Vorwürfe gegen Gulbransson-Museum: Rückenwind vom Tegernsee

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Im Fokus: das Olaf Gulbransson Museum im Tegernseer Kurgarten. © Stefan Schweihofer

Nach Medienberichten brodelt es bei der Olaf Gulbransson Gesellschaft. Im Raum steht der Vorwurf, Kunsthandel werde mit den Staatsgemäldesammlungen verquickt. Das weist man am Tegernsee entschieden zurück.

Tegernsee – Im Olaf Gulbransson Museum brodelt es. Nach einer Berichterstattung in der SZ, in der dem Museum sowie dem Vorsitzenden der Olaf Gulbransson Gesellschaft und Kurator der Sonderausstellungen, Michael Beck, die Verquickung von Kunsthandel mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zum Vorwurf gemacht wird, bleibt man in Tegernsee bei der Bewertung des erfolgreichen Beck’schen Ausstellungsmodells. Dabei geht es auch um die Zukunft des Museums.

Gesellschaft hat lange abgewogen

Den Zweiten Vorsitzenden der Olaf Gulbransson Gesellschaft, Klaus Fresenius haben die Vorwürfe zutiefst getroffen: „Es ist entmutigend. Da blüht ein Projekt gerade, und anstatt es zu wässern, stampft man es in Grund und Boden.“ Fresenius, der nach dem Tod von Helmut Nanz einen neuen Vorsitzenden für die Gesellschaft zu finden hatte, der eine Vorbildung in der Kunst hat, aus dem Tegernseer Tal kommt, auf ehrenamtlicher Basis viel arbeitet und notfalls auch noch großzügig einspringt, macht deutlich, dass der Gesellschaft von Anfang an bewusst war, dass Beck Galerist und somit Kunsthändler ist. „Wir haben das sehr lange abgewogen und sind dennoch zu dem Schluss gekommen, dass er der beste Mann für den Job und mit seiner Expertise und seinen Kontakten ein Gewinn für das Museum ist“, betont Fresenius.

Eben weil sich die Gesellschaft dieser Grauzone bewusst war, habe man stets darauf geachtet, woher die Bilder der Ausstellungen kommen. Stichwort Provenienz. Und auch darauf, dass nie ein Bild in einer Ausstellung gezeigt wurde, das beworben oder gar verkauft worden sei. Wobei im Rahmen der Sonderausstellungen zu Zeiten von Ekkehard Storck und Helmut Nanz als Vorsitzenden durchaus auch Blätter und Zeichnungen veräußert worden seien.

Die Einladungen für die Leihgeber seien unter dem Vorsitz von Michael Beck ebenso über Sponsoring (aus den eigenen Reihen) gelaufen wie der Druck der Ausstellungskataloge. Falls damit ein Gewinn erzielt wurde, blieb der im Budget des Museums. „Die Staatsgemäldesammlung hat das Museum lediglich beim Gulbransson-Nachlass und der Dauerausstellung beratend unterstützt“, betont Fresenius. In all den Jahrzehnten hätten die Münchner nie das Budget des kleinen Filialmuseums am Tegernsee ausgleichen müssen.

Sonderausstellungen wesentliche Stütze

Neben den Mitgliedern der Gesellschaft und der Sponsoren sind es die Einkünfte der Sonderausstellungen, über die der Museumsbetrieb überhaupt erst finanziert werden kann. „Wenn sich eine Wertsteigerung der ausgestellten Sammlerstücke ergeben haben sollte, dann ist das systemimmanent und der Steigerung des Bekanntheitsgrades zuzuschreiben“, stellt Fresenius klar. „Unser Ziel war es immer, die Menschen durch Sonderausstellungen ins Museum zu locken und damit den Bekanntheitsgrad von Olaf Gulbransson zu erhalten.“ Zu der Ende Juli im Museum angesetzten Verkaufsausstellung privater Galerien weist der Zweite Vorsitzende darauf hin, dass diese ganz klar als Kunsthandel privater Galerien deklariert sei und dass mit den Mieteinnahmen der Räume in den Umbauzeiten Kosten refinanziert werden, um die Kasse des Museums wieder auf Null zu bringen.

Prominenter Gast: Im April vergangenen Jahres besuchte der heutige Bundeskanzler Friedrich Merz (2.v.l.) mit Frau Charlotte das Museum und ließ sich von Michael Beck (r.) und Klaus Fresenius durch die Richter-Ausstellung führen.
Prominenter Gast: Im April vergangenen Jahres besuchte der heutige Bundeskanzler Friedrich Merz (2.v.l.) mit Frau Charlotte das Museum und ließ sich von Michael Beck (r.) und Klaus Fresenius durch die Richter-Ausstellung führen. © privat

Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn, Beirat in der Olaf Gulbransson Gesellschaft, macht es noch mal deutlicher: „Allen Interessierten in Tegernsee war es von Anfang an und selbst bei den Führungen bewusst, dass Michael Beck in seiner Eigenschaft als Galerist Zugang zu Kunstwerken hat, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Und dass er in der Lage ist, sie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.“ Ob im Nachgang Kunst privat verkauft wurde oder nicht, sei laut Hagn irrelevant.

Auch ob sich die Staatsgemäldesammlung hätte abgrenzen sollen oder nicht. Es sei für den Besucher schließlich egal, wer ein Museum besitzt oder welches Logo auf dem Eintrittsticket steht. Was zählt, ist die Ausstellung, die man sehen möchte. Und in Tegernsee habe die Allgemeinheit unglaubliche Ausstellungen zu sehen bekommen, die es sonst so nicht gegeben hätte. „Wie in der SZ zu behaupten, dass es sich um einen beliebigen Mix an Bildern handelt, der sonst so in keinem öffentlichen Museum zu finden wäre, ist sehr subjektiv. Damit beschädigt man das Ansehen des Olaf Gulbransson Museums, von Michael Beck und auch von Museumsleiterin Andrea Bambi“, findet Hagn.

Bleibt Vorsitzender weiter an Bord?

Das Museum und die Ausstellungen haben eine große Bedeutung für die Stadt Tegernsee. Sie haben viele Besucher gebracht, laut Fresenius durchschnittlich 25 000 im Jahr, wo es vor der Ära Beck nur 6000 waren. Freilich hätten sich die vielen Besucher wirtschaftlich positiv in der Gastronomie und Hotellerie des ganzen Tals ausgewirkt. „Ich hoffe sehr, Michael Beck bleibt uns erhalten“, sagt Hagn. Sonst werde das Museum – wie es Vizebürgermeister Michael Bourjau gestern ausdrückte – zum Mausoleum.

Korbinian Kohler, Unternehmer, Beirat der Olaf Gulbransson Gesellschaft und ab sofort als Eigentümer der neu gegründeten KoKo Gallery in Weißach auch Kunsthändler, kann über die Vorwürfe nur den Kopf schütteln. „Das ist wieder eine typisch deutsche Neiddebatte“, findet er und zitiert den ehemaligen Bundeskanzler Kohl: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ Und das sei im Falle von Michael Beck und der Olaf Gulbransson Gesellschaft, dass „wir jetzt Ausstellungen am Tegernsee haben, wie wir sie davor noch nie hatten. Dass wir Kunstinteressierte von einer Qualität und Menge aktiviert haben wie nie zuvor am Tegernsee“. Für Kohler ist „dieses Niveau an Ausstellungen nur durch die Verzahnung der privaten Wirtschaft, privaten Sammlern und der Staatsgemäldesammlung möglich“.

Entgegen einer ersten Ankündigung gab es gestern von Michael Beck selbst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Er hat die Angelegenheit einem Medien-Anwalt übergeben und behält sich die Entscheidung, ob und wie er mit seinem Ehrenamt weitermacht, vor.

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