Die Kosten gehen durch die Decke: Wenn das Pflegeheim praktisch unbezahlbar wird

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Die Arbeit in einem Altenheim mit pflegebedürftigen Klienten ist sehr anstrengend (Beispielfoto). © Angelika Warmuth

Die Kosten für die Pflege in Seniorenheimen gehen durch die Decke – und mit ihnen die Eigenbeteiligung der Bewohner.

Fürstenfeldbruck - Immer weniger alte Menschen können sich das leisten – und wenn ist ihr Spargroschen bei über 4000 Euro im Monat rasend schnell aufgezehrt.

Wer seinen Lebensabend in einem Heim verbringt, sollte dies gut gepflegt und möglichst ohne größere Sorgen tun können. Doch das ist nicht mehr allen Senioren – beziehungsweise deren Angehörigen – gegönnt. In einigen Heimen in der Region sind die Preise in jüngster Zeit deutlich nach oben geschnellt, in anderen stehen saftige Steigerungen bevor. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Verhandlungen über Eigenanteile

In den Caritas-Heimen, darunter das Altenheim Don-Bosco in Germering, sind zum 30. Juni die Eigenanteile der Bewohner um rund 20 Prozent angehoben worden. Betrugen zuvor die durchschnittlichen Selbstkosten für ein Einzelzimmer im ersten Jahr nach Einzug bis zu 3660 Euro im Monat, liegen sie nun bei knapp 4400 Euro. „Diese Erhöhungen sind erforderlich und angemessen, um unsere Leistungen weiterhin kostendeckend erbringen zu können“, sagt Einrichtungsleiterin Monika Ueltzhöffer.

Andere Seniorenheime im Landkreis beziehungsweise ihre Träger stecken noch in den sogenannten Entgeltverhandlungen mit den Pflegekassen und Sozialhilfeträgern. Die Verhandlungen finden jährlich statt. Je nach den Ergebnissen werden die Eigenanteile für die Pflegeheimbewohner jedes Jahr neu berechnet. „Auch diesmal ist damit zu rechnen, dass der Eigenanteil steigen wird“, teilt das Klinikum Fürstenfeldbruck für das Kreisseniorenheim Jesenwang auf Anfrage mit.

Mit konkreten Aussagen über die zu erwartende Höhe der Preiserhöhungen halten sich die Träger noch zurück. „Wir werden sehen, wo es sich hinentwickelt“, sagt Hannes Kohrhammer, Einrichtungsleiter im Haus Elisabeth in Puchheim. „Steigen werden die Kosten aber allein schon wegen der Lohnsteigerungen in unserem Tarifsystem.“ Die Finanzierungslücke der Heime werde durch jede Lohnerhöhung größer, bestätigt Armin Seefried, Geschäftsführer des Alten- und Pflegeheims Theresianum in Fürstenfeldbruck.

80 Prozent für Personalkosten

Monika Ueltzhöffer vom Caritas-Heim Don Bosco weist darauf hin, dass Personalkosten 80 Prozent der Kosten eines Heimplatzes ausmachen. Die jüngsten Tariferhöhungen betragen 5,5 Prozent sowie weitere fünf Prozent ab dem kommenden Jahr. Hinzu kommen ein Sockelbetrag und eine Inflationsausgleichsprämie für die Beschäftigten. Ebenfalls in die neuen Preise eingeflossen sind gestiegene Sachkosten (plus 4,9 Prozent), Lebensmittelpreise (plus 11,5 Prozent) und Energiekosten (plus 3,6 Prozent).

Cornelia Emili, Vorstandsvorsitzende des AWO Bezirksverbands Oberbayern, nennt in einem Informationsschreiben an die Bewohner von AWO Seniorenheimen und ihre Angehörigen einen weiteren kostentreibenden Faktor: die Personalbeschaffung.

Man müsse sehr viel mehr Geld aufwenden als früher, um Mitarbeiter zu gewinnen. „Wir investieren intensiv in die Werbung auf dem Stellenmarkt allgemein, in das Recruiting von neuen Kollegen und Kolleginnen im Ausland und in die Suche und die Ausbildung junger Menschen“, erklärt Vorstandsvorsitzende Emili.

Bereits jetzt sind die monatlichen Eigenanteile der Bewohner in den Pflegeheimen mit einer durchschnittlichen Rente längst nicht zu stemmen. Reichen das eigene Einkommen und Vermögen eines Pflegebedürftigen und seines Ehe- oder Lebenspartners sowie die Leistungen der Pflegekasse nicht aus, bleibt nur der Weg in die Sozialhilfe.

Offene Forderungen addieren sich

Diese kann beim Bezirk Oberbayern beantragt werden. „Immer mehr unserer Bewohner müssen das tun“, sagt Monika Ueltzhöffer. Der Schritt in die Sozialhilfe sei sehr belastend für Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und nun zusehen müssen, wie ihr Vermögen in kurzer Zeit dahingeschmolzen ist.

Hinzu kommt, dass die Bearbeitung der Anträge auf Hilfe zur Pflege Monate dauern kann. In dieser Zeit addieren sich die offenen Forderungen der Heime. „In der Zwischenzeit müssen wir als Einrichtung das überbrücken“, sagt Armin Seefried. Pro Fall liege man da schnell im fünfstelligen Bereich. 

Pflegebedürftige werden mehr

Da die Zahl der Pflegebedürftigen in den nächsten Jahren weiter steigen wird, fordern die Träger und Verantwortlichen der Seniorenheime von der Politik ein ganzheitliches Konzept für eine zukunftssichere Pflege. „Das Thema gehört mutig auf den Tisch gebracht“, so Armin Seefried.

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