Fünf Wochen nach Hochwasser: Allershausener Schule noch immer ohne Strom – Kultusministerin kommt nicht
Fünf Wochen nach dem Hochwasser ist die Grund- und Mittelschule Allershausen noch immer ohne Strom. Rektor Thomas Nistler hat viele Fragen – aber Antworten gibt es kaum.
Allershausen – Fünf Wochen ist das verheerende Hochwasser inzwischen her. Und nach wie vor laufen in der Gemeinde Allershausen in vielen Häusern nahezu rund um die Uhr die Bautrockner – ebenso wie in Kindergärten oder im Rathaus. Trauriger Spitzenreiter ist aber die Schule, die extrem hart vom Hochwasser getroffen wurde. Allein dort sind 60 Bautrockner im Einsatz. Sie werden über eine Baustromleitung versorgt und sollen dafür sorgen, dass in einem ersten Schritt das Kellergeschoß wieder benutzbar wird. Dort unten befanden sich die Räume für den Fachunterricht – doch seit dem 1. Juni gleichen diese einem Schlachtfeld. Derzeit schleppt sich die Schule unter grenzwertigen Bedingungen in Richtung Sommerferien, denn noch immer fehlen die Perspektiven, wie man zumindest wieder etwas Normalität herstellen kann.

Schulleiter Thomas Nistler hat sich inzwischen zwangsläufig daran gewöhnt, bei Terminen in seinem Büro laut sprechen zu müssen. Vor dem Fenster steht der Stromgenerator, der zumindest den Verwaltungstrakt mit Strom versorgt. So kann Nistler zumindest das neue Schuljahr planen. „Jeder von uns hat schon gelernt, den Generator zu bedienen“, sagt der Rektor. Er und seine Mitarbeiter würden auch jeden Tag unterwegs sein, um neues Benzin dafür zu holen.
Fachunterricht vor Ort unmöglich
Weil Fachunterricht in Allershausen gerade undenkbar ist, müssen die Schülerinnen und Schüler dafür anderswo hingebracht werden. Ein Teil fährt bereits nach Eching, mit der Zollinger Schule führe Nistler bereits ebenfalls gute Gespräche. Außerdem hofft er, nach der Erstellung der Stundenpläne auch Zeiten in Freisinger Schulen zu bekommen. Denn den Fachunterricht ausfallen zu lassen, sei undenkbar: Die Mittelschule sei praxisorientiert und lebe von diesem Fachunterricht.

In den Klassenzimmern gibt es nach wie vor keinen Strom, weshalb an der Schule jeglicher Nachmittagsunterricht entfällt. Wenn vormittags dunkle Regenwolken über Allershausen hängen, seien die Bedingungen für halbwegs normalen Unterricht aufgrund der Lichtverhältnisse erschwert. Nistler rechnet damit, dass man zum neuen Schuljahr wieder Strom bekommt. Ein Lichtblick in düsteren Tagen.
Heizung wird im Herbst zum Problem
Ein Thema ohne Lösungsansatz ist dagegen die Heizung. Jetzt, im Sommer, sei das zwar nicht das Allerwichtigste. Aber Nistler weist darauf hin, dass nach den Sommerferien schnell der Herbst vor der Tür stehe. „Eine neue Heizung mit den Regeln öffentlicher Ausschreibungen einzubauen wird schwierig.“ Der Rektor blickt den Monaten Oktober und November mit Sorge entgegen, zumal Hochwasserhilfen für Einrichtungen wie eine Schule nicht vorgesehen sind. Die Bürgermeister der in dem Zweckverband zusammengeschlossenen Gemeinden würden das Problem zwar ernst nehmen, aber auch höhere Stellen müssten den Hilferuf hören. Immerhin: In den vergangenen Tagen seien zumindest zwei Mitarbeiterinnen der Regierung von Oberbayern in Allershausen zu Gast gewesen, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.
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Kultusministerin kommt nicht
Bemühungen um einen Ortstermin mit der bayerischen Kultur- und Bildungsministerin Anna Stolz waren indes bislang erfolglos. Dabei liegen für Thomas Nistler die Argumente für einen solchen Besuch auf der Hand: „Wir sind derzeit die einzige Schule in Bayern ohne Strom und ohne Heizung. Keine andere Schule hat das Hochwasser so dramatisch schwer getroffen wie die in Allershausen.“ Diese Woche hat die Kultusministerin einen Termin in Zolling. Auf dem Weg zurück zur Autobahn nach München fährt sie in Allershausen 100 Meter Luftlinie an der Schule vorbei. Vielleicht macht sie überraschend doch noch Halt.