„Kliniken geht‘s schon lange schlecht“: Grüne haben Hoffnung bei Reform - Kreisklinik „gut gerüstet“
Es gibt Diskussionen um die Zukunft der Kreisklinik. Sorge macht einigen die Krankenhausreform. Die Grünen sehens anders: Sie glauben, dass sie sogar hilft.
Rund 80 Prozent der Krankenhäuser im Freistaat Bayern verzeichnen finanzielle Defizite. Dazu zählt auch die Kreisklinik am Moosbauerweg, die der Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner kürzlich besuchte. Danach erklärte der gelernte Arzt bei einem Diskussionsabend der Grünen im Wirtshaus Flößerei, warum die geplante Krankenhausreform auch den Wolfratshauser Standort langfristig sichern kann.
Noch in diesem Oktober will der Bundestag über die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingebrachten Vorschläge abstimmen. Die Krankenhausreform sieht eine Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität sowie eine Entbürokratisierung des bisherigen Systems vor. Sogenannte Vorhaltepauschalen sollen das Gewicht der Fallpauschalen reduzieren und den Krankenhäusern so den wirtschaftlichen Druck nehmen. „Vielen Kliniken und deren Mitarbeitenden geht es schon lange schlecht, weil das aktuelle Fallpauschalensystem massive Fehlanreize generiert“, stellte Wagner fest. Dabei investiert Deutschland jährlich nahezu 500 Milliarden Euro in sein Gesundheitssystem – ein Spitzenwert im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen dennoch geringer als in einigen Nachbarstaaten ist, liege zum einen an mangelnden präventiven Maßnahmen und der Ineffizienz des Systems. „Eine Pflegekraft muss zu viele Menschen versorgen“, kritisierte der 33-jährige Bundestagsabgeordnete.

Keine Wohnungen für Pfleger und Mitarbeiter: Kliniken kämpfen mit vielen Problemen
Der gebürtige Nürnberger forderte deshalb eine bessere Klinikplanung, die die mittlerweile 51 medizinische Fachgebiete mehr berücksichtigt. Neben spezialisierten Fachkliniken in den Großstädten dürfe dabei auch die medizinische Grundversorgung auf dem Land nicht vernachlässigt werden. „Die Kreisklinik ist gut gerüstet für die Reform“, zeigte sich Wagner optimistisch. Dritter Landrat Klaus Koch gab ihm recht. Er verwies darauf, dass die Bevölkerungszahl im Landkreis in den kommenden zehn Jahren von derzeit 130 000 auf 140 000 steigen wird. Zudem mache sich der demografische Wandel bemerkbar, sodass immer mehr ältere Menschen die Leistungen in Anspruch nehmen. Als nicht zu unterschätzende Herausforderung nannte Koch die hohen Wohnungs- und Mietpreise, die die Anstellung von Fachpersonal erschweren. „Wenn ein Reihenhaus mittlerweile schon rund eine Million Euro kostet, kann sich das nur ein gut verdienendes Ärztepaar leisten“, gab er zu bedenken.
Bettenbedarfsplan in Bayern noch nicht umgesetzt
In der anschließenden Diskussionsrunde bedauerte der ehemalige Chef der Chirurgie in der Kreisklinik, Prof. Dr. Matthias Richter-Turtur, dass der Bettenbedarfsplan in Bayern noch nicht umgesetzt wurde. „Die Medizin wird immer ambulanter und weniger stationär.“ Aufgrund weniger benötigter Betten könnten auch Kosten eingespart beziehungsweise sinnvoller investiert werden. Wolfgang Saal, Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft Waldram, sieht das etwas anders. „Ich habe die Befürchtung, dass die Kreisklinik zu einem reinen Ambulanzkrankenhaus degradiert wird und zu viele Patienten an weit entfernte Krankenhäuser verwiesen werden.“
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Vielen Kliniken und deren Mitarbeitenden geht es schon lange schlecht, weil das aktuelle Fallpauschalensystem massive Fehlanreize generiert.
Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth, Bundestagsabgeordneter Johannes Wagner, und Kreisrat Jakob Koch glauben dagegen, dass die Krankenhausreform den Gesundheitsstandort Wolfratshausen stärken wird. „Die Kreisklinik hat ein großes Zukunftspotential“, versicherte Jakob Koch.