Vom Kreuzfahrtschiff zum Foodtruck: Wahl-Königsdorfer nimmt Kurs auf Festivals

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Bald mit einem Foodtruck im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und darüber hinaus unterwegs: Der gelernte Koch Helder Zumba, der mit seiner Partnerin Ivana Durkovic in Königsdorf lebt. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Vom AIDA-Kreuzfahrtschiff zum Foodtruck: Der Wahl-Königsdorfer Helder Zumba (33) will mit portugiesisch-bayerischen Köstlichkeiten punkten.

Königsdorf – Was den Iveco Daily und seinen Eigentümer Helder Zumba verbindet: Der Klein-Lkw und der 33-Jährige haben jeweils weite Wege hinter sich. Der Iveco rollte für den Paketdienst DHL Tausende Kilometer und Zumba, geboren im südafrikanischen Angola, fand im Tausende Kilometer entfernten oberbayerischen Königsdorf eine neue Heimat. Künftig sind der Transporter und der gelernte Koch, der die portugiesische Staatsangehörigkeit besitzt, ein unzertrennliches Duo mit dem Namen „Helder Limitless Flavours“, grenzenlose Aromen. Der motorisierte Paket-Esel mutierte zu einer mobilen Küche, Neudeutsch Foodtruck genannt.

Zumba ist kein Quereinsteiger. Er arbeitete unter anderem in Portugals Hauptstadt Lissabon und in der englischen Hafenstadt Southampton in renommierten Restaurants und Hotels. Zu seinen Lehrmeistern zählen Top-Köche wie der Elmshorner Tim Mälzer. Auf AIDA-Schiffen war er als „Chef de Partie“, als Diätkoch und „Junior Sous Chef“, als Stellvertreter des Küchenchefs tätig.

Auf einer Kreuzfahrt durch die Karibik funkte es

Bei einer Karibikkreuzfahrt funkte es. Zumba lernte Kollegin Ivana Durkovic, eine gelernte Bankkauffrau und auf der AIDA mitverantwortlich für den Bereich „Food and Beverage“, Speisen und Getränke, kennen – und lieben. Als im Mai 2020 das Coronavirus weltweit alle Kreuzfahrtschiffe im buchstäblichen Sinne an die Kette legte, war guter Rat teuer. Die gebürtige Kroatin Durkovic, die seit vielen Jahren in Königsdorf wohnt, und Zumba entschieden, gemeinsam ihr Glück in Oberbayern zu suchen. Die heute 39-Jährige fand rasch bei ihrem Ausbildungsbetrieb, die Raiffeisenbank Isar-Loisachtal, einen Job. Ihr Partner heuerte im Juni 2020 als Chefkoch bei einer Cateringfirma in Münsing an, die sich auf die Belieferung von Krippen, Kindertagesstätten und Schulen mit Speisen spezialisiert hat.

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„Klar habe ich reichlich Erfahrung, weil ich mit Köchen aus vielen Teilen der Welt zusammen gekocht habe“, sagt der 33-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Nur Deutsch sprach er im Sommer vor vier Jahren kaum ein Wort. Ihm war klar: „Ohne die Sprache, ohne die Kultur des Landes zu kennen, kann ich nicht arbeiten – geschweige denn ein eigenes Gewerbe betreiben.“ Vor diesem Hintergrund habe er sich „wahnsinnig reingehängt“ bescheinigt Durkovic ihrem Lebenspartner. Mit dem Ergebnis: Deutsch geht im nahezu so flüssig über die Lippen wie einem Muttersprachler – mit Portugiesisch, Spanisch, Englisch und Französisch spricht der junge Mann nun fünf Sprachen.

Vielleicht brauche ich nach meinen Jahren auf Kreuzfahrtschiffen einfach einen Arbeitsplatz, der sich ein bisschen bewegt.

Im vergangenen Jahr war sein Entschluss gereift: In einer mobilen Küche portugiesisch-bayerische Leckereien frisch zubereiten und direkt verkaufen – „das war meine Vision“. Geld für die Investition hatten Zumba („es ist von Vorteil, wenn man eine Frau an der Seite hat, die gut rechnen kann“) und Durkovic angespart – „doch ich hatte keine Ahnung, wo ich einen Bus kaufen kann, um ihn zum Foodtruck umbauen zu lassen“. Nach intensiver Suche wurde er in der Nähe von Landshut fündig. Das künftige Innenleben des Transporters konzipierte Zumba komplett selbst („ich habe den ganzen Foodtruck auf Papier entworfen“) und bestellte vom Edelstahl-Gasgrill über die Spüle und den Kühlschrank bis hin zum sogenannten Salamander, ein Profigerät zum Gratinieren, Rösten, Überbacken und Warmhalten von Speisen, alles selbst. Ganz wichtig: „Ich lege großen Wert auf höchste Hygienestandards, das habe ich nicht zuletzt auf dem Schiff gelernt.“ Apropos: „Auf kleineren Schiffen ist natürlich das Platzangebot entsprechend, da lernt man, sich auf wenig Raum sehr gut zu organisieren.“ Eine Erfahrung, von der er als Foodtrucker profitiert.

Zumba stieß bei seiner Recherche auf die „sweeppeople“ GmbH in Wolfratshausen

Dass sein künftiger Arbeitsplatz zu leichten Schwankungen in alle vier Himmelsrichtungen neigt, nimmt der Koch mit Humor: „Vielleicht brauche ich nach meinen Jahren auf Kreuzfahrtschiffen einfach einen Arbeitsplatz, der sich ein bisschen bewegt.“ Nach dem Kauf des Klein-Lkw wartete die nächste Hürde auf den Jungunternehmer: Wer baut den Iveco made in Italy fachgerecht nach seinen Wünschen um? Drei Monate gingen ins Land, schließlich stieß Helder Zumba bei seiner Recherche auf Loic Kölbl, Philipp Goodluck und Maximilian Schmidt, die „sweeppeople“ GmbH in Wolfratshausen. „Die hat die Challenge angenommen“, sagt der 33-Jährige. „Tolle Jungs, die einen Superjob gemacht haben.“ Inzwischen ist der Foodtruck, mit dem das Unternehmen „Helder Limitless Flavours“ im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen unterwegs sein wird, fast fertig.

Noch ein paar letzte Handgriffe im Inneren, dann wird die Außenhülle des Iveco Daily farbenfroh foliert – und losgeht’s. Zumba kann den Start kaum erwarten. Er will nicht nur den Menschen in der Region unter anderem „Francesinha“ und „Bifana“ – portugiesische Sandwich-Spezialitäten – näher bringen: „Ich möchte mit meinem Foodtruck auf Festivals in ganz Deutschland präsent sein.“ Er plane zudem, ehemalige Kollegen zu bitten, als „Gastköche“ in der mobilen Küche kulinarische Köstlichkeiten zu zaubern – „und natürlich kann man meinen Foodtruck für private Veranstaltungen mieten“.

Zumbas Rezept gegen die Regelflut: „Einfach die Ruhe bewahren“

Es war ein langer Weg“, sagt der Wahl-Königsdorfer rückblickend. Eine Herausforderung sei der Bürokratie-Dschungel gewesen. „Wo bekomme ich welches Dokument, welches Formular muss wo eingereicht werden?“ Sein Rezept gegen die Regelflut: „Einfach die Ruhe bewahren“, meint Helder Zumba, „und immer positiv denken.“ (cce)

Infos im Internet: www.limitlessflavours.com

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