Wolfgang Krebs in Irschenberg: Die Ein-Mann-Gratulantenschar

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„Herzlichen... äh... Glückwunsch“: Wolfgang Krebs als Edmund Stoiber und die Bayerischen Löwen beim Jubiläum der Feuerwehr Irschenberg. © THOMAS PLETTENBERG

Zum Auftakt des zweiten Festwochenendes der Feuerwehr in Irschenberg mimte Kabarettist Wolfgang Krebs grandios Polit-Promis im Festzelt – und gratulierte den Jubilaren.

Irschenberg – Mit Kabarettist Wolfgang Krebs und den „Bayerischen Löwen“ hat sich die Irschenberger Feuerwehr für ihr Jubiläum die vordersten Festredner des Landes als Laudatoren eingeladen: Als Stoiber, Aiwanger, Merkel und Söder brachte Krebs das Festzelt zum Lachen.

Wolfgang Krebs begrüßt als Hubert Aiwanger die Schirmherrin

Allen voran lachte die Schirmherrin. Als solche war Ilse Aigner zusammen mit ihrer Schwester zum 150-Jährigen der Freiwilligen Feuerwehr Irschenberg gekommen. Die Landtagspräsidentin musste für Wolfgang Krebs in seinen verschiedenen Rollen immer wie als Ansprechpartnerin herhalten und lachte dabei Tränen. Begrüßt wurde Aigner von „Hubert Aiwanger“, dessen Name aus dem Germanischen stamme und „der durch seinen Verstand glänzt“ bedeute, aber auch gerne von den Parteifreunden „G’schafftelhubert“ genannt werde und sich gerne mit Philosophie und den wichtigen Fragen des Lebens beschäftige.

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Das tat Krebs in der Rolle von Bayerns Wirtschaftsminister dann auch. Er erklärte dem Publikum das Prinzip der Follower-Gewinnung durch provokante Posts und Festzeltreden und gab einen Crashkurs „Populismus für Anfänger“: „Wenn Du im Bierzelt redest, musst Du gscheit krachert werden.“ Da müsse man schreien, auf die Ampel schimpfen, Rechnungen aufmachen, alles nach dem Motto: „Make Bavaria great again“.

Krebs liest als Edmund Stoiber die Irschenberger Festschrift vor

Als Edmund Stoiber nahm sich Krebs die Festschrift der Irschenberger Wehr vor und verhaspelte sich kongenial in Halbsätzen und angeblichen Versprechern – inklusive eindeutig mehrdeutiger Gestik und Mimik: „Da hat man mit der Hand noch die Spritze... aäh..., also das war noch richtige Handarbeit... äh..., also heute macht das Magirus…“ In Stoiber-Manier erklärte er die Welt, Kanzlerkandidaten („Armin Laschet steht für arm und lasch.“) und die aktuelle Politik. Etwa die Idee, dass Handwerker künftig Waschmaschinen, Fliesen und Teppichrollen auf Lastenräder umladen sollten, um sie dann zu den Kunden in der Münchner Innenstadt zu radeln, vor deren Häuser sie auch Parkplätze finden würden.

von links nach recht
Vorstand Max Simbeck. Kommandant Josef Erhart, 2. Bürgermeister Marinus Eyrainer, Ilse Aigner, Wolfgang Krebs und 3. Bgm. Tom Niggl
Gastgeber und Gratulanten (v.l.): Feuerwehr-Vorsitzender Max Simbeck, Kommandant Josef Erhart, Vize-Bürgermeister Marinus Eyrainer, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Wolfgang Krebs und Dritter Bürgermeister Tom Niggl. © ak

„Ministerpräsident Markus Söder“ nahm die Kanzlerkandidatenfrage auf und fabulierte, dass ja dann der Weg für Ilse auf seinen jetzigen Posten frei würde. Er erklärte seine Social-Media-Strategie und wie man sich und seine Karriere durch den Algorithmus pushen lässt, wenn man Bayern bei jedem Termin zum Land Nummer eins in allen Kategorien ausruft. Als „Angela Merkel“ erklärte Krebs die Kultur bayerischer Schimpfnamen und wie man hierzulande Umgang miteinander pflegt, wie beim italienisch inspirierten Abschiedsgruß „Di-fegl-i-aa-no!“. Und als Lokalpolitiker, Wahlleiter und Vereinsmeier Schorsch Schaberl erklärte er, wie man die Jugend auf dem Land halten und wie wichtig dabei der Zusammenhalt der Gesellschaft und insbesondere die Mitgliedschaft bei der Feuerwehr sei.

Bayerische Löwen begleiten Kabarett mit Welthits

Jede von Krebs Figuren gratulierte der Irschenberger Feuerwehr auf ihre unverkennbare Art und durchaus mit den üblichen Plattitüden gespickt zu ihrem Jubiläum – was jedes Mal von den Bayrischen Löwen, vier kongeniale Blechbläser und ein begnadeter Ziach-Spieler, mit eingebairischten Welthits kommentiert wurde.

Im zweiten Teil nach der Pause wandte sich Krebs von den parodistischen Plattitüden ab und hielt im Namen Edmund Stoibers ein flammendes, ernstgemeintes, aber immer noch sauwitziges Plädoyer auf die demokratische, streitfähige, konstruktiv agierende, gestaltende, zusammenhaltende bayerische Gesellschaft, die die Welt und das Zusammenleben besser machen kann. Ilse Aigner prostete dem Künstler zu, und das Publikum brach in donnernden Applaus und Jubelrufe aus, was sich nach der Zugabe, einem Aiwanger-Schlager-Medley, noch einmal wiederholte.

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