amt auch LGBTQ+-Geschichte schreiben.
Elon Musk kritisiert Bessent als „business as usual“
Der Trump-Vertraute Elon Musk hätte lieber einen anderen Kandidaten als Finanzminister gesehen. „Ich bin übrigens der Meinung, dass Bessent eine ‚business-as-usual‘ Wahl ist, während Howard Lutnick tatsächlich einen Wandel herbeiführen wird“, schrieb der reichste Mann der Welt im November auf seiner Plattform X. Im Vergleich zu anderen kontroversen Nominierungen Trumps – etwa Fox-Moderator Pete Hegseth als US-Verteidigungsminister – mutet Scott Bessent als US-Finanzminister tatsächlich recht normal an.
Der Hedgefonds-Manager von Key Square Group hat ein geschätztes Privatvermögen von mehr als einer Milliarde US-Dollar und erwirtschaftete als Chief Investment Officer des berühmten Soros Fund Management Berichten zufolge eine jährliche Rendite von im Schnitt 13 Prozent. Der Geschäftsmann gilt als Experte für globale Makroinvestitionen und hat gute Chancen, für seine Nominierung tatsächlich grünes Licht vom Senat zu bekommen. Dann wäre er in der Geschichte der USA der höchstrangige LGBTQ+-Beamter aller Zeiten. Angesichts der schlechten Bilanz mit Blick auf LGBTQ+-Rechte während Trumps erster Amtszeit löst Bessents Nominierung bei Progressiven in den USA dennoch keinen Jubel aus.
Bessent wäre höchstrangiger LGBTQ+-Beamter aller Zeiten – doch in der Community bleiben Zweifel
Bislang haben nur drei offen lebende LGBTQ+-Personen in einem Präsidentenkabinett gedient: Verkehrsminister Pete Buttigieg, der ehemalige kommissarische Direktor der US-Nachrichtendienste, Richard Grenell, und der ehemalige kommissarische US-Handelsbeauftragte Demetrios Marantis. Bei der Anhörung durch die Kongresskammer in Washington hatte Scott Bessent am Donnerstag (16. Januar) ein „Goldenes Zeitalter“ für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten in Aussicht gestellt. „Scott Bessent ist ein amerikanischer Held“, schrieb Richard Grenell und lobte dessen Auftritt im Senat auf X. Ansonsten blieb es in der LGBTQ+-Community auffallend still um die Nominierung des Finanzministers.
Beispielsweise hatte Glaad, eine NGO für LGBT+-Rechte in den USA, die Nominierung von Pete Buttigieg zum Verkehrsminister öffentlich gelobt, veröffentlichte laut Newsweek jedoch bislang keine Stellungnahme zu Bessent. „Wir brauchen gleichstellungsfreundliche LGBTQ+-Kandidaten und LGBTQ+-Personen auf allen Ebenen der Regierung. Die LGBTQ+ Gemeinschaft zählt auf LGBTQ+ Nominierte wie Scott Bessent, die sich für die Gemeinschaft einsetzen“, schrieb indes Kelley J. Robinson, Vorsitzende der Organisation Human Rights Campaign (HRC) auf der Plattform Threads. „Es wird ein harter Weg - wie Donald Trumps vorherige Regierung und seine Agenda des Project 2025 bewiesen haben, sind Donald Trump und sein Weißes Haus eine Bedrohung für die Rechte, Freiheiten und das Leben von LGBTQ+ Menschen“, schrieb Robinson weiter.

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„Abrissbirne“ für LGBTQ+-Rechte: HRC warnt vor Project 2025
Das „Project 2025“ ist ein radikaler Plan der ultrakonservativen Denkfabrik Heritage Foundation, die USA zu verändern. HRC bezeichnete das Konzept als „Abrissbirne“ für die Rechte von Queers. Demnach sollen bestehende Schutzmaßnahmen in den Bereichen Bildung, Beschäftigung und Gesundheitswesen eingeschränkt werden oder ganz fallen. Als Begründung nennt das Strategiepapier der Heritage Foundation, der Fokus auf LGBTQ+-Rechte sei eine ideologische Einflussnahme, die von der Förderung traditioneller Familienstrukturen ablenke.
Für die Wirtschaft kündigte der designierte Finanzminister Bessent einen „3-3-3” Plan an, der ein „neues ökonomisches Goldenes Zeitalter in Gang“ setzen werde, „das mehr Jobs sowie Reichtum und Wohlstand für alle Amerikaner schaffen wird“, wie er am Donnerstag in Washington sagte. Der Plan sieht vor, das Haushaltsdefizit bis 2028 auf drei Prozent des BIP zu reduzieren, das Wirtschaftswachstums auf drei Prozent zu steigern sowie die US-Ölproduktion um drei Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen. Laut der progressiven US-Denkfabrik Cener for American Progress würde dieser Plan vor allem die Arbeiter- und Mittelschicht in den USA belasten.