Kein Tesla mehr bei Sixt: Größter deutscher Anbieter zieht Schlussstrich

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Sixt verbannt Elektroautos der Marke Tesla aus seinem Mietwagen- und Abo-Fuhrpark. Der Branchenprimus nennt mehrere Gründe, ausschlaggebend sind die Kosten.

München - Wer einen Tesla mieten möchte oder ein Auto-Abo abschließen, für den gibt es bald eine Möglichkeit weniger: Die Partnerschaft zwischen Sixt und dem Hersteller von Elon Musk neigt sich dem Ende entgegen. Der bekannte deutsche Autovermieter wird sich für seine Flotte keine Elektroautos der US-Marke mehr zulegen, um sie der Kundschaft anzubieten. Wer bei Sixt dann ein E-Auto mieten oder abonnieren möchte, hat sinkende Chancen auf einen Stromer der bis dato erhältlichen Modelle Model 3 und Model Y.

Wie das Münchner Unternehmen in einem Schreiben mitteilt, werde man bis auf Weiteres keine Tesla-Elektroautos mehr anschaffen, außerdem werden die bestehenden Modelle des Herstellers sukzessive abgestoßen (“ausgeflottet“). Die Entscheidung ist mitunter der Entwicklung auf dem Gesamtmarkt geschuldet: „Die Nachfrage für Elektromobilität liegt – und das registrieren wir auch bei Sixt – noch klar unter dem Level von Verbrennern“, heißt es von Sixt-Seite.

Sixt trennt sich von Tesla-E-Autos - ein Grund ist die Rabattschlacht

Doch warum betrifft die Maßnahme ausgerechnet die Fahrzeuge von Tesla? Branchenprimus Sixt erläutert, dass die Entscheidung auf Kostengründen basiert. Eine große Rolle spielt die „unkalkulierbare“ Preispolitik der amerikanischen Marke, welche die Automärkte 2023 mit einer regelrechten Rabattschlacht in Aufruhr versetzte. In der Folge sinken auch die Restwerte für Tesla-E-Autos und das wirkt sich für einen Autovermieter wie Sixt betriebswirtschaftlich negativ aus. Auch US-Rivale Hertz beklagte diese Entwicklung unlängst. Durch die Rabattaktionen einiger Hersteller seien die Restwerte unter Druck geraten, bei Tesla den Angaben zufolge „besonders deutlich“, erklärt auch Sixt. Man bedauere jedoch die Entscheidung, „da wir wissen, dass viele unserer Kunden unser Sixt+ Auto Abo genutzt haben, um Elektromobilität und Tesla auszuprobieren“.

Ein weiterer Punkt sind die Reparaturkosten, die bei Elektroautos generell höher sind. Das verschärfe das Problem derartiger Fahrzeuge im Fuhrpark - und das gilt eben auch für Tesla. Zwar ist bei elektrischer Antriebstechnologie die Zahl der Bauteile im Vergleich zu Verbrennermodellen niedriger. Dafür seien Reparaturen bei E-Autos „in Relation deutlich teurer“, schildert eine entsprechende Passage im Quartalsbericht von Sixt. Als Warnsignal dient diesbezüglich auch eine Auswertung des Versicherungs-Verbandes GDV vor vor einigen Wochen.

Sixt ist bekannt für außergewöhnliches Marketing. Nun gibt es eine weitreichende Entscheidung bezüglich E-Autos (Symbolbild)
Sixt ist bekannt für außergewöhnliches Marketing. Nun gibt es eine weitreichende Entscheidung bezüglich E-Autos (Symbolbild). © Michael Gstettenbauer/Imago

Sixt verbannt Tesla-Modelle - „in der Summe deutlich höhere Haltekosten“

Außerdem sind die Anschaffungskosten von Elektroautos gegenüber Pendants mit Verbrennungsmotor weiterhin höher: „Gepaart mit dem gestiegenen Zinsniveau, führt dies zu deutlich höheren Haltekosten der graduell aufgebauten Sixt-Flotte an batterieelektrischen Fahrzeugen“, steht im Quartalsbericht von Sixt. Der Autovermieter führt die benannten Gründe für seine Entscheidung an, künftig auf Teslas zu verzichten: „Dies führt in Summe bei uns zu deutlich höheren Haltekosten für Tesla-Fahrzeuge, die wir aus betriebswirtschaftlicher Sicht natürlich in unseren Flottenentscheidungen berücksichtigen müssen.“

Laut Manager Magazin hat der deutsche Autovermieter im Jahr 2023 etwa 3000 Tesla-Modelle im Fuhrpark, deren Zahl wird in den kommenden Monaten wohl merklich sinken. Das Portal berichtet derweil über einen weiteren Hintergrund der Sixt-Entscheidung: Im Vergleich zu anderen Herstellern gibt es mit Tesla keine „Buy Back“-Regelung. Das Unternehmen kauft die E-Autos und bietet diese zum Beispiel ein halbes oder ein Jahr später auf dem freien Markt als Gebrauchtwagen an. Andere Partner kaufen die Mietwagen im Gegensatz dazu für vorher vereinbarte Konditionen wieder zurück, wodurch eine bessere Planbarkeit gegeben ist.

Ein Tesla an einem Supercharger
Sixt wird für seine Mietwagen- und Abo-Flotte keine E-Autos von Tesla mehr anschaffen. © Bihlmayerfotografie/Imago

Elektroauto mieten: Sixt setzt künftig auch auf chinesische Modelle

Sixt will eigenen Angaben zufolge trotz der Abkehr von Tesla-Stromern bis Ende des Jahrzehnts seine Flotte in Europa zwischen 70 und 90 Prozent elektrifizieren (mitsamt Hybridfahrzeugen). Dabei spielt auch ein chinesischer Autohersteller eine Rolle: Im vergangenen Jahr begann Sixt eine strategische Partnerschaft mit BYD aus dem Reich der Mitte, aktuell beinhaltet die Sixt-Flotte bereits den BYD Atto 3. Mit Nio und MG bietet Sixt weitere E-Auto-Modelle aus China an, dazu kommen zahlreiche Stromer der deutschen Autokonzerne sowie dem Rest Europas. (PF)

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