Der Rekord ist geknackt: 18 682 Besucher hat die Sonderausstellung „Gerhard Richter. Werk im Plural“ ins Tegernseer Gulbransson Museum gelockt. Kein Grund, sich auf dem Erfolg auszuruhen, findet Michael Beck.
Tegernsee – Die Olaf Gulbransson Gesellschaft feiert einen neuen Besucherrekord: Die Sonderausstellung „Gerhard Richter. Werk im Plural“ hat 18 682 Besucher ins Tegernseer Olaf Gulbransson Museum gelockt, teilt die Gesellschaft mit. Sie knackte damit die bisherige Bestmarke, die erst 2021/22 – trotz Coronaeinschränkungen – die Chagall-Sonderschau „Eine Liebesgeschichte. Daphnis und Chloé und andere Werke“ in dem Museum im Kurgarten aufgestellt hatte. Der Name des wichtigsten lebenden Künstlers hat gezogen. Und die Besucher kamen nicht nur, sie gingen auch zufrieden: „Das Gästebuch im Museum ist voller lobender Kommentare“, teilt die Gulbransson Gesellschaft mit.
Bei Michael Beck, Vorstandsvorsitzender der Gulbransson Gesellschaft, ist die Freude groß: „Unser kleines Haus hatte damit eine große Chance, und wir haben sie genutzt. Wir haben mit dem Werk von Gerhard Richter Strahlkraft weit über das Tegernseer Tal hinaus erwirkt“, sagt er. „Wir haben darauf hingearbeitet, Chagall zu packen. Und wir haben es geschafft, trotz kürzerer Laufzeit.“ Sogar einen weiteren Rekord hat die Richter-Schau mit Werken aus der Sammlung von Thomas Olbricht aufgestellt: Am letzten Tag der Ausstellung am vergangenen Sonntag drängten 444 Besucher in das kleine Museum im Kurgarten. „So viele waren noch nie an einem Tag hier“, erklärt Beck, „da war‘s richtig voll.“ Ein Sammler aus Hamburg, dem Beck für eine kommende Schau das Museum zeigte, habe nicht schlecht über den Andrang gestaunt. „Es ist toll, wenn ein Museum so belebt ist“, findet Beck.
Er habe sich auch darüber gefreut, dass Gerhard Richter viele jüngere Besucher anlockte. Selbst viel internationales Publikum fand den Weg nach Tegernsee ins Museum, aus Wien, Paris und New York. Etwa das junge Paar Aley Berggruen und Lilly Christina, die sich in der Ausstellung verlobten. Das Paar lichtete sich vor dem Textilwerk „Iblan“ ab – eines der begehrtesten Fotomotive der Ausstellung.
„Dass wir solch eine große Ausstellung hier gestemmt haben, macht mich stolz“, sagt Beck. „Ohne die großzügige Unterstützung der Sponsoren, wäre es nicht machbar gewesen.“ Für das kleine Haus gibt es keine öffentlichen Gelder. Zwar gehört ein Teil des Museums zu den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, doch dort kümmert man sich um das Werk Olaf Gulbranssons und das denkmalgeschützte Gebäude. Die Sonderausstellungen verantwortet die Gulbransson Gesellschaft selbst.
Die Rekordjagd ist für sie kein Selbstzweck. „Wir finanzieren uns zu etwa 50 Prozent aus Eintrittsgeldern“, erklärt Beck, die andere Hälfte stamme aus Beiträgen der rund 500 Mitglieder und gut 120 Fördermitglieder. Besucherstarke Höhepunkte schlagen sich direkt in der Kasse nieder. „Früher kamen 5000 bis 6000 Besucher pro Jahr ins Museum, heute sind es 30 000“, so Beck. Vor drei Jahren sei der Kontostand bei null gewesen. „Mit der Richter-Ausstellung haben wir ein Polster schaffen können, das wir für weitere Ausstellungen verwenden können.“ Die spektakulären Schauen sind den vertrauensvollen Kontakten des renommierten Galeristen zu Privatsammlern zu verdanken. In Zusammenarbeit mit Museen könnten sich allein Transportkosten leicht auf mehrere hunderttausend Euro läppern – nicht stemmbar für die Gesellschaft. Ohne großzügige Unterstützer, die etwa Ausstellungskataloge ermöglichen, ginge es auch mit großen Namen wie Gerhard Richter nicht. „Dass wir solch eine große Ausstellung hier gestemmt haben, macht mich stolz“, so Beck. „Die großen Sicherheitsvorkehrungen und die hohen Versicherungssummen für die Richter-Ausstellung konnten nur erfüllt werden, weil wir im Tegernseer Tal und der Region Menschen haben, die für die Kunst und den gesellschaftlichen Geist etwas tun können und auch tun wollen.“
Sich auf dem Erfolg auszuruhen, kommt für Beck nicht infrage. „Mein Anspruch ist es, auf diesem Niveau zu bleiben.“ Die nächste Sonderschau zieht bereits ins Museum ein: eine Retrospektive auf Maler Christian Rohlfs und seinen Weg in die Abstraktion. Eröffnet wird sie am Samstag, 10. August, um 17 Uhr. Für Beck ebenfalls ein Highlight, auch wenn der Name heute nicht mehr so bekannt sei – „völlig zu Unrecht“, betont Beck.