Bürgergeld oder Mindestlohn? Warum es sich lohnt arbeiten zu gehen

Der Mindestlohn ist eines der wichtigsten Wahlversprechen der SPD. Aktuell liegt er bei zwölf Euro pro Stunde - und damit so niedrig, dass immer wieder kritisiert wird, es lohne sich kaum dafür arbeiten zu gehen, angesichts der an die Lebenshaltungskosten angepassten Bürgergeldsätze. Deswegen soll er nach dem Willen der Sozialdemokraten auf 15 Euro pro Stunde ansteigen. 

Ökonomen betonen immer wieder, dass die Frage Mindestlohn oder Bürgergeld für viele Arbeitslose gar keine ist. Die meisten wollen arbeiten. Das zeigt auch die Frage eines Nutzers im Finanzen-Forum der Online-Plattform "Reddit". Er schreibt: "Mir wird öfter gesagt das würde sich garnicht lohnen, da man ja direkt Hartz IV beantragen könne und davon noch mehr hätte. Ich will aber arbeiten auch wenn ich dafür nur wenig mehr bekomme." Seine Frage an die Community: Lohnt sich der Mindestlohn gegenüber Bürgergeld wirklich so wenig?

Mindestlohn versus staatliche Unterstützung

Reddit-Nutzer „BlackSuitHardHand“ gibt eine pragmatische Einschätzung zur finanziellen Situation von Mindestlohnempfängern. Er weist darauf hin, dass man mit Mindestlohn durch staatliche Zuschüsse wie Wohngeld oder ergänzende Sozialleistungen unter Umständen mehr Geld zur Verfügung hat. Dennoch müsse jeder individuell abwägen, ob die Differenz zum Bürgergeld den Arbeitsaufwand rechtfertigt: „Ob die letztendliche Nettodifferenz zwischen Vollzeit Mindestlohn und Vollzeit Harzen sich lohnt, musst du entscheiden.“ Dieses Argument verweist auf die anhaltende Debatte über die Motivation zur Erwerbstätigkeit angesichts einer ausgereiften Sozialhilfe in Deutschland. Quelle

Vom Mindestlohn leben und Perspektiven schaffen

Der Nutzer „rtfcandlearntherules“ betrachtet die Frage aus einer langfristigen Perspektive. Seiner Berechnung zufolge liegen die monatlichen Netto-Bezüge eines Vollzeit-Mindestlohnverdieners bei etwa 1.533 Euro. Er ist überzeugt, dass man mit diesem Einkommen auskommen kann, wenn man sparsam haushaltet: „Davon kann man auf jeden Fall leben. Und wenn man entsprechend sparsam ist, kann man sich auch bisschen was ersparen und leisten.“ Noch wichtiger findet er jedoch, dass man durch die Arbeit Berufserfahrung sammelt und dadurch seine Verdienstmöglichkeiten mittelfristig erhöhen kann. Er kommt zu dem Schluss: 

„Es lohnt sich also doppelt und dreifach zu arbeiten, auch zum Mindestlohn, im Vergleich zum Bürgergeld.“ Quelle

Psychische Belastung versus finanzielle Unabhängigkeit

„Lukrass“ hebt ein oft übersehenes Argument in der Diskussion hervor: die psychische Belastung durch bürokratische Hürden und den Umgang mit dem Jobcenter. Während er einräumt, dass der Mindestlohn kein komfortables Einkommen darstellt und finanziellen Einschränkungen unterliegt, betont er dennoch, dass es sich lohnen kann, eine bezahlte Tätigkeit anzunehmen: „Viel ist es nicht, aber schon mehr als das Bürgergeld.“ Besonders problematisch sei der Kontakt mit den Behörden: 

„Die psychische Belastung durch die herabwürdigende Behandlung durch die Jobcenter-Mitarbeiter ist nicht zu unterschätzen.“ 

Sein Kommentar verweist auf die emotionalen Herausforderungen, die mit dem Bezug von sozialen Leistungen einhergehen können. Quelle

Langfristige finanzielle Entwicklung

Der Redditor „No-Investigator1011“ betont, dass die finanzielle Betrachtung zum Mindestlohn nicht nur auf das gegenwärtige Einkommen beschränkt werden sollte. Er verweist auf die Relevanz von Qualifikationen, die durch den Eintritt ins Berufsleben erworben werden können: 

„Durch deine Arbeit sammelst du eine Qualifikation, die dir mehr Einkommen ermöglicht.“ 

Besonders in den ersten Jahren könne es finanziell eng sein, doch dies sei meist nur eine temporäre Phase: „Nach 5 Jahren sieht das deutlich anders aus.“ Seiner Meinung nach schaffen Berufstätige eine Grundlage für bessere Einkommensperspektiven, während das Verbleiben ohne Erwerbsarbeit langfristig deutliche Nachteile mit sich bringe. Quelle

Die Diskussion zeigt, dass das Leben vom Mindestlohn möglich ist, aber mit erheblichen Einschränkungen verbunden sein kann. Viele Nutzer betonten die langfristigen Vorteile von Arbeit, selbst wenn diese zu Beginn schlecht bezahlt ist. Neben finanziellen Aspekten spielten auch psychologische und bürokratische Faktoren eine Rolle. Die Frage bleibt: Sollte der Mindestlohn in Deutschland weiter erhöht werden, um eine echte Alternative zur Sozialhilfe darzustellen?