„Diese Konzerte sind ein Geschenk“: Lange Nacht der Kirchenmusik begeistert Freising

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Uraufführung in der St. Georgs-Kirche: Die Korbiniansmesse, die Norbert Huber eigens für das Jubiläumsjahr komponiert hatte, war ein Riesenerfolg. © Lehmann

Die Lange Nacht der Kirchenmusik hat in Freising einen Nerv getroffen. Sechs Stunden lang wurden fünf Kirchenräume bespielt. Dabei gab es zwei Uraufführungen.

Freising – Sechs Stunden lang volles Programm in fünf Freisinger Kirchen, flankiert von gleich zwei Uraufführungen: Die erste Lange Nacht der Kirchenmusik in Freising am vergangenen Samstag war nicht nur ein Fest der Sinne, sondern auch ein rauschender Erfolg, der das Format durchaus etablieren könnte. Zum Höhepunkt, der Uraufführung der Korbiniansmesse um 22 Uhr, versammelten sich vor der St. Georgs-Kirche trotz vorgerückter Stunde und Regen weit über 400 Kirchenmusikfans – die dann auch ein musikalisches Wunderwerk erleben durften, das noch lange nachklingen wird. „Dieser Abend“, so Stadtpfarrer Daniel Reichel sichtlich berührt, „ist ein Geschenk“.

Was man in Freising kennt, ist die Lange Nacht der Musik. Heuer sollte etwas Besonderes dazukommen, nämlich die Lange Nacht der Kirchenmusik. Und die hatte es in sich, denn von 17 bis 23 Uhr wurden fünf Kirchenräume bespielt. Jeweils mit anderen Schwerpunkten und ganz vielen Nuancen, die wiederum die hohe Vielfalt in puncto Kirchenmusik charmant widerspiegelten.

Diese Lange Nacht zeigte aber auch, wie stark die Kirchenmusik-Szene in Freising verankert ist und wie viele unterschiedliche Ensembles hier am Werk sind. Als Opener des Tagesfestivals gewählt wurde ein berührendes und inspirierendes Orgelkonzert im Mariendom, bei dem Simon Rager gleichzeitig auch die Orgel-Sommer-Reihe eröffnete. Danach war die Auswahl an Konzerten mit jeweils der Spieldauer von einer Stunde eine gewaltige. Denn während sich etwa in der Christi-Himmelfahrtskirche der Kirchenchor St. Laurentius einsang, stimmte in der Heiliggeistkirche der Chor „Miteinander“ Friedenslieder zum Mitsingen an.

Auch die Kleinen leisteten ihren Beitrag zu diesem klangvollen Abend, wie hier in der Kirche St. Peter und Paul.
Auch die Kleinen leisteten ihren Beitrag zu diesem klangvollen Abend, wie hier in der Kirche St. Peter und Paul. © Lehmann

Temporeicher ging es eine Stunde später weiter in der Neustifter Kirche St. Peter und Paul. Denn dort wurde Musik aus Bolivien vorgestellt – und zwar unter dem Motto „Barock trifft auf Moderne“. Die erste Ur-Aufführung gab es dann in der Stadtpfarrkirche mit einer neuen Motette von Elisabeth Fußeder – die wieder einmal bewies, dass ihre Kompositionen bis tief ins Herz gehen und auch die Seele berühren. Einen Bruch wagte hingegen die Evangelische Gemeinde in der Christi-Himmelfahrtskirche mit dem „Lagerfeuersingen“ und Songs wie „Country roads“ oder „Let it be“.

Das zeigte sich dann auch um 22 Uhr in der Stadtpfarrkirche, die mit über 400 Gästen äußerst gut gefüllt war, was wiederum Stadtpfarrer Reichel berührte. „Es drängt mich jetzt einfach zu sagen: Vergelt‘s Gott, dass Sie alle hier sind. Die Konzerte heute sind ein Geschenk und zeigen die große Vielfalt in dieser wunderbaren Stadt.“

Zusammengekommen trotz später Stunde waren die Freisinger aufgrund einer ganz besonderen Uraufführung, nämlich der lange erwarteten „Korbiniansmesse“, komponiert von Norbert Huber. Über sieben Sätze zeigte sich dann auch schnell, was für ein wunderbares, ja fast schon magisches Werk Huber mit dem Werk geschaffen hat, das sofort für ein ehrfürchtiges Staunen in den Zuschauerreihen sorgte.

Lagerfeuerromantik herrschte in der evangelischen Kirche. Dort ging man einen eher unkonventionellen Weg.
Lagerfeuerromantik herrschte in der evangelischen Kirche. Dort ging man einen eher unkonventionellen Weg. © Lehmann

Fragil und wuchtig gleichermaßen, mit ganz hellen Fugen versehen, das modern daherkam und sich dennoch vor der traditionellen Kirchenmusik verneigte. Was Huber aber auch in seinen Kompositionen nutzt, ist die überaus charmante Dynamik zu einem Soundtrack hin, womit er die Korbiniansmesse von jeglicher möglicher Sperrigkeit befreit hat – weil er ein großes Talent hat, Herzensbewegungen musikalisch brillant umzusetzen und damit die Zuhörerinnen und Zuhörer ab dem ersten Ton mitzunehmen. Ein Werk also, das dringend den Einzug in feierliche Gottesdienste finden und somit häufig aufgeführt werden sollte.

Was in dieser Messe inkludiert ist: Das „Korbinians-Lied 2024“, für das der Pastoralreferent Achim Est den Text geschrieben hat. Und auch hier darf eines attestiert werden: Dieser Text ist genau richtig, trifft den Nerv und Ton des großen Jubiläums und verneigt sich äußerst gekonnt vor Korbinian, jenem, der „Bären zu Freunden macht“. Der Text bewegt sich weg von abstrakten Formulierungen und Umschreibungen, sondern skizziert wunderbar den Weg des ersten Freisinger Bischofs und macht ihn damit menschlich, begreifbar, nahe und nahbar.

Auf die Kirchenbühne gebracht wurde die Korbiniansmesse vom Stadtkirchenchor Freising mit großen Orchester unter der Leitung von Huber, wie auch von Anna Brennich (Sopran), Gabriel Albert (Tenor) und Angelika Sutor an der Orgel. Der Gänsehaut-Moment: Es dauerte einige Sekunden lang, nachdem der letzte Ton der Korbiniansmesse verklungen war, bis für jeden spürbar wurde, welches Meisterwerk hier gerade uraufgeführt wurde. Danach brandete tosender Applaus auf, der in Standing Ovations überging.

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