Münchner Autovermieter schwindet der Gewinn – „Saat einer industriepolitischen Inkonsequenz“

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Schon seit Jahren führt der Autovermieter (im Bild Alexander Sixt) auch Elektroautos im Fuhrpark. 2024 ist der Anteil rückläufig. © Sven Simon/Imago

Sixt fährt im ersten Quartal 2024 in die Verlustzone. Ein Hauptgrund ist die stagnierende Nachfrage bei Elektroautos. Ein Firmenchef macht der Bundesregierung Vorwürfe.

München - Deutschlands größter Autovermieter Sixt startet mit einer Negativbilanz in das Jahr 2024 und hat im Zuge dessen seine Anteilseigner auf einen niedrigeren Gewinn eingestimmt. Das Münchner Unternehmen gab bekannt, dass vor Steuern mit einem Ergebnis zwischen 350 und 450 Millionen Euro zu rechnen sei, im Vergleich zu einer ursprünglich prognostizierten Spanne von 400 bis 520 Millionen Euro.

Die Ursachen sind neben ungünstigeren Konjunkturaussichten und verzögerter Zinswende vor allem die gefallenen Restwerte und daraus resultierende, höhere Fahrzeugkosten. Um diesen Faktor einzudämmen, wird sich Sixt von weiteren Elektroautos trennen und neue Modelle zu besseren Konditionen in die Flotte aufnehmen.

Sixt fährt im ersten Quartal Verlust ein - E-Autos ein Hauptgrund

Im „traditionell schwachen ersten Quartal“ erzielte Sixt laut Reuters einen Umsatz von 780,2 Millionen Euro, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einer Steigerung um 85 Millionen Euro entspricht. Vor Steuern wurde jedoch ein Verlust von 27,5 Millionen Euro verzeichnet, verglichen mit einem Gewinn von 33,25 Millionen Euro im Vorjahr. Sixt erklärte auch, dass sich die Situation im zweiten Quartal verbessern soll, mit einer Gewinnerwartung zwischen 60 und 90 Millionen Euro.

Die sinkenden Restwerte besonders bei Elektroautos bereiten der Autovermietung schon seit geraumer Zeit Probleme: Sixt hatte schon vor Monaten angekündigt, seine Elektroauto-Flotte zu verkleinern und Tesla komplett aus dem Angebot zu nehmen.

Auch Marketingkampagnen für E-Autos und Investitionen in die Ladeinfrastruktur hätten sich nicht als erfolgreich erwiesen, lautete das Resümee Ende 2023. Konkurrent Hertz reduziert ebenfalls den Elektroauto-Anteil im Fuhrpark.

Sixt-Management gibt Bundesregierung Mitschuld an E-Auto-Flaute

In einem Interview mit dem Handelsblatt mach die Sixt-Leitung eine inkonsequente Politik der Bundesregierung für diese Probleme mitverantwortlich. „Wenn man ein Aus für den Verbrenner will, muss man auch konsequent sein und Elektromobilität so fördern, wie man es in anderen Weltregionen auch macht“, erklärte Co-Vorstandschef Alexander Sixt. „Wenn man dies nicht tut und dann feststellt, dass es nicht funktioniert und das Verbrennerverbot wieder infrage stellt, dann ist das für alle schwierig“, lautet der Vorwurf des Sohnes von Gründer Erich Sixt: „Egal, was man jetzt tut – man erntet die Saat einer industriepolitischen Inkonsequenz.“

Ursprünglich sei die Absicht im Hause Sixt gewesen, die Flotte bis 2030 zwischen 70 und 90 Prozent zu elektrifizieren. Das Ziel ist mittlerweile jedoch ebenso fraglich, wie das auf EU-Ebene beabsichtigte Verbrenner-Aus im Jahr 2035.

Restwerte von Elektroautos: Sixt-Manager schildert hohe Minderungen

Ende des letzten Jahres hat die Bundesregierung ziemlich abrupt die Förderung von E-Autos beendet, seitdem wird der Kauf eines Stromers nicht mehr vom deutschen Staat mitfinanziert. Obwohl Sixt nicht vollständig von der E-Mobilität abrücken will, soll der Bestand weiter reduziert werden, angesichts der fehlenden Nachfrage. Im Jahr 2023 bestand die Sixt-Flotte laut Angaben zu sechs Prozent aus Elektroautos.

Wie Alexander Sixt (45) weiter schildert, seien die Restwerte für BEV-Modelle zwischen Sommer 2022 und März dieses Jahres im Durchschnitt etwa 40 Prozent gesunken. Die daraus resultierenden Abschreibungen haben ihm zufolge einen großen Anteil am Verlust in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. Insgesamt sei 2024 für das wachsende Unternehmen ein „Übergangsjahr“. (PF mit Material von Reuters/dpa)

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