Krimi-Dreh mit toten Fliegen und Pistolen - „da ging mein Blutdruck nach oben“
Hinter Michael Drexl und seiner Frau Birgit liegen aufregende Wochen. In ihrem Gasthof in Türkenfeld wurde ein Krimi gedreht. „Ein tolles Erlebnis“, sagen die beiden. „Auch wenn man einiges aushalten muss.“
Türkenfeld - Den ersten Schreck gab es, noch bevor die erste Klappe fiel. Zuvor hatten die Szenenbildner mehrere Tage darauf verwendet, einen Teil des Drexl-Anwesens in ein verlassenes, heruntergekommenes Wirtshaus zu verwandeln. So verlangte es die Handlung des ARD-Krimis aus der Reihe „Polizeiruf 110“.
Schmutz, Staub und Spinnweben
Dann rückten Regisseur Dror Zahavi und seine Kamerafrau zur Abnahme an – und befanden, die Kulisse sehe noch nicht verwahrlost genug aus. Es mussten noch mehr Schmutz, Staub und künstliche Spinnweben aus der Sprühdose verteilt werden.
Die Drexls hatten eigentlich vorgehabt, ihre in einem anderen Teil des Gebäudes wohnenden Pensionsgäste weiterhin jeden Tag wie gewohnt mit Frühstück zu versorgen. Doch die Küche und der Gang zum Frühstücksraum waren von den Filmleuten so zugerichtet worden, dass das nicht mehr möglich war. „Da ging mein Blutdruck etwas nach oben“, erzählt Michael Drexl.
Zum Glück fand sich schnell eine Lösung. Der gleich um die Ecke ansässige Kollege Josef Hartl war bereit, die Pensionsgäste bei sich im Gasthof „Zum Unterwirt“ zu verköstigen. „Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, sagt Drexl.

Die Dreharbeiten verfolgte das Ehepaar mit Spannung – und kam zu der Erkenntnis: „Fernsehen bedeutet viel Warten.“ Jede Szene sei mehrmals wiederholt worden, um in unterschiedlichen Einstellungen gefilmt zu werden. Beeindruckt waren die Drexls auch von der Sorgfalt, mit der selbst auf kleinste Details geachtet wurde.
So brachte das Filmteam als Requisiten Konservendosen mit Fantasie-Etiketten mit, um keine Schleichwerbung zu machen. Ganz zu schweigen von den toten Fliegen, die zuvor wochenlang in einem Kuhstall gesammelt worden waren, um sie am Filmset zu verteilen. „Wenn der Krimi ausgestrahlt wird, werde ich besonders darauf achten, ob die toten Fliegen zu sehen sind“, sagt Birgit Drexl und lacht.
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Glocken extra abgeschaltet
Heilfroh war das Filmteam, dass der Pfarrer zugestimmt hatte, während der Drehtage die Glocken in der Türkenfelder Kirche abzuschalten. Sonst hätten manche Szenen womöglich noch öfter wiederholt werden müssen. Denn in der Story steht der Gasthof nicht mitten im Dorf, sondern irgendwo in der Pampa, wo kein Kirchengeläut zu hören ist.

Von der Begegnung mit den Schauspielern werden die Drexls wohl noch lange schwärmen. Die Hauptdarsteller Stephan Zinner (bekannt als Metzgermeister Simmerl aus den Eberhofer-Krimis) und Johanna Wokalek („Die Päpstin“) erlebten sie als „total nett und liebenswert“. Vor allem Zinner hat das Ehepaar beeindruckt. „Der ist eine absolut coole Socke“, so Michael Drexl.
Ausstrahlung im nächsten Jahr
Der 55-Jährige hat während der Drehtage in seinem Haus viele Fotos gemacht, die er aber aus rechtlichen Gründen nicht öffentlich zeigen darf. So leid ihm das tut, denn das Interesse der Türkenfelder an den Filmarbeiten war groß. Doch man muss sich bis zur Ausstrahlung des Krimis im kommenden Jahr gedulden, wenn man sehen will, wie im Korridor des Gasthofs eine Schießerei stattfindet oder in Michael Drexls altem Kinderzimmer eine Dragqueen nächtigt.
Als das Drehteam abgezogen war, machte sich Katerstimmung im Hause breit. „Es war wie nach einer großen Party“, sagt Birgit Drexl. „Erst ein Riesentrubel, dann keiner mehr da – und ein Riesensaustall.“ Um dessen Beseitigung musste sich das Ehepaar jedoch nicht selbst kümmern. Eine professionelle Reinigungsfirma sorgte dafür, dass der Gasthof wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde.
Unterm Strich sei das Ganze eine tolle Erfahrung gewesen, sagt Michael Drexl. „Ich würd’s wieder machen. Aber nur einmal im Jahr.“