Anschlag aus dem Westjordanland – Israelisches Militär warnt vor Gewalteskalation
Nach einem Anschlag in Israel wächst vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs die Angst vor einem Kontrollverlust im Westjordanland.
Raanana – Bei einem Anschlag in der israelischen Stadt Raanana nördlich von Tel Aviv wurde eine 79-jährige Frau getötet und mehrere Menschen verletzt. Zwei Tatverdächtige aus dem besetzten Westjordanland wurden festgenommen.
Wie die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet, haben die mutmaßlichen Attentäter aus Hebron sowohl mit einem Messer angegriffen, als auch Menschen an verschiedenen Orten mit einem gestohlenen Auto angefahren. Sie kamen wohl illegal vom Westjordanland nach Israel. Der Inlandsgeheimdienst Schin Beth teilte laut AFP mit, dass er die beiden Verdächtigen im Alter von 25 und 44 Jahren verhöre.
Nach ihrem Anschlag kam die 79-Jährige zunächst schwer verletzt in das Meir-Krankenhaus in Kfar Saba nahe Raanana. Dort starb sie trotz Wiederbelebungsversuchen. Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom erklärte zudem, mindestens 17 Menschen seien verletzt worden, zwei davon schwer. Es sollen auch neun Kinder unter den Verletzten sein, eines davon mit schweren Verletzungen.
Die Hamas scheint nicht direkt an dem Anschlag beteiligt zu sein, unterstützt derartige Gewalttaten jedoch öffentlich. Allgemein drohe die Situation im Westjordanland immer mehr zu kippen. Laut Haaretz gab es seit Beginn des Krieges im Gazastreifen mehrere Gewalttaten von Palästinensern aus dem Westjordanland in Israel.
Krieg in Israel und Gaza: Militär warnt vor Gewalt aus dem Westjordanland
Der Unmut der palästinensischen Bevölkerung wächst auch im Westjordanland. Zum einen wegen der anhaltenden Kämpfe im Gazastreifen, zum anderen wegen der angespannten Situation zwischen israelischen Siedlern in dem Gebiet und der lokalen Bevölkerung. Informationen über geplante Gewalttaten in oder aus dem Westjordanland beunruhigen offenbar auch das israelische Militär.
Laut Haaretz arbeiten die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) bereits seit drei Monaten eng mit der israelischen Grenzpolizei, um mögliche Anschläge zu verhindern. Letzte Woche soll die IDF-Eliteeinheit „Duvdevan“ aus dem Gazastreifen ins Westjordanland verlegt worden sein – ein deutliches Zeichen, dass man sich um die Sicherheitslage in dem Gebiet sorgt.
Nicht nur vonseiten des Militärs werden Warnungen bezüglich der Sicherheitslage im Westjordanland laut. Auch der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet warnt vor einer Eskalation. Ein Kontrollverlust in dem Gebiet würde den Nahost-Konflikt auf eine unkontrollierbare Ebene heben.
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Israel-Gaza-Krieg: Anschlag entfacht Debatte über palästinensische Arbeitskräfte
Der Anschlag in Israel entfacht auch die Debatte um palästinensische Arbeitskräfte in Israel erneut. Auch wenn palästinensische Attentäter in der Vergangenheit meist illegal nach Israel einreisten, wird es für Benjamin Netanyahu immer schwieriger, die Einreise von Arbeitskräften zu verteidigen.
Die Sicherheitsfrage zwischen Israel und Westjordanland ist ein Dilemma. Einerseits gelten palästinensische Arbeitskräfte als Risiko. Andererseits droht bei weiteren Sanktionen die Wirtschaftskrise im Westjordanland zu eskalieren. Das könnte wiederum dazu führen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde die Kontrolle verliert und extremen Kräften im Westjordanland den Weg zu mehr Macht ebnen.