Reparatur-Café in Penzberg: In fünf Jahren hunderte Dinge gerichtet
Kaputte Dinge reparieren und so Müll vermeiden und Kosten sparen: Das ist das Konzept des Penzberger Reparatur-Cafés – ein erfolgreiches Konzept, das heuer sein fünfjähriges Bestehen feiert. Vor der Feier am kommenden Freitag, 20. September, wirft die Heimatzeitung einen Blick von den Anfängen der Initiative bis heute.
Müll vermeiden, nachhaltiger leben und mehr Miteinander und Begegnung ermöglichen: Das sind die Ziele, die hinter dem Konzept des Penzberger Reparatur-Cafés stehen. Gegründet im September 2019 aus einer Initiative von Seniorenbeirat und Volkshochschule heraus und getragen vom Werkraum-Verein haben im Laufe der vergangenen fünf Jahre unzählige Menschen kaputte Haushaltsgeräte, Spielsachen oder Elektroartikel ins Reparatur-Café an der Christianstraße getragen – in der Hoffnung, die ehrenamtlichen Helfer dort könnten sie wieder zusammenflicken oder in Gang setzen.
Während der Corona-Pandemie reparierten viele Helfer zuhause weiter
Mann der ersten Stunde ist Herbert Preuß. Er habe seine Idee, in Penzberg ein Reparatur-Café zu eröffnen, damals dem Seniorenbeirat – in dem er auch Mitglied ist – vorgeschlagen. Mit zehn ehrenamtlichen Reparateuren sowie drei weiteren Helfern sei man 2019 gestartet, erinnert sich der 74-Jährige. Diese Zahl habe man auch bis heute halten können, wobei die Personen schon gewechselt haben. „Alle sind Profis mit spezifischer Ausbildung oder einem Studienabschluss“; etwa in den Bereichen Elektronik, Mechanik oder IT. Die meisten dieser Helfer seien Rentner, aber gerade in der letzten Zeit seien auch jüngere Helfer, die noch im Berufsleben stehen, dazu gekommen.
„In den fünf Jahren haben wir insgesamt 867 Aufträge angenommen. Währe Corona mit den Lockdowns nicht gewesen, hätten wir wohl mehr als 1000 gehabt“, bilanziert Preuß, der vor seiner Rente als Chemotechniker gearbeitet hat. Ganz ihre Arbeit eingestellt hätten die Ehrenamtlichen aber während der Pandemie nie. Viele hätten zuhause weiter repariert.
Was repariert werden soll, muss man tragen und auf einem Tisch abstellen können
Einmal im Monat können Menschen ihre kaputten Dinge im Café vorbeibringen. Dabei gelte die Regel: Das, was repariert werden soll, muss man tragen und auf einem Tisch abstellen können. Kühlschränke etwa würden diesen Rahmen sprengen. Zudem sollte es für die Reparateure möglich sein, das kaputte Teil im Laufe eines Café-Nachmittags zu richten.
In erster Linie würden die Menschen Elektroartikel im Café vorbeibringen; etwa Kaffeevollautomaten oder Küchenmaschinen. Aber auch Spielsachen würden gebracht. Wenn hier die kleinen Besitzer gleich mitkommen und bei der Reparatur mithelfen: „Das macht dann besonders Spaß“, so Preuß. Viele Menschen würden ihre kaputten Geräte vorbeibringen und später wieder abholen. Das eigentliche Anliegen des Cafés sei es aber, „Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.“ Am liebsten sei es den Verantwortlichen deshalb, wenn die Besitzer ihre Dinge gemeinsam mit dem Reparateur wieder in Stand setzen. Dann könnten sie sich später leichter selber helfen, wenn an dem guten Stück wieder mal etwas kaputt gehen sollte. Preuß erinnert sich an eine Dame, die unter Anleitung die Kabelanschlüsse an ihrem Fön neu verlötete und danach „mächtig stolz“ auf ihr Werk gewesen sei.
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Das Reparatur-Café aufsuchen, würden oft ältere Menschen, denen Dinge kaputt gegangen seien, die sie im Laufe der Jahre lieb gewonnen haben und an deren Handhabung sie sich gewöhnt haben. Aber auch Jüngere, die aus Umweltschutz- oder Geldgründen Sachen nicht einfach wegwerfen wollen, kämen vorbei.
Besucher des Penzberger Reparatur-Cafés kommen aus der gesamten Region
Das Penzberger Reparatur-Café habe sich im Laufe der fünf Jahre einen guten Ruf aufgebaut, ist Preuß stolz. Besucher kämen deshalb längst nicht mehr nur aus der Stadt sondern aus der gesamten Region. „Sicherlich haben wir mehrere Tonnen an Geräten vor dem vorzeitigen Ende und vor dem Schrottcontainer bewahrt.“
57 Prozent aller bisher durchgeführten Aufträge sei auf Anhieb erfolgreich gewesen. 20 Prozent seien tatsächlich irreparabel kaputt gewesen; etwa weil es keine Ersatzteile mehr gegeben habe. Der Rest der Reparaturen sei zumindest teilweise erfolgreich gewesen.
Besondere Stücke zum Instandsetzen habe es in den vergangenen fünf Jahren einige gegeben. Preuß erinnert sich etwa an ein altes Röhrenradio aus den 1960er Jahren. Oder an die Ballwurfmaschine, die die Baseball-Abteilung des TSV Penzberg vorbeigebracht habe. Wäre den Experten im Café diese Reparatur nicht gelungen, hätte der Sportverein die Maschine in die USA schicken müssen, so Preuß. Auch die Teigmaschine eines Imbissbuden-Besitzer habe gerade noch rechtzeitig vor der Eröffnung des Eismärchens in Stand gesetzt werden können.
Hilfe zur Selbsthilfe geben
Preuß lobt vor allem das große Engagement der Reparateure, die auch Geräte mit nach Hause nehmen würden, wenn die Reparatur länger dauere oder spezielles Werkzeug erfordere. Zudem würden sie kleine Ersatzteile wie Widerstände oder Dioden immer von daheim mitbringen und für die Instandsetzung von Geräten stiften. In ihrer Kreativität würden sie auch immer wieder Ersatzteile selber herstellen; etwa ein kaputtes Zahnrad an der Drehbank nachbauen – „alles Dinge, die keine Profiwerkstatt machen würde“.
Für Preuß sind die fünf Jahre Reparatur-Café in jedem Fall eine Erfolgsgeschichte. Um den Fortbestand des Angebots ist ihm nicht bang. Mittlerweile kämen aber so viele Menschen mit ihren defekten Dingen, dass man eigentlich mehr Platz bräuchte, um auch Werkzeuge oder Ersatzteile lagern zu können.
Feier zum 5-Jährigen
Sein fünfjähriges Bestehen feiert das Reparatur-Café am Freitag, 20. September, ab 15 Uhr. in den Räumen an der Christianstraße Geplant sind Grußworte und anschließend ein geselliges Beisammensein. Alle Interessierten sind dazu eingeladen. Regulär geöffnet hat das Café jeden dritten Freitag im Monat ab 13.30 Uhr. Die offizielle Reparaturzeit geht von 14.30 bis 17.30 Uhr.