Vom Postjungboten zum Logistik-Chef: Fritz Dengl hat 50 Jahre bei der Post gearbeitet

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Die letzte berufliche Station von Fritz Dengl führte ihn zu DHL in Aschheim. Das Foto ist 2005 entstanden. © Privat

Briefe und Pakete waren sein Leben: Fritz Dengl (77) aus Heimstetten gibt Einblick in seine 50-jährige Arbeit bei der Post.

Heimstetten – Ein halbes Jahrhundert hat sich Fritz Dengl (77) bei der Deutschen Post in wechselnden Funktionen beruflich eingesetzt. Unter anderem wirkte er im Landkreis vor etwas über 30 Jahren bei der Umstellung auf das fünfstellige Postleitzahlensystem mit. Der Heimstettner engagiert sich im Ruhestand im Freundeskreis der Landesgartenschau Kirchheim 2024 (siehe Kasten).

Zu seiner ersten Bestimmung als Postjungbote kam er im Grunde völlig zufällig. Dengl wuchs im Landkreis Mühldorf auf, der Vater hatte eine Schreinerei, die der Sohn auf keinen Fall übernehmen wollte und stattdessen partout in die Stadt München strebte. Seine Tante besuchte er dort regelmäßig in den Ferien, und sie verschaffte dem Jungen 1961 eine Lehrstelle bei Siemens. Aber der Vater blieb hart und erlaubte nicht, dass der 15-Jährige mit dem Zug allein Richtung München pendelt. Dieser erste Versuch, München zu erobern, scheiterte also. Als Nächstes erzählte ihm ein Freund, dass er bei der Post eine Lehre beginnen würde und danach nach München versetzt werde. Der junge Fritz Dengl bewarb sich sofort bei der Post, kam prompt nach München und hat seine Entscheidung bis heute nie bereut. Heute würde er zwar unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr dort beginnen, damals aber waren die Herausforderungen vielfältig, der Beruf spannend. Und so wurden daraus 50 Berufsjahre. In allen nur denkbaren Bereichen.

Er fuhr mit dem Zug nach München zum Postamt 80, dann zum Postamt Bogenhausen am Herkomerplatz und wurde eingewiesen in den Zustelldienst in der Stadt. Das war nicht ganz einfach, weil hier in etwa die zehnfache Menge an Post rausging im Vergleich zum Land. Von nun an hieß es, nicht von Bauernhof zu Bauernhof und von Haus zu Haus zu fahren, sondern von Block zu Block. Im Herzogpark und Umgebung waren die Zeiten ideal, um Menschen kennenzulernen. Wie den Journalisten und Radiomoderator Wolf Mittler, der hier gewohnt hat und Ansehen genoss. Oder auch Sänger und Jugendidol Peter Kraus. Die jungen Postboten rissen sich förmlich darum, bei ihm die Briefe abgeben zu dürfen.

Lehrlinge in Neumarkt-St.Veit: Fritz Dengl (rechts) 1963 mit einem jungen Berufskollegen.
Lehrlinge in Neumarkt-St.Veit: Fritz Dengl (rechts) 1963 mit einem jungen Berufskollegen. © privat

Dengl war überglücklich, sein Ziel München erreicht zu haben, musste dann zur Bundeswehr und nach dem Wehrdienst kam er zu einer Post zurück, in der alles umstrukturiert war. Er absolvierte eine Ausbildung für den mittleren Dienst und arbeitete unter anderem am Schalter. „Wenn man ganz jung in das Schaltergeschäft reingeworfen wird, ist das ein Problem, weil man die Kunden nicht kennt.“ Einmal Ebersberg, dann wieder Bad-Schachner-Straße in München. Der Postbeamte musste kurzfristig einspringen und war damit beschäftigt, die Panzerschränke mit den Geheimzahlen aufzubekommen, um Geld auszahlen zu können. Gerade Ende des Monats, als die Gehälter abgehoben wurden, bildete sich eine endlose Schlange am Schalter. Kartenzahlung und Geldauszahlung am Automaten oder im Supermarkt ist da heute sehr viel bequemer.

Zusätzlich zahlte man früher am Schalter zum 1. des Monats die Renten aus. Um 8 Uhr wurde aufgesperrt, erzählt der 77-Jährige. Lange davor trafen sich schon die ersten zum Ratschen. „Vor der Post bildete sich ein regelmäßiger gesellschaftlicher Treffpunkt.“ Die Lehrlinge bekamen bei dieser Gelegenheit viel Trinkgeld bei der Auszahlung: zehn bis 15 Mark an solchen Tagen. Damals ein Wochenverdienst. Was man sich gar nicht mehr vorzustellen vermag: Damals hatte kaum jemand ein Girokonto.

Fritz Dengl ist aktiv bei der Landesgartenschau.
Fritz Dengl ist aktiv bei der Landesgartenschau. © Privat

Erst Briefträger in Bogenhausen, dann am Schalter im Innendienst, Dengl fungierte auch als Betriebsleiter in Kirchheim und schließlich in der Münchner Amtsstellenleitung mit Sonderaufgaben. Er war betraut mit der Einführung der Doppelbriefkästen und der Trennung in Orts- und Fernbriefe. Während der Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen 1993 blieb er freigestellt und musste sämtliche Orte im Landkreis aufnehmen und zuordnen. Vor der Umstellung war das Postleitzahlengebiet größer: zum Beispiel Feldkirchen, Parsdorf und Kirchheim. Später bekam allein in Kirchheim jeder Postfachschrank eine eigene Postleitzahl, und jeder Zustellbereich erhielt eine eigene Zahl. Anfangs waren einige Anwohner nicht begeistert, ähnlich wie später bei der Einführung der IBAN im Bankensystem. Aber die Vorteile überwogen, denn die Post kam besser sortiert an.

Nach der Auflösung der Post gelangte er an die letzte berufliche Station: zu DHL nach Aschheim als Zustellbasenleiter mit der Aufgabe der reinen Paketzustellung. Angefangen wurde hier mit 45 Zustellern. Heute sei von mindestens der dreifachen Menge auszugehen. Hinzu kommen die Konkurrenzbetriebe, UPS, Amazon, Hermes und viele andere. Der Entwicklung mit den neuen Postfilialen als Standorte in Geschäften steht Dengl aufgeschlossen gegenüber. Denn früher, so sagt, er habe man von Heimstetten nach Kirchheim fahren müssen, um Post aufzugeben. Jetzt befinde sich die Postagentur im REZ direkt vor Ort. „Ich kann Pakte abgeben, Briefe per Einschreiben verschicken. Alles möglich.“

Ehrenamtlich im Einsatz für die Landesgartenschau Kirchheim

Postalisch kennt sich Fritz Dengl im Landkreis München bestens aus. Deshalb erklärte sich der 77-Jährige dazu bereit, als Mitglied des Freundeskreises der Landesgartenschau Flyer und Werbebroschüren zu verteilen. Startpunkt ist jeweils die Geschäftsstelle der Landesgartenschau in Kirchheim. Eine Fahrt hatte sämtliche Bahn- und Reisezentren im Bereich des Landkreises und der Stadt zum Ziel. Auch die Gemeinden im Landkreis belieferte Fritz Dengl mit Plakaten und kartonweise Flyern – von Aying bis Oberschleißheim und Dachau. Mittlerweile sind sechs Fahrten und über 700 Kilometer zusammengekommen, 40 bis 50 Kartons gab er ab. Wenn die Landesgartenschau im Mai beginnt, will Fritz Dengl weiter zum Gelingen beitragen.

Das Baustellenfest im Herbst hat er bereits besucht und an zwei Führungen über das Gelände teilgenommen. Ende Januar wird ein Stammtisch des Freundeskreises organisiert. Wer Interesse hat, kann mitmachen. Fritz Dengl: „Ich prophezeie, dass der Sommer ganz toll wird.“

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