Versicherungschaos: Versicherten bleiben nur noch 2 Wochen nach Pleite

Sollten Sie Hausrat, Haustiere oder ihr Haus insgesamt versichert haben, sollten Sie Ihre Unterlagen prüfen: Selbst wenn Sie noch nie etwas von der Element gehört haben, könnte Ihre Versicherung über das Berliner Unternehmen laufen. Dieses vertreibt seine Produkte auch über Partner. Die Kunden unterschreiben beim Partner, doch Schäden regelt die Element. Die Partnerliste der Element, die fünf DIN-A4-Seiten füllt, enthält unter anderem HDI, BavariaDirekt und die Bayerische.

Schäden, Beiträge: Frist für Ansprüche gegen die Element läuft am 27. Mai ab

Nun ist die Element pleite. Das Amtsgericht Charlottenburg hat am 1. März das Insolvenzverfahren eröffnet. Rettung ausgeschlossen. Ehemalige Kunden der Element - direkt oder indirekt - haben daher nur noch bis zum 27. Mai Zeit, im Insolvenz-Portal Ansprüche für entstandene Schäden oder zu viel gezählte Beiträge geltend zu machen. Danach bleiben sie auf ihren Ansprüchen sitzen.

Dieser Hinweis ist wichtig, weil Kunden die Schäden erst bei der Element oder ihren Partnern feststellen lassen müssen. Nach Feststellung des Schadens müssen sie diese im Insolvenzportal anmelden. Der Prozess dauert also ein wenig. Wer noch Geld von der Element will, sollte zügig aktiv werden.

Hunderttausende Betroffene, unsichere Auszahlungen

Betroffen sind laut Experten Hunderttausende Kunden. Nicht immer sei die Verbindung zur Element offensichtlich. Oft tauche diese nur als "Risikoträger" im Vertrag auf. Ein Punkt, den viele Kunden überlesen. Am Grundmodell ändert das nichts: Der Partner vermittelt die Versicherung, die Element betreibt sie.

Vor allem betrieb die Element Fahrrad-, Unfall-, Hausrat-, Kfz-Reparatur-, Tier- und Smartphoneversicherungen. Betroffene Kunden erhielten ein Anschreiben, das auf die anstehenden Fristen hinweist. Es lohnt sich also der Blick in die Unterlagen.

Ohnehin ist unsicher, ob die Insolvenzmasse für alle Ansprüche ausreicht. Ist das Geld aus dem Verfahren weg, können Ansprüche nur teils beglichen werden. "In welcher Höhe dann eine Zahlung auf diese Forderungen erfolgt, ist noch nicht absehbar", schreibt die Element. "Es ist nicht sichergestellt, dass auf solche Forderungen eine 100-prozentige Zahlung erfolgt."

Neue Versicherungen teils deutlich teurer

Versicherungsverträge mit der Element endeten offiziell am 1. April 2025. Seitdem müssen sich Versicherte andere Anbieter suchen.

Wie schwierig das ist, zeigt die Zuschrift eines FOCUS-online-Lesers: Er hatte seinen Hund über die Bavaria Direct versichert. Im Hintergrund lief die Police über die Element, ohne dass der Leser dies mitbekommen hatte. Nun ist die Element pleite, der Hund acht Jahre alt und der Kunde findet nur eine teurere Versicherung mit schlechteren Bedingungen: dreimal so hoher Beitrag, ein Siebtel der Absicherung.

Dieses Schicksal droht vielen Kunden mit Verträgen, die sich unter bestimmten Bedingungen verteuern. Doch dagegen, sagen Experten, kann man nichts machen.

Teils bieten auch andere Versicherungen an, Verträge zu übernehmen. Sollen dabei die Preise steigen, können Kunden dies ablehnen und einen anderen Anbieter suchen.

Beiträge nicht zurückbuchen lassen

Versicherte sollten gezahlte Beiträge, beispielsweise Jahresbeiträge, nicht zurückbuchen lassen, schreibt die Element. Kunden erhalten für die bezahlten Monate, in denen kein Versicherungsschutz mehr besteht, Anspruch auf eine Gutschrift. Diese können sie ebenfalls im Insolvenzportal geltend machen. Wieder gilt: Vollständig ausgezahlt bekommen sie diese nur, wenn das Geld reicht.

Trotzdem dürfen Versicherte den Jahresbeitrag nicht einfach zurückbuchen lassen: Für die Monate, in denen Versicherungsschutz bestand, müssen Kunden Beiträge zahlen. Dieser Teil des Jahresbeitrags ist rechtens. Eine vollständige Rückbuchung nicht. Versicherte können nur schnell sein und hoffen. Im Ernstfall, rät die Element, berät auch ein Anwalt.