Blitz-Aktion zur Rettung des Almdorfs

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So soll es aussehen: Die Planung fürs Almdorf wurde mehrmals verändert. Die Grafik veranschaulicht den jüngsten Entwurf, der zehn Almen und auch einen Gastro-Hof vorsieht. © LSA Architekten, München

Die Bagger stehen bereit, die Stadt Tegernsee hat die Baufreigabe erteilt: Kurz bevor die Baugenehmigung für die Hotelanlage Almdorf erlischt, retten die Projektentwickler Rainer Leidecker und Ernst Tengelmann ihre Pläne mit einem Blitzstart der Bauarbeiten. Ob es einen Investor gibt, ist offen.

Tegernsee – Der Tegernseer Stadtrat hatte der Ernst Tengelmann Projekt GmbH bei seiner Sitzung im Juli die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder beginnen die Bauarbeiten für die luxuriöse Hotelanlage Almdorf jetzt oder nie mehr. Wie berichtet, hatte das Unternehmen im Juni ein zweites Mal die Verlängerung der Baugenehmigung beantragt. Der Stadtrat lehnte ab. Somit läuft die geltende Genehmigung am Sonntag, 25. August, aus. Finden bis zu diesem Termin auf dem Grundstück am Fuß der Neureuth keine Bauarbeiten statt, ist das Almdorf gestorben.

Projektentwickler haben Baubeginn angezeigt

Doch dazu lässt es Projektentwickler Rainer Leidecker nicht kommen. Gerade noch rechtzeitig hat die Ernst Tengelmann Projekt GmbH beim Landratsamt Miesbach eine Baubeginnsanzeige eingereicht. Am Donnerstag unterzeichnete Vize-Bürgermeister Michael Bourjau im Tegernseer Rathaus die Baufreigabe. Kurz zuvor, so Bourjau, habe das Unternehmen die im Durchführungsvertrag festgesetzte Bürgschaft bei der Stadt hinterlegt. Der Vertrag setze auch weitere Fristen fest. In 36 Monaten müsse die Anlage stehen.

„Die Bagger stehen schon bereit“

Leidecker lässt keinen Zweifel daran, dass die Bauarbeiten unverzüglich beginnen. „Die Bagger stehen schon bereit“, berichtet der Projektentwickler, der sich ansonsten bedeckt hält. Die Frage, ob er einen Investor und Betreiber fürs Almdorf an der Hand hat und wer das ist, lässt er mit Verweis auf die „sensible Phase“ offen, in der sich das Projekt befindet. Geplant ist eine idyllisch am Berg gelegene Fünf-Sterne-Anlage mit zehn Almen, die keinen Komfort vermissen lassen.

Ein sehr besonderes Konzept, das der Mehrheit des Tegernseer Stadtrats gut gefällt. Auch Christian Kausch, Chef der Tegernseer Tal Tourismus GmbH, würde die Realisierung begrüßen. Schließlich gibt‘s im Tegernseer Tal bisher nichts Vergleichbares. Und an diesem Platz, meint Vize-Bürgermeister Bourjau, sei eigentlich nichts anderes denkbar. Es sei auch nie die Absicht der Stadtrats-Mehrheit gewesen, das Projekt Almdorf zu begraben, merkt Bourjau an: „Aber nach elf Jahren war unsere Geduld zu Ende.“ Deshalb habe man die Verlängerung der Baugenehmigung verweigert und Projektentwickler Leidecker damit unter Druck gesetzt: „Er hat jetzt schnell laufen müssen.“

Scheintätigkeiten reichen nicht aus

Und er muss jetzt ordentlich anpacken, wie eine Nachfrage beim Landratsamt Miesbach zeigt. Eine Baubeginnsanzeige sei die förmliche Mitteilung, dass ein genehmigtes Bauvorhaben starte, erklärt Pressesprecherin Theresa Andrich: „Im konkreten Fall ist das Ziel der Bauherrenschaft allerdings offenkundig, den Ablauf der Baugenehmigung zu verhindern.“ Die schriftliche Bauanzeige allein genüge allerdings nicht. Der Bauherr müsse auch ernsthaft mit den Bauarbeiten beginnen: „Bloße Scheintätigkeiten oder Vorbereitungsarbeiten wie Baustelleneinrichtung reichen hierfür nicht aus.“ In der Regel müsse zumindest der Aushub der Baugrube erfolgen.

Bis jetzt ist kein Investor genannt

Einen Investor, der das zuletzt auf bis zu 30 Millionen Euro geschätzte Projekt realisiert, musste die Ernst Tengelmann Projekt GmbH weder beim Landratsamt noch bei der Stadt Tegernsee nennen. Leidecker zufolge ist das Unternehmen Eigentümerin des 4700 Quadratmeter großen Grundstücks. Es tritt nach Auskunft des Landratsamts auch als Bauherr auf. Der Umstand, dass die Projektentwickler erst im März dieses Jahres eine Tektur, also eine Änderung der Pläne, beantragt haben, deutet allerdings darauf hin, dass es einen Interessenten gibt, der sich dies wünscht. Es handelt sich übrigens bereits um die vierte Tektur. Der Stadtrat hat sie befürwortet, die Genehmigung durch das Landratsamt steht noch aus.

Kontrollen auf der Baustelle

Die Stadt werde ein Auge darauf haben, was in den nächsten Tagen auf dem Bauplatz vor sich geht, sagt Bourjau: „Das Landratsamt wird auch kontrollieren.“ Er wünsche dem Projektentwickler viel Erfolg, fügt der Vize-Bürgermeister an. Der Stadt ist auch aus optischen Gründen daran gelegen, dass auf dem Grundstück etwas passiert. Nach dem Abriss des Gasthauses Bergschwalbe präsentiert es sich als unansehnliche Brache.

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