75 Jahre TuS Geretsried: Eine Reise durch die Geschichte
Am 12. April 1949 wurde der TuS Geretsried gegründet. 75 Jahre später blickt der Verein auf eine beeindruckende Geschichte zurück. Die Feierlichkeiten beginnen an diesem Freitag.
Geretsried – Älter als die Gemeinde Geretsried, die 1950 gegründet wurde, ist der Turn- und Sportverein (TuS) Geretsried. Er wurde am 12. April 1949 aus der Taufe gehoben. Somit feiert der Verein heuer sein 75-jähriges Bestehen. Bis heute genießen Leistungs-, Breiten- und Gesundheitssport einen hohen Stellenwert in der „Sportstadt Geretsried“. Mit Stolz blickt der TuS auf einige Deutsche und Landesmeister-Titel sowie auf zahlreiche Berufungen von Einzelsportlern in National- und Olympiamannschaften. Ein Festakt mit geladenen Gästen findet an diesem Freitag statt. Mit der Öffentlichkeit feiert der Verein an einem Wochenende im Juni.
Fußballbegeisterte wollten einen Verein gründen
Am 28. März 1949 trafen sich auf Initiative des Friseurmeisters Franz Grieser zehn fußballbegeisterte Männer in der damaligen Gaststätte Tschannerl an der Sudetenstraße und beschlossen: Wir gründen einen Verein. Gründungsmitglieder waren dann Susi Gabler, Ingeborg John, Anna Kolumber, Käthe Thurner, Gretl Tschajka, Anton Dobler, Hans Faber, Kurt Feuser, Walter Frankenberger, Ernst Gabler, Franz Grieser, Walter Helmrich, Herbert Herglotz, Oskar Herrmann, Rainer Jakowetz, Karl Kenöpser, Erich Lausmann, Anton Linzmeier, Ernst Riedl, Walter Rösler, Willibald Rösler, Wilhelm Ruppert, Hans Seiche, Emil Stingl, Oskar Tschajka, Karl und Rudolf Tschannerl sowie Otto Werner. Zum Ersten Vorsitzenden wurde Kurt Feuser gewählt.

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Nicht nur Fußball, sondern auch andere Sportarten
Bereits während der Gründungsversammlung schrieb man fest, dass der TuS nicht nur Fußball, sondern auch andere Sportarten anbieten wollte. Die Fußballabteilung wurde jedoch als erste ins Leben gerufen. Zwei Jahre später folgten die Turner und die Schachspieler. 1952 entstand eine Handballabteilung, und es wurde mit dem Umbau der Halle 391 – das heutige Schützenheim an der Jahnstraße – zur ersten Turnhalle begonnen. Im März 1953 verunglückte Kurt Feuser tödlich, Franz Füger wurde übergangsweise als sein Nachfolger bestellt. 1954 wählten die Mitglieder Hans Adamek zum neuen Vereinschef. Er führte den Verein 20 Jahre lang durch alle Turbulenzen – und davon gab es viele in der Anfangszeit.
Der Sport besaß damals längst nicht den Stellenwert in der Gesellschaft wie heute. Die Mitglieder trainierten bis zum Bau des Isarau-Stadions 1966 auf einem Sportplatz an der Tattenkofener Straße. Mangels sanitärer Anlagen wuschen sie sich nach dem Sport in einer nahe gelegenen Kiesgrube. 1957 ging die Turnhalle an der Jahnstraße in Betrieb. Im Juni 1958 gesellte sich als fünfte Abteilung Tischtennis hinzu und 1961 die Eissportabteilung. Im Garten von Roman Sternkopf hatten Eishockey-Fans zuvor eine Natureisfläche – ihr Spielfeld, bis es in der Saison 1962/63 von der Natureislaufbahn an der Richard-Wagner-Straße, dem heutigen Rasenplatz an der Karl-Lederer-Hauptschule, abgelöst wurde.
2006 trennte sich die Eishockeysparte vom TuS
2006 trennte sich die Eishockeysparte vom TuS und ging in den eigenständigen Verein ESC Geretsried über. Unvergessen bleiben der Gewinn der Deutschen Meistertitel der Damenmannschaft „Moskitos“, die Deutsche Oberligameisterschaft und mehrjährige Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga sowie viele Talente wie Markus Janka, Peter Holdschik, Rudi Sternkopf und Uli Liebsch, die beim TuS Geretsried ausgebildet worden waren und es bis in die höchste deutsche Spielklasse oder Nationalmannschaft schafften.

Ein großer Tag war die Einweihung des Isarau-Stadions im Mai 1966 mit einem Sport- und Spielfest. Die Fußballer – sie kickten damals in der Bezirksliga – hatten zu diesem Anlass Bundesliga-Aufsteiger FC Bayern München zu Gast. In Kenntnis der neuen Möglichkeiten hatte sich bereits im März 1966 eine Leichtathletiksparte gegründet, die im Laufe der Jahre zahlreiche Talente hervorbrachte und drei Länderwettkämpfe ausrichtete.
Das Angebot wurde stetig erweitert
1970 erweiterte der TuS sein Angebot um Badminton und 1971 um Volleyball. Ein steiler sportlicher Aufstieg führte die Erste Herren-Mannschaft der Volleyballer bis hinauf in die Bayernliga. Die Mannschaft musste jedoch später zurückgezogen werden, da der Aufwand in einer derart hohen Liga die finanziellen Mittel der Abteilung überstieg.
Fackellauf durch Geretsried anlässlich der Olympiade
Einen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte stellte 1972 der Fackellauf durch Geretsried dar. Sportler des TuS hatten die Ehre, das Olympische Feuer durch die Stadt zu tragen. Am Ende des Jahres 1974 wies der Verein 25 Jahre nach seiner Gründung die stattliche Anzahl von 1876 Mitgliedern auf und erzielte in mehreren Sportarten mit schöner Regelmäßigkeit regionale und nationale Erfolge.
Nach den Jahren der stürmischen Entwicklung trat eine Zeit der Konsolidierung ein. 1974 übergab Hans Adamek die Leitung des Vereins an Günther Maex. Ihm folgte 1979 Alfred Assmann, 1988 übernahm Erwin Duda. Ein neuer Bereich kam 1987 mit der Koronarsportgruppe hinzu. Hier trainieren bis heute unter ärztlicher Aufsicht Frauen und Männer mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die sportliche Entwicklung, der finanzielle Aufwand und die Mitgliederzahl gingen stetig nach oben. Das machte eine strukturelle Änderung bei Führung und Satzung erforderlich. 1987 begannen unter der Regie von Erwin Duda die Vorarbeiten, den TuS auf die Form einer Delegiertenversammlung umzustellen. Die Satzungen und Ordnungen mussten dafür komplett neu gestaltet werden. Im Mai 1990 wurde die Satzung im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen. 1992 gründete sich die Basketballabteilung unter Ottilie Strauß, Gerhard Münster übernahm den Vorsitz des Gesamtvereins. In den vergangenen Jahren wurde das TuS-Angebot um Kampfkunst (2011) und Ultimate Frisbee (2024) ergänzt.
Neben dem Stadion entstand einer der ersten Sportkindergärten Bayerns
Neue Wege beschritt der TuS Geretsried im Jahr 2009 mit dem Projekt „Sportkindergarten“. Direkt ans Stadionareal angrenzend entstand auf dem Gelände des ehemaligen Wilfling-Hauses in Zusammenarbeit mit der Champini GmbH Nürnberg und mit Unterstützung der Stadt Geretsried einer der ersten Sportkindergärten in Bayern inklusive einer eigenen kleinen Turnhalle, die auch heute noch dem Vereinssport zur Verfügung steht – ein zukunftsweisendes Projekt, für das der damalige TuS-Chef Stephan Heinle als Initiator und treibende Kraft zugleich fungierte. Nach einigen Jahren und Problemen mit dem Träger wechselte es in die Hände des Kinderlands Weyarn.
Abschließend lässt sich sagen, dass es der TuS Geretsried trotz großer Anfangsprobleme geschafft hat, sich zu einem weit über den Landkreis hinaus bekannten Verein zu entwickeln. Zahlreiche ehrenamtliche Übungsleiter und Helfer sind für die Geschicke des Vereins zuständig und haben ihn zu dem gemacht, was er heute unter der Leitung von Mirko Naumann ist: der mit rund 2500 Mitgliedern größte Sportverein im Landkreis. Etwas für Gesundheit, Fitness und Geselligkeit tun kann hier jeder ab zwei bis drei Jahren in den Eltern-Kind Turngruppen bis hinauf in die Seniorengymnastik, wo 80 Jahre Lebenserfahrung noch keine Grenze sind. Von Tanja Lühr
Quellen: Heimatbuch „Geretsried – eine Doppelschwaige wird Stadt“ und Chronik des TuS zum 75-jährigen Jubiläum.
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