Nawalnys Witwe ruft vor Russland-Wahl zu Protest-Trick gegen Putin auf

  1. Startseite
  2. Politik

Kurz vor der Russland-Wahl: Wie Nawalnys Witwe mit „Trick“ die Abstimmung stören möchte

KommentareDrucken

Mitte März wird in Russland ein neuer Präsident gewählt. An Wladimir Putin führt dabei kein Weg vorbei. Julia Nawalnaja will aber ein Zeichen setzen.

London/Moskau – Julia Nawalnaja setzt den Kampf ihres verstorbenen Ehemanns weiter fort. Kurz vor der Russland-Wahl hat die Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny zu einem russlandweiten Protest aufgerufen. „Wir müssen den Wahltag dazu nutzen, um zu zeigen, dass wir existieren und dass es viele von uns gibt“, sagte die im Exil lebende Nawalnaja in einem Youtube-Video.

Zugleich sprach sie sich für eine Protestaktion gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin aus, die auf eine Überlastung der Wahllokale abzielt. „Wir müssen am selben Tag zur selben Zeit zum Wahllokal gehen: 17. März um 12.00 Uhr“, sagte Nawalnaja und forderte die Wahlberechtigten in Russland auf, „für jeden Kandidaten außer Putin“ abzustimmen oder eine ungültige Stimme abzugeben. Eine Möglichkeit: „Sie können in großen Buchstaben ‚Nawalny‘ schreiben.“

Kandidaten bei der Russland-Wahl Amt/Position
Nikolai Charitonow Duma-Abgeordneter
Wladislaw Dawankow Stellvertretender Duma-Vorsitzender
Wladimir Putin Russischer Präsident
Leonid Sluzki Duma-Mitglied

Alexej Nawalnys Witwe hält die Russland-Wahl für einen „Schwindel“

Nawalnaja nannte die Wahl einen „Schwindel“. Es sei offensichtlich, dass Putin das Ergebnis erzielen werde, das er wolle. Aber: Sie habe Hoffnung geschöpft von den Tausenden Menschen, die das Grab ihres Mannes besucht hätten. Nawalnaja lebt mit ihren zwei Kindern ebenso wie Nawalnys Bruder im Ausland und nahm aus Angst vor einer möglichen Festnahme in Russland nicht an der Beisetzung ihres Mannes teil. Die Solidaritätsbekundungen seien ein Beweis, dass es eine starke Opposition gegen Putin in Russland gebe. „Wir sind viele und wir sind stark“, betonte Nawalnaja.

Julia Nawalnaja, Witwe von Alexey Nawalny, steht im Plenarsaal des Europäischen Parlaments und spricht.
Nach dem Tod von Alexej Nawalny hatte seine Witwe Julia Nawalnaja angekündigt, den Kampf ihres Mannes gegen Wladimir Putin fortzusetzen. Ende Februar sprach sie im Europäischen Parlament. © Philipp von Ditfurth/dpa

Nawalny selbst hatte die Protestaktionen zur Russland-Wahl in einer seiner letzten Botschaften aus dem Gefängnis befürwortet. Die Opposition spricht von einem „Mittag gegen Putin“. Mit der Aktion verbindet sie die Hoffnung, eine legale und ungefährliche Möglichkeit des Protests gegen den Kreml gefunden zu haben. Demonstrationen gegen die Regierung sind in Russland faktisch illegal, Beteiligte können für mehrere Jahre ins Gefängnis kommen.

Nawalnaja beschuldigt Putin, für den Tod Nawalnys verantwortlich zu sein

Der 47-jährige Nawalny war nach Angaben der russischen Behörden am 16. Februar in dem Straflager „Polarwolf“ in Sibirien für tot erklärt worden. Julia Nawalnaja und die westlichen Regierungen beschuldigen Putin, für den Tod Nawalnys verantwortlich zu sein. Die russische Führung weist eine Beteiligung dagegen zurück und betont, Ermittlungen hätten ergeben, dass Nawalny eines natürlichen Todes gestorben sei. Nawalny war zu Haftstrafen von insgesamt mehr als 30 Jahren verurteilt worden. Die Vorwürfe reichten von Betrug bis hin zu Extremismus. Er hat die Vorwürfe stets bestritten und als politisch motiviert bezeichnet.

Es gilt als sicher, dass Putin bei der Russland-Wahl vom 15. bis 17. März in seinem Amt bestätigt wird und somit bis mindestens 2030 russischer Präsident bleiben kann. In den wenigen Umfragen zur Russland-Wahl kommt er auf mehr als 60 Prozent. Der Kreml erwartet sogar ein Rekordergebnis für Putin. Dem Exilportal Meduza zufolge strebt Moskau einen Wert von mindestens 80 Prozent an. (cs/AFP)

Auch interessant

Kommentare