2016 hat die Feuerwehr Bad Wiessee ein Haus geerbt und profitiert von den Mieteinnahmen. Doch hinter den Kulissen wird gestritten. Jetzt soll die Immobilie an einen neuen Förderverein übertragen werden.
Bad Wiessee – Maria Huber war vermögend und wollte etwas Gutes tun. Darum vermachte sie der Wiesseer Feuerwehr ihr Mehrfamilienhaus Sanktjohanserstraße 22 mitsamt dem 2500 Quadratmeter großen Grundstück. Seit die Seniorin 2016 im Alter von 85 Jahren starb, profitiert die Feuerwehr von ihrem Vermächtnis: Die Mieteinnahmen sorgen für eine stete Förderung. Doch es herrscht mitnichten eitel Freude. Zwischen dem Feuerwehrverein und der aktiven Feuerwehr knirscht es gewaltig. Auch um Druck aus dem Kessel zu nehmen, soll die Verwaltung des Erbes auf neue Füße gestellt werden. Dazu ist eine außerordentliche Mitgliederversammlung am Montag, 30. Juni, 19.30 Uhr, im Gasthaus Königslinde anberaumt.
Neue Verantwortliche für Immobilie
Schon unmittelbar nach dem Erbfall 2016 wurde in der Wiesseer Wehr heftig um Geld und Verantwortlichkeiten gestritten. Damals zog man Rechtsanwalt Anton Lentner als Berater hinzu, der die Wogen glättete. Auch in der jetzigen Krise ist Lentner mit seiner Expertise an Bord. Er erklärt, was geplant ist: Um die Immobilie, deren Verwaltung, Instandhaltung und Ertrag, kümmert sich künftig ein neu gegründeter Förderverein. „Das ist eine Entlastung für den Feuerwehrverein“, meint Lentner. Dieser könne sich künftig auf seine eigentliche Funktion konzentrieren: die Organisation von Festen zur Förderung der Geselligkeit und des Spendenstands. Am Haus, berichtet Lentner, müsse auch etwas gemacht werden.
Präsentation bei außerordentlicher Mitgliederversammlung
Für das neue Modell ist eine Übertragung der Immobilie vom Feuerwehrverein auf den neuen Förderverein nötig. Diese Idee wolle man bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung vorstellen, erklärt Lentner.
Auch Bürgermeister Robert Kühn (SPD) wird teilnehmen. Als Zuhörer, wie er sagt. In den vergangenen Monaten hat er sich immer wieder als Mediator versucht, um den schwer zu durchschauenden Konflikt zwischen den Spitzen des Feuerwehrvereins und der aktiven Feuerwehr aufzulösen. „Stolprig“ sei dies verlaufen, berichtet er. Ursache der Streitigkeiten seien „menschliche Probleme“, jeder der Beteiligten habe seine eigenen Gründe.
„Wir wollen da Ruhe reinbringen“
Die Beteiligten selbst halten sich bedeckt. Man wolle abwarten, wie die Versammlung am Montag verlaufe, heißt es aus beiden Lagern. „Wir wollen da Ruhe reinbringen“, sagt der Bürgermeister als Dienstherr der aktiven Feuerwehr am Ort.
Ohne ein Wort zur angespannten Situation verabschiedete der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Dienstag eine Satzungsänderung für die Freiwillige Feuerwehr Bad Wiessee. Es wurde ein einzelner Paragraf gestrichen. Der besagte, dass ein Aktiver, der mehr als zwölf Monate lang an keiner Übung und keinem Einsatz teilgenommen hat, kein Aktiver mehr ist. Nun gilt: Ein Feuerwehrler ist offiziell erst dann nicht mehr aktiv, wenn er 65 Jahre alt wird oder sich eines Dienstvergehens schuldig gemacht hat. Das, so Kühn, entspreche der Mustersatzung. Korbinian Herzinger, Kommandant der Feuerwehr und CSU-Gemeinderat, hatte bei diesem Tagesordnungspunkt wegen Befangenheit den Sitzungssaal verlassen.
Keine Feier zum 150-Jährigen
Mit den Streitigkeiten, versichert Kühn, habe die Satzungsänderung nichts zu tun. Im Hintergrund ist allerdings zu hören, dass die Frage, wer ein aktives und wer nur passives Mitglied ist, schon eine Rolle spielt. Noch mehr bewegt, was mit dem Ertrag des Erbes passiert, wo Belege und Berichte bleiben. Das Vertrauen scheint dahin. Mediationen, sagt ein Insider, hätten bisher keinen Erfolg gezeigt. Darum werde in Bad Wiessee, anders als in vielen anderen Orten, das 150-jährige Bestehen der Feuerwehr heuer auch nicht gefeiert.