Vom traditionellen Bauernhof zum erfolgreichen Demeter-Betrieb: Die Geschichte des „Bartlbauer“-Hofs

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Hat die Landwirtschaft lieben gelernt: Georg Kirchbichler mit seiner Frau Stephanie und den beiden Kindern Gregor und Monika. © bas

Der „Bartlbauer“-Hof in Peiting-Hausen hat eine lange Geschichte. Heute ist er ein erfolgreicher Demeter-Betrieb, der auf Regionalität und Nachhaltigkeit setzt. Ein Rundgang auf dem Bio-Hof, auf dem fast 300 Tiere leben.

Peiting – Wer durch Peiting-Hausen fährt, der kann das auf den großen Stall gemalte Kunstwerk an der Straße gar nicht übersehen: Eine braune Kuh – mit Hörnern – lugt glücklich-drollig auf die Straße, eine weiße Henne brütet in einem Nest aus Stroh, und ein stolzer Gockel plustert sich auf der grünen Wiese auf. „Zum Bartlbauer“ prangt in blauen Buchstaben über der Szenerie.

Der Hausname ist in Peiting ein Begriff. Generationen haben dort eine Landwirtschaft geführt. Heute führen Georg Kirchbichler und seine Frau Stephanie den Hof. Und zwar als Demeter-Betrieb mit Experimentierfreude: Längst haben sie eine Milchtankstelle eingerichtet, an der alle zwei Tage rund um die Uhr und täglich morgens frische Demeter-Milch gezapft werden kann. Wer dort in der Milchkammer ein und aus geht, kann den beiden sowie ihren Helfern und Auszubildenden oft bei der Arbeit im Stall über die Schulter blicken. Denn: gearbeitet wird dort immer.

Zurück zum bemalten „Bartlbauer“-Hühnerstall an der Straße: Dort können Eier von glücklichen Hühnern mitgenommen werden. Oder Packerl mit Eier-Nudeln. Verarbeitet aus den hofeigenen Eiern, versteht sich. Ein Geschäft, das sich lohnt? Darum geht es Georg Kirchbichler und seiner Frau Stephanie gar nicht in erster Linie. „Mit dem Hofladen haben wir die Chance, den Leuten etwas Regionales anzubieten“, erklärt der Landwirt. Sein Ziel: Durch die Direktvermarktung sieht er die Chance, kleine Wirtschaftskreisläufe zu stärken. „Warum müssen die Lebensmittel von weiß Gott woher kommen?“, hinterfragt er.

Der Pfeil auf der Hütte am neu gebauten Hühnerstall zeigt, wo‘s langgeht zur frischen Demeter-Milch.
Der Pfeil auf der Hütte am neu gebauten Hühnerstall an der Straße durch Peiting-Hausen zeigt, wo‘s langgeht zur frischen Demeter-Milch. © bas

Tatsächlich kostet der Liter frische Demeter-Milch vom „Bartlbauer“ weniger als ein Tetra Pak regulärer Milch im Supermarkt. Es kann also funktionieren. Theoretisch. Nudeln, Eier, Milch: alles von dort. „Und dabei geht’s uns nicht ums Geld.“ Es geht um gelebte Regionalität. „Gerade haben wir auch wieder frische Frühkartoffeln vom Feld.“

Einen wahren Boom hat die Familie Kirchbichler in der Corona-Zeit erlebt. Weil in diesen unsicheren Zeiten viele Menschen einen Einkauf im Supermarkt als unangenehm empfunden hatten, suchten sie sich andere Wege, sich mit alltäglichen Lebensmitteln zu versorgen. „Das war Wahnsinn. An der Milchkammer standen teilweise Menschenschlangen mit zwei Metern Sicherheitsabstand“, erinnert sich Georg Kirchbichler.

Die Schlangen gibt es inzwischen nicht mehr. Aber viele Kunden, die dem „Bartlbauer“ über Jahre hinweg die Treue halten. Das hätte sich der junge Georg Kirchbichler tatsächlich gar nicht träumen trauen, als er den Betrieb 2018 offiziell von den Eltern übernahm.

Ein Blick zurück: Der Vater von Georg übernimmt den Betrieb in Peiting-Hausen im Jahr 1985 von heute auf morgen, damit der Hof überleben kann. Gearbeitet wird damals noch mit Handelsdünger. „Das Geld kam rein, das Geld ging raus. Der Kontostand war immer gleich, egal, wie viel gearbeitet worden ist.“

Georg Kirchbichler erinnert sich noch an den Albrecht-Hof aus Oderding. „Der war damals der erste Bio-Pionier im Landkreis. Da hat man anders gearbeitet, und das hat auch anders funktioniert.“ Die eigenen Eltern: Sie hatten die Landwirtschaft, aus der Not heraus geboren, nicht von der Pike auf gelernt. Wichtige Grundkenntnisse fehlten. Für den jungen Georg Kirchbichler nicht gerade ein Ansporn, irgendwann einmal in den Betrieb einzusteigen. Nach der Schule lernt er das Metzger-Handwerk. Kann er den elterlichen Betrieb vielleicht doch irgendwie auf lange Sicht weiterbringen?

Anderer Kompost als Erfolgsgarant

Georg Kirchbichler entscheidet sich, das Ganze von Grund auf zu lernen. „Das Spektrum bei Landwirten ist so breit“, sagt er heute. Vom Hobby-Bauern bis hin zum halb-industriellen Profi gibt es da alles. Wo er selbst landen sollte, das würde sich zeigen. Aber er wollte es wissen. Bereits in der Berufsausbildung gab es für den angehenden Landwirt erste Erfolgserlebnisse. Theoretische Ausbildungsabschnitte nahm er mit nach Hause zum Hof und setzte sie um. Und plötzlich funktionierten Dinge, die vorher nicht geklappt hatten.

Die Ausbildung zum Landwirt: Sie ist kein Pappenstiel. „Du lernst sieben Jahre lang, damit du am Ende was auf dem Kasten hast.“ Ans Ende der Ausbildung setzt der junge Kirchbichler einen Meistertitel. Einfach sei es trotzdem nie gewesen, erzählt er. Vieles wird nun mal über Jahrzehnte hinweg auf einem Hof so gemacht, wie es schon immer gemacht worden ist. Und dann kommt da so ein junger Kerl mit Meistertitel und will es anders machen. „Manchmal war es ein Kampf.“

Von Demeter ist man beim „Bartlbauer“ überzeugt. Vor allem durch anderes Arbeiten mit Kompost habe man große Erfolge erzielen können. „Wir haben einen brutalen Fortschritt erzielt“, sagt Georg Kirchbichler. Der Pflanzenbestand auf den Wiesen hätte sich zum Positiven verändert. Die Nährstoffe im Boden seien im Einklang miteinander.

Das Kunstwerk, das von der Straße in Peiting-Hausen aus am Hühnerstall bewundert werden kann, zeigt, wer hier lebt: glückliche Tiere.
Das Kunstwerk, das von der Straße in Peiting-Hausen aus am Hühnerstall bewundert werden kann, zeigt, wer hier lebt: glückliche Tiere. © bas

Die Folge: Besseres Futter. Erhält die Kuh die Nährstoffe, die sie zum Milchgeben benötigt, gibt sie mehr Milch, und „es geht den Tieren besser“. Dies wiederum mache sich an gesunkenen Tierarztkosten bemerkbar.

Das gesamte Demeter-Konzept umzusetzen: Das benötige freilich viel Zeit und Energie, räumt Georg Kirchbichler ein. Unter dem Strich allerdings lohne sich der Einsatz. Hauptsächlich gipfelt der Erfolg am „Bartlbauer“-Hof im eigenen Kompost-Konzept. Die „Demeter“-Präparate, mit denen zusätzlich gearbeitet werden muss, sieht der Landwirt lediglich als „i-Tüpfelchen“.

Doch was sind das eigentlich für Präparate? Schließlich steht „Demeter“ nicht nur für glückliche Tiere, sondern auch für einen maximal anthroposophischen Ansatz. Tatsächlich hört sich das, was Georg Kirchbichler berichtet, auf den ersten Blick ziemlich nach Homöopathie für die Landwirtschaft an: „Der Mist von trächtigen Tieren wird ein Jahr lang in Hörnern im Boden eingebuddelt.“ Was von diesem Mist übrig bleibt, wird in Wasser aufgelöst. Das Ganze wird dann gerührt. Eine Minute links herum. Eine Minute rechts herum. Und zwar für eine Stunde. „Und dann wird das Präparat auf den Feldern ausgebracht.“

Wie auch immer:Aber es funktioniert

Ganz schön viel „Hokuspokus“ für einen bodenständigen Georg Kirchbichler, oder? Der lehnt sich grinsend zurück. Das Ganze sei dann auch ein bisschen zu hoch für ihn. Aber: Funktionieren tut’s eben trotzdem.

Tatsächlich führt er andere Tatsachen ins Feld, die ihn bei Demeter ansprechen – und zwar ganz abgesehen davon, ob sie vorgegeben sind oder nicht. Die Verpflichtung beispielsweise, dass auf einem Demeter-Betrieb den Tieren nicht die Hörner entfernt werden. „Auch wenn es Demeter nicht geben würde: Die Hörner würden bei mir immer dran bleiben“, erklärt Kirchbichler. Die Hörner: Für ihn gehören sie nun mal zur Kuh. „Auch wenn wir Menschen das vielleicht nicht begreifen: Das muss einen Grund, einen tieferen Sinn haben, sonst hätte die Evolution das nicht gemacht“, ist sich Kirchbichler sicher.

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Über dem Eingang zum Stall prangt ein großes Schild: „Die Hörner-Krone der Kuh – Arbeitskreis Hörner tragende Kühe“ steht darauf. 65 Milchkühe und 70 weibliche Tiere zur Nachzucht dürfen sich darüber freuen. Mit auf dem Hof leben außerdem fünf Stiere und an die 150 Hühner, die sich seit drei Jahren in einem neu gebauten Stall wohlfühlen dürfen. Der erfüllt freilich alle Demeter-Auflagen: Wintergarten, Belüftung, Familien-Legenester und viermal so viel Sitzstangen-Länge wie in einem regulären Hühnerstall. Hühner-Wellness vom Feinsten quasi.

„Die haben bei uns wahnsinnig viel Bewegungsfreiheit.“ Und einmal mehr sieht Kirchbichler sich und sein Landwirtschafts-Konzept am Ende vom Ergebnis bestätigt: „Die Hühner danken uns das durch die Legeleistung und gute Gesundheit.“

Für Georg Kirchbichler ist das Leben auf dem „Bartlbauer“-Hof inzwischen genau so, wie man sich das als Landwirt vorstellt: Die viele Arbeit ist von Erfolg gekrönt. Und das macht schließlich glücklich. Das Geheimnis: „Du musst Landwirtschaft mit Fingerspitzengefühl und Leidenschaft machen, sonst klappt es nicht.“

Großes Hoffest an Sonntag, 22. September

Ihren Betrieb präsentiert die Familie Kirchbichler beim großen Demeter-Hoffest am Sonntag, 22. September, von 10 bis 16 Uhr auf dem „Bartlbauer“-Hof in Peiting-Hausen 3. Mittelpunkt des Fests ist die biologisch-dynamische Landwirtschaft und ihre Produkte, die so produziert werden. Geboten ist ein abwechslungsreiches Programm für die ganze Familie: Es gibt viele Stände mit Produkten aus verschiedenen Sektoren der Bio-Arbeit. Verschiedene Landmaschinenhändler und Agrarfirmen stellen ihre Produkte vor. Für die Kleinen gibt es jede Menge Spiele und coole Bauernhof-Action. Für Verpflegung in Bio-Qualität ist gesorgt. Und es gibt ein Quiz mit tollen Preisen. 

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