Gibt es bald einen weiteren Standort für die Helfer vor Ort im Schongauer Land?
Bei einem medizinischen Notfall zählt jede Minute. Gerade im ländlichen Raum ist das eine Herausforderung für Rettungsdienste. Helfer vor Ort (HvO) können unterstützen, indem sie Erste Hilfe leisten, bis der Rettungswagen da ist. In Schwabsoien, Schwabbruck und Ingenried könnte es bald einen gemeinsamen HvO-Standort geben.
Schwabsoien – Michael Limbrunner vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) war bestens vorbereitet, als er jüngst im Schwabsoiener Rathaus zwischen den Gemeinderäten Platz nahm. Der Leiter des Rettungsdienstes und stellvertretende Kreisgeschäftsführer des BRK hatte eine Power-Point-Präsentation mitgebracht, durch die er sich routiniert klickte, während er Gremium und Zuhörern alles Wichtige zu den Helfern vor Ort (HvO) erklärte. Dieses System, das es schon in einigen Gemeinden im Landkreis gibt und eine allererste Hilfe bei einem medizinischen Notfall sein soll, könnte bald auch in Schwabsoien, Schwabbruck und Ingenried etabliert werden.
Grundsätzlich sind die HvO Einsatzkräfte, die den Rettungsdienst ergänzen – nicht ersetzen. „Die Helfer werden alarmiert und leisten qualifizierte Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst am Einsatzort ist“, erklärte Limbrunner das Konzept. Das sei sinnvoll, wo die Anfahrtszeiten von Haus aus länger dauern – also im ländlichen Raum. In Weilheim-Schongau hat das BRK schon sieben Standorte mit Helfern vor Ort aufgebaut: in Seeshaupt, Peiting, Penzberg, Birkland, Huglfing/Oberhausen, Peißenberg (in Kooperation mit der Johanniter-Unfallhilfe) und Wessobrunn. Mehr als 1000 Mal waren die Helfer des Landkreises vergangenes Jahr insgesamt im Einsatz, sagte der Rettungsdienst-Leiter.
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Auf ihn seien nun auch Bürger aus der Ecke Schwabsoien/Schwabbruck/Ingenried auf das BRK zugekommen, die sich die HvO in ihrer Nähe wünschen würden. „Diesen Ball haben wir aufgefangen“, sagte Limbrunner. Im August kam es daher zu einem Treffen mit den Bürgermeistern Manfred Schmid (Schwabsoien), Norbert Essich (Schwabbruck) und Georg Saur (Ingenried). Jetzt gehe es darum, die Gemeinderäte zu informieren und ein Stimmungsbild einzuholen. Denn nur, wenn das Interesse und Engagement seitens der Bürger und Gemeinde groß genug ist, sei ein solcher Standort auch sinnvoll, machte Limbrunner klar.
Das HvO-System basiert immerhin komplett auf Freiwilligkeit. „Die Helfer sind alles Ehrenamtliche“, betonte Limbrunner. Das mache es freilich nicht einfach, einen Schichtplan rund um die Uhr zu gestalten, was das Ziel wäre. Zudem müsse man eine Person finden, die langfristig die Leitung des Teams und damit die Koordination übernimmt. „Das ist eine aufwendige Aufgabe.“
Neben ausreichend Helfern – die meist einen Quereinstieg wagen und eine umfangreiche Ausbildung mit 80 bis 100 Stunden absolvieren müssen – bräuchte es für einen neuen HvO-Standort freilich auch ein eigenes Auto. Das stellt das BRK und sollte bestenfalls immer bei dem Helfer, der gerade Dienst hat, vor der Haustür stehen. „Damit man so schnell wie möglich loskann.“ Trotzdem sei es sinnvoll, wenn es im Ort zusätzlich einen zentralen Standort für das Rettungsfahrzeug gebe. Geld müssten die Gemeinden für einen HvO-Standort übrigens keines in die Hand nehmen: „Die Kosten tragen komplett wir als Kreisverband.“
Etwa 20 Einsätze im Monat
Bei den Gemeinderäten und anwesenden Besuchern war das Interesse an dem Konzept groß; sie löcherten den BRK-Vertreter regelrecht mit Fragen. Christoph Obermeier wollte etwa wissen, wie es denn weitergehe, wenn sich die Gemeinde grundsätzlich für einen HvO-Standort ausspreche. Limbrunner machte klar, dass das BRK sich dann um die weiteren Schritte kümmere und „in die Werbung“ gehe, um genügend Helfer zu finden. „In den drei Gemeinden bräuchten wir 15 bis 20 Helfer, zumindest für den Start“, sagte er. Norbert Schmid interessierte derweil, ob die Helfer immer zu zweit im Einsatz seien. „In der Regel fahren sie allein“, sagte Limbrunner. „Außer, es ergibt sich, weil sie nebeneinander wohnen.“ Letztlich gehe die Schnelligkeit immer vor.
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Bürgermeister Manfred Schmid brachte an, dass er sich mit seinen Amtskollegen schon die Frage gestellt habe, wie eine faire Verteilung der HvO auf die drei Orte gelingen könnte. „Aber eigentlich geht es gar nicht darum.“ Vielmehr stehe im Mittelpunkt, den Bürgern überhaupt die Möglichkeit zur schnellen Hilfe zu schaffen. Limbrunner ergänzte, dass es absolut sinnvoll sei, die drei Orte für einen HvO-Standort zusammenzuschließen – allein, um ausreichend Einsätze verzeichnen zu können. Für Schwabsoien/Schwabbruck/Ingenried rechne das BRK mit 20 Einsätzen im Monat.
Letztlich sprach sich das Gremium einhellig dafür aus, sich das System „einfach einmal anzuschauen“. Als Nächstes wird Limbrunner das Konzept in Schwabbruck und Ingenried vorstellen, auch ein Infoabend ist angedacht. Sollten sich daraufhin genügend Ehrenamtliche finden lassen, könne es „frühestens nächstes Frühjahr“ zur Gründung des HvO-Standorts kommen, so Limbrunner. „Schauen wir mal, ob sich was zuammentut.“