„Betreibt reinen Populismus“: Verein stellt sich gegen veraltetes Frauenbild der AfD
Der Verein „Sofia“ stellt sich gegen das veraltete Frauenbild der AfD. Man müsse klar Stellung beziehen gegen Ungleichheit.
Bad Tölz – Ein Frauenbild wie in vergangenen Zeiten, wie es die AfD propagiert? Dagegen möchte sich der Verein „Sofia“ stellen. Im Vortrag „Rolle rückwärts? Nicht mit uns“ von Bettina Messinger, bayerische Landesfrauensekretärin der Gewerkschaft Verdi, klärte sie im Tölzer „Metzgerbräu“ über Feminismus und das dagegen stehende Frauenbild der AfD auf.
„Grundlegend in einer demokratischen Gesellschaft“: Verein will mit Missverständnissen aufräumen
Zunächst räumte Messinger mit Missverständnissen auf. Feminismus sei kein Männerhass, sondern er kritisiere männliche Normen und daraus folgende Ungleichheiten. Die Gesellschaft müsse für alle Geschlechter gerecht sein – und lasse sich nicht in rein männlich und weiblich einteilen. Die Gender-Politik wolle allen Menschen, egal welchen Geschlechts, Rechnung tragen.
„Dahinter steckt der Schutz von Minderheiten. So etwas ist grundlegend in einer offenen, demokratischen Gesellschaft“, betonte Messinger. Sie zitierte aus einem Interview des bayerischen Wissenschaftsministers Markus Blume zur Begründung des bayerischen Gender-Verbots: Jeder solle so reden, wie er es möchte, sagte der Politiker auf mehrmalige Nachfrage schließlich. „Ich sehe da einen leichten Widerspruch“, kommentierte Messinger.
Rassistische und frauenfeindliche AfD-Positionen sind ebenfalls Thema
Die AfD allerdings gehe noch weiter und bestreite die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Dabei sei dieser Fakt durch das Statistische Bundesamt längst belegt. „Die AfD aber betreibt reinen Populismus“, sagte Messinger. Das vorgestellte Frauenbild stimme nicht mit der Gesellschaft überein. Die AfD in Nordrhein-Westfalen schreibe beispielsweise als Grundposition: „Der ideale Betreuungsplatz für ein Kleinkind ist auf Mamas Schoß.“
Auf einem Wahlplakat war eine sichtbar schwangere Frau liegend zu sehen. Dazu war zu lesen: „Neue Deutsche? Machen wir selber!“ Im Parteiprogramm kommt die völkische und rassische Ideologie zum Vorschein: Nur Ehe und Familie – natürlich bestehend aus Vater, Mutter und eigenen Kindern – könne das Staatsvolk als Träger der Souveränität hervorbringen. „Das Parteiprogramm muss genau gelesen werden“, so Messinger.
Es herrscht hier Fachkräftemangel, aber diese Partei will keine fremden Fachkräfte ins Land lassen. Und Frauen, die Hälfte der Bevölkerung, sollen vom Arbeitsmarkt nach Hause gedrängt werden. Wie soll das in Zukunft funktionieren?
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Zu Beginn der Diskussion bilanzierte Vereinsvorsitzende Angelica Dullinger den Widerspruch von AfD-Forderungen: „Es herrscht hier Fachkräftemangel, aber diese Partei will keine fremden Fachkräfte ins Land lassen. Und Frauen, die Hälfte der Bevölkerung, sollen vom Arbeitsmarkt nach Hause gedrängt werden. Wie soll das in Zukunft funktionieren?“
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Die folgenden Wortmeldungen drehten sich vor allem um das Thema Gleichberechtigung. Unter den 16 Zuhörern waren fünf Männer. Einer von ihnen merkte zum Thema Aufteilung der Hausarbeit an: „Bei uns Männern muss sich noch viel ändern, aber Frauen müssen uns auch ranlassen.“ Er bekam keinen Widerspruch.
Mann wird verspottet, weil er bei seinem Neugeborenen zuhaus bleibt
Eine Zuhörerin berichtete, dass ihr Sohn verspottet worden sei, als er bei seinem Neugeborenen zuhause blieb. Ein weiterer Gast meinte, dass gerade Frauengehälter nicht dazu ausgelegt seien, eine Familie zu ernähren. Die sogenannte Care-Arbeit müsse endlich materiell anerkannt werden, forderte eine Besucherin, denn sie werde hauptsächlich von Frauen getan. Darunter ist Kinderbetreuung oder Altenpflege, Arbeiten im Haushalt, Hilfe unter Freunden oder Ehrenamt gemeint, so die Definition der Bundeszentrale für politische Bildung.
Ein weiterer Gast formulierte, dass Gehalt und Ehegattensplitting darüber entscheiden würden, welcher Partner zuhause bleiben müsse, und erhielt dafür Applaus. Die Sofia-Vorsitzende ermahnte am Ende, Antifeminismus zu benennen und dagegen Stellung zu beziehen. Es gehe darum, diese Angriffe sichtbar zu machen und sie aufzuarbeiten. Dadurch könne die Zivilgesellschaft gestärkt werden. „Die Erzieherinnen streikten erfolgreich, ihr Zusammenschluss hat gewirkt“, erinnerte Dullinger. (Birgit Botzenhart)