Solarpark-Projekt in Waakirchen scheitert: Gemeinderäte üben scharfe Kritik

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Josef Solleder erfuhr im Gemeinderat viel Rückhalt. © THOMAS PLETTENBERG

Nach dem Solarpark-Aus in Waakirchen kritisieren Waakirchner Gemeinderäte die Verantwortlichen am Landratsamt Miesbach.

Waakirchen – Im Nachgang zum geplatzten Solarpark-Projekt in Point machten die Waakirchner Gemeinderäte in der jüngsten Sitzung ihrer Enttäuschung und ihrem handfesten Ärger Luft. Allen voran Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG), der das Thema spontan auf die Tagesordnung hob. „Ich bin sehr enttäuscht. Eine bessere Fläche wird sich nicht finden lassen“, erklärte er. „Und wir werden es auch nicht gut sein lassen.“

Wie berichtet, wollte Josef Solleder eine rund 9000 Quadratmeter große Anlage auf privatem Grund in der Nähe des Umspannwerks in Point errichten. Wegen immer neuer Umweltauflagen warf er schließlich hin – enttäuscht und mit viel Groll auf die Behörden. Dem Bürgermeister war es nun wichtig, einige Punkte klarzustellen. Erstens habe die Gemeindeverwaltung mitnichten das Verfahren erst vor Kurzem, wie es aus dem Landratsamt hieß, an selbiges übergeben. „Das war vor einem Dreivierteljahr – und wenn das immer noch zu kurz ist, dann weiß ich auch nicht“, so Kerkel.

Außerdem sei die untere Naturschutzbehörde schon viel früher eingebunden gewesen. „Dem Projekt waren mittlerweile drei Sachbearbeiter zugewiesen“, zürnte Kerkel. Beim einen sei die dreiteilige Hecke das Problem gewesen, beim nächsten die Mahd. Von den Mitarbeitern des Landratsamts hätte er sich auch mehr Fingerspitzengefühl gewünscht, merkte der Bürgermeister an. Anscheinend vor allem auch im Umgang mit Josef Solleder, der den Solarpark als Privatmann und Pionier der Energiewende auf seinem eigenen Grund geradezu vorbildlich und nachahmenswert hätte realisieren wollen.

Kerkel enttäuscht über Klimaschutzmanagement

Überdies zeigte sich Kerkel von den Klimaschutzmanagerinnen enttäuscht. Sie würden schließlich von den Kommunen bezahlt, damit solche Verfahren liefen. In Anbetracht der fortzusetzenden Bauleitplanung für das Gebiet wolle er noch einmal das Gespräch mit Solleder suchen.

Während Caroline Marquardt (Wir) vorschlug, anzubieten, dass sie Gemeinde das Areal zusammen mit der Energiegenossenschaft vielleicht von Solleder pachten könnte, sah Rudi Reber (ABV) keinen Weg zurück zu einer Verständigung in irgendeiner Weise. Reber hatte nach eigenen Worten bereits mit Solleder gesprochen. Die Anlage sei abbestellt, und dabei würde es laut Solleder auch bleiben. Reber berichtete auch, dass der Sachbearbeiter Solleder bei einem persönlichen Treffen getriezt und provoziert haben soll. „Ich verstehe es nicht, dass eine Person in so einer Behörde so ein Projekt kaputt machen kann. Das werden wir uns nicht bieten lassen“, schimpfte der Dritte Bürgermeister.

Er sei geradezu vom Glauben abgefallen, als er aus der Zeitung von dem Debakel erfahren habe, ergänzte Fraktionskollege Michael Mohrenweiser. „Da können wir das ganze Freiflächen-Kataster in die Tonne drücken, wenn Investoren so schikaniert werden“, rief er verärgert. Er sei geradezu sprachlos, weil es ihm so leid tue um das Projekt, mit dem Waakirchen Pionierarbeit für den gesamten Landkreis hätte leisten können.

Vorreiter-Rolle wäre gewünscht gewesen

Auch Gisela Hölscher (FW) war „entsetzt“. Sie wähnte ein politisches Problem: „Alles, was Private machen, kann von der Politik ausgehebelt werden“, monierte sie und bezeichnete die weiteren Umweltauflagen, die das Landratsamt zu diesem späten Zeitpunkt des Verfahrens anmeldete, als „alles reines Alibi“. Das sei auch eine politische Ohrfeige gegen die Gemeinde, die schließlich alle Wege für dieses Vorzeigeprojekt geebnet habe.

Und Cornelia Riepe (Grüne) fügte fast schon lakonisch an: „Es ist extremst schade, dass der Solarpark geplatzt ist. Wir hätten uns sehr gewünscht, Vorreiter im Landkreis Miesbach sein zu können.“ In anderen Bundesländern sei das kein Problem. „Nicht einmal in anderen Landkreisen“, fügte Jan Heiermann (SPD) hinzu und führte als Beispiel den Solarpark in Bad Tölz an. ak

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